Stiftung Knochenmarkspende:Teure Hilfsbereitschaft

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Lebensretter brauchen Geld: Hunderte ließen sich für einen leukämiekranken Dachauer typisieren. Doch nun wachsen den Helfern die Laborkosten über den Kopf - trotz Spenden.

Astrid Zehbe

Die Typisierungsaktion für einen leukämiekranken Familienvater aus Dachau hat der Datenbank der in Gauting (Landkreis Starnberg) ansässigen Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) nicht nur 879 potenzielle Spender eingebracht, sondern auch Kosten in Höhe von 35.160 Euro verursacht. "16.200 Euro konnten wir mittlerweile über Spenden einnehmen", sagt die Pressesprecherin der AKB, Verena Spitzer. "Trotzdem fehlen aber noch fast 20.000 Euro", bedauert sie und hofft, dass die Spendebereitschaft nicht abreißt.

Jede Typisierung ist mit Kosten von 40 Euro verbunden. (Foto: ddp)

Jede Typisierung ist mit Kosten von 40 Euro verbunden. "Dabei fallen so gut wie keine Material- oder Verwaltungskosten an", erklärt Verena Spitzer. "Die 40 Euro entsprechen ziemlich genau den Laborkosten." Um die Kosten so gering wie möglich zu halten, werden bei der Typisierung zunächst nur die Gewebemerkmale ermittelt. Weitere teure Tests auf mögliche Krankheiten folgen erst, wenn die Gewebemerkmale eines potenziellen Spenders für einen Patienten in Frage kommen. Dennoch: 40 Euro pro Typisierung muss die AKB erst einmal aufbringen und damit doppelt die Werbe- und Spendentrommel rühren: "Wir sind natürlich sehr glücklich, dass so viele Menschen bei den Aktionen mitmachen.

Jeder Teilnehmer ist ein möglicher Lebensretter. Umso mehr Menschen sich jedoch an den Aktionen beteiligen, umso höher müssen die Spenden sein, die wir eintreiben", erklärt Spitzer. Bislang sei es aber immer gelungen, die Aktionen im Nachhinein zu finanzieren.Ein Großteil der Gelder laufe nach und nach über das Spendenkonto ein. "Am Tag der Aktion hatten wir außerdem 2741 Euro in der Spendenkasse und aus dem Kuchenverkauf der betroffenen Familie haben wir auch noch ein paar Hundert Euro erhalten", sagt Spitzer. Auch in den Wochen nach der Aktion könne die AKB noch auf weitere Spenden für die Aktion hoffen.

Einfacher wäre es, wenn jeder Teilnehmer die 40 Euro für seine Typisierung als Spende zahlen würde. Doch davon hält Spitzer nichts: "Natürlich wäre es ein kostendeckendes Finanzierungsmodell, aber dann bleiben uns die Spender weg, weil die Leute nicht einsehen, für ihre eigene Spende noch was zahlen zu müssen." Verena Spitzer kann diese Argumentation nachvollziehen. "40 Euro sind viel Geld, vor allem für junge Leute, die sich noch in der Ausbildung befinden."

Gerade die wolle die AKB jedoch ermuntern, sich registrieren zu lassen, da sie noch lange in der Spenderdatei bleiben können. "Es wäre auch dumm, junge, spendebereite Menschen durch 40 Euro abzuschrecken", erklärt Verena Spitzer. Stattdessen geben ältere Menschen ab 60 Jahren, die nicht mehr als Knochenmarkspender in Frage kommen, oft größere Beträge, mit denen man vier oder fünf Typisierungen bezahlen kann. Spitzer hofft, dass dies auch diesmal wieder der Fall sein wird.

Auch der Dachauer Stadtrat Horst Ullmann (SPD), der die Typisierungsaktion als Schirmherr unterstützte, setzt sich engagiert dafür ein, dass der Betrag doch noch zusammenkommt. Sein Vorschlag im Familien- und Sozialausschuss, die Stadt an den Kosten zu beteiligen, wurde jedoch abgelehnt. "Das ist schade, aber wenn wir so etwas einmal machen, dann müssten wir es immer machen", erklärt er. Stattdessen sammelt er weiter und bittet auch die Bürger um Spenden.

Dass sein Vorstoß im Familien- und Sozialausschuss nicht ganz umsonst war, erfährt er am Telefon: Oberbürgermeister Peter Bürgel lässt aus Anlass der Wiedereröffnung des Dachauer Schlosscafés eine Spendenbox aufstellen. Horst Ullmann freut sich: "Da bekommen wir wieder ein paar Euros rein. Am Ende werden wir es alle gemeinsam schaffen, das fehlende Geld zusammenzubekommen."

© SZ vom 30.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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