Steinhard über WM-Stress:"Vor allen Dingen cool bleiben"

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Kardiologe Steinhard darüber, was man tun kann, wenn man sich vorm Fernseher besonders aufregt -und ob Herzkranke aufs WM-Gucken verzichten sollten.

Robert Stocker

Die Spiele der Fußball-WM zehren an den Nerven der Fans und bringen ihren Puls gehörig auf Touren. Eine Untersuchung der Stiftung Gesundheit hat jetzt ergeben, dass die Suche nach Herzspezialisten im Internet seit Beginn der Weltmeisterschaft stark zugenommen hat. Menschen, die Probleme mit Herz und Kreislauf haben, spüren dies besonders in Stress-Situationen. Dazu gehören auch spannende Fußballspiele. Robert Stocker sprach mit dem Dachauer Kardiologen Rainer Steinhard über den WM-Stress vor dem Fernsehgerät.

Dachauer Kardiologen Rainer Steinhard. (Foto: Niels P. Jørgensen)

SZ: Herr Steinhard, bemerken Sie in Ihrer Praxis, dass gerade die WM läuft?

Steinhard: Wie meinen Sie das?

SZ: Kommen nach den Spielen der deutschen Nationalmannschaft viele Patienten mit Herzproblemen zu Ihnen?

Steinhard: Nein, das Problem ist eher marginal. Das ist kein Massenphänomen, das sind eher Einzelfälle.

SZ: Sind denn Menschen mit schwachem Herzen oder Bluthochdruck bei aufregenden Spielen besonders gefährdet?

Steinhard: Ja, da kann es zu Blutdruckkrisen kommen, die Durchblutungsstörungen oder Kreislaufprobleme zur Folge haben. Vor einigen Jahren hat eine Studie des Klinikums Großhadern ergeben, dass die Herzinfarktrate in der Region München bei Spielen der deutschen Nationalmannschaft leicht gestiegen ist. Untersuchungen haben aber gezeigt, dass die Zahl der Herzinfarkte etwa auch bei Erdbeben steigt. Das heißt: Stress-Situationen, in denen viel Adrenalin frei gesetzt wird, fördern grundsätzlich Herzinfarkte. Das hat nicht unbedingt etwas mit Fußball zu tun.

SZ: Was kann man tun, damit man sich vor dem Fernseher nicht so aufregt?

Steinhard: Risikopatienten sollten präventiv den Blutdruck senken und vor allen Dingen cool bleiben.

SZ: Wie sollen Patienten bei Herzbeschwerden vor dem Fernsehgerät reagieren?

Steinhard: Wenn der Patient Druck im Brustbereich spürt, sollte er sofort den Rettungsdienst alarmieren. Je früher, desto besser.

SZ: Sollten Herzkranke auf die Fußball-WM im Fernsehen verzichten?

Steinhard: Natürlich nicht. Wenn ein Risikopatient gut eingestellt ist, kann eigentlich nichts passieren. Und zum Public Viewing kommen ja nur junge Leute.

© SZ vom 7.7.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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