Stadtwerke Dachau:Klotz am Bein

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Die Stadtwerke werden ihre 800 000 Euro teure Beteiligung am Kohlekraftwerk Lünen nicht los. Das hat auch mit der Konstruktion des Vertrags zu tun.

Rudi Kanamüller

Die Baustelle des Trianel-Kohlekraftwerk Lünen, aufgenommen im November 2011. (Foto: privat)

- Ihren Anspruch, die Energiewende nachhaltig mit zu gestalten, haben die Dachauer Stadtwerke bei der Gesellschafterversammlung des Stadtwerke-Verbunds Trianel im Dachauer Schloss bekräftigt. Dort, so teilen die Dachauer Stadtwerke in einer Stellungnahme mit, seien auch die "gesellschaftsrechtlichen Voraussetzungen" geschaffen worden, um das Engagement der Trianel im Bereich der erneuerbaren Energien, insbesondere im Bereich der Windkraft, zu forcieren.

Die Dachauer Stadtwerke sind seit dem Jahr 2006 an der Trianel mit einem Anteil von 0,5 Prozent beteiligt. "Trianel", so lobt sich der Verbund selbst, sei "Europas führendes Netzwerk konzernunabhängiger Stadtwerke". Die Trianel-Gesellschafter kommen ebenso aus Lübeck in Schleswig-Holstein, wie aus Alkmaar in den Niederlanden, aber auch aus Salzburg in Österreich oder Solothurn in der Schweiz. Die Stadtwerke Dachau selbst gehören eher zu den kleinen Anteilseignern. Die Trianel-Gesellschafter tagen vierteljährlich an wechselnden Orten, um die "zentralen Richtungsentscheidungen im Netzwerk zu treffen". Wie ein Verbundsprecher sagte, habe man den Veranstaltungsort Dachau "mit Bedacht ausgewählt".

Denn bis zum Jahr 2050, so haben sich die Dachauer Stadtwerke zum Ziel gesetzt, soll die Stromversorgung ihres Versorgungsgebiets zu 100 Prozent aus regenerativen Energien sichergestellt werden. Langfristig sei daran gedacht, den gesamten Strombedarf selbst zu erzeugen.

Sichergestellt werden soll dies durch einen Mix aus "klassischen Energiequellen wie beispielsweise Erdgas, Wind- und Wasserkraft, beziehungsweise durch dezentrale Energieerzeugung mit Mini- und Mikro-Blockheizkraftwerken". Über die Trianel halten die Stadtwerke Dachau Beteiligungen am Gas-Turbinen-Kraftwerk Hamm-Ütropp oder an einer Off-Shore-Windkraftanlage vor der Nordsee-Insel Borkum. Die Gesellschafter der Trianel GmbH versorgen über sechs Millionen Menschen mit Energie. Das Verbundunternehmen Trianel selbst wurde 1999 in Aachen von vier Stadtwerken gegründet, um ein Gegengewicht zu den großen Konzernen im Markt zu bilden.

Nach wie vor ein Klotz am Bein der Dachauer Stadtwerke ist ihre Beteiligung am Kohlekraftwerk Lünen, wie Stadtwerkesprecher Gernot von Natzmer auf Nachfrage der Dachauer SZ bestätigte. Denn bis heute habe sich nämlich kein Käufer gefunden für den knapp 800 000 Euro-Anteil an dem insgesamt 1,4 Milliarden teuren Kraftwerk, das sich noch im Bau befindet. Betreiber des Kraftwerks ist der Stadtwerke-Verbund Trianel.

Wie berichtet, war die Beteiligung der Stadtwerke an dem 750-Megawatt Kohlekraftwerk von Beginn an energiepolitisch umstritten. Im Sommer des Jahres 2010 schließlich verlangte eine Mehrheit der Dachauer Bürger in einem Bürgerentscheid den Ausstieg aus dem Milliarden-Projekt. Allerdings bislang vergeblich. Denn die Stadtwerke Dachau sind vertraglich bis zum Jahr 2032 gebunden. Was den Ausstieg der Stadtwerke aus dem Kohlekraftwerk-Projekt zudem erschwert ist die Tatsache, dass sich laut Vertrag nur kommunale Investoren am Kohlekraftwerk Lünen beteiligen dürfen.

© SZ vom 14.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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