Stadtrat Wolfgang Moll:Ein Mann, zwei Vereine

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Vor der Mitgliederversammlung des Radsportclubs Soli Dachau lässt Stadtrat Wolfgang Moll eine erneute Kandidatur als Vorsitzender offen. Er wird auch als Präsident des TSV Dachau 1865 gehandelt.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Der Dachauer Stadtrat Wolfgang Moll hat sich erstmals öffentlich als neuer Vorsitzender des Sportvereins TSV Dachau 1865 ins Spiel gebracht. Momentan steht er noch dem Radsportclub Soli Dachau vor. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung ließ er offen, ob er an diesem Mittwoch erneut für dieses Amt kandidieren wird. Auf die Frage, ob seine Erwägungen in Zusammenhang mit dem vakanten Posten des Vorsitzenden beim TSV 1865 stehen, antwortete Moll: "Die Frage ist nachvollziehbar. Jeder weiß, dass ich mich generell für den Sport in Dachau und im Landkreis, auch vereinsübergreifend sehr engagiere. Als langjähriges Vereinsmitglied und früherer Aktiver liegt mir der TSV 1865 im Besonderen am Herzen."

Beim TSV 1865 werden sie folglich genau hinhören, wenn an diesem Mittwoch der Radsportverein Soli Dachau seine Mitgliederversammlung mit Neuwahlen abhält. Moll sagt vorab über die Situation bei dem Dachauer Radsportverein: "Es ist uns nicht gelungen, eine ideale Nachfolgeregelung zu finden." Moll, der dem Verein seit 1989 erfolgreich vorsteht, will seine Entscheidung über eine erneute Kandidatur zwar erst auf der Mitgliederversammlung verkünden. Schon jetzt aber sagt er: "Es könnte darauf hinauslaufen, dass ich mich für eine weitere Periode zur Verfügung stelle. Ich bin der Letzte, der etwas hinterlässt, ohne es in guten Händen zu wissen. Für mich ist die Soli ja ein Stück Lebenswerk."

Mit rasender Geschwindigkeit geht es seit 70 Jahren über das holprige Pflaster der Dachauer Altstadt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Molls Aussagen lassen Platz für Spekulationen. Will er womöglich zwei Sportvereine gleichzeitig führen? "Das eine schließt das andere nicht aus", sagt er. Ein mögliches Engagement als Vorsitzender des TSV 1865 will er weder bestätigen noch dementieren. Nach dem Rücktritt des langjährigen Vorsitzenden Richard Reisböck, der den Verein 22 Jahre lang leitete, und dem kurzen Intermezzo unter Sebastian Stirner, der nach wenigen Monaten wegen persönlicher Anfeindungen aus dem Vereinsumfeld zurücktrat, wird der TSV derzeit interimsmäßig von der stellvertretenden Vorsitzenden Gabi Siegl und Schatzmeister Klaus Bambach geführt. Für eine zukunftsfähige Lösung gebe es inzwischen ein Konstrukt, sagt Moll, "aber die Personalien werden erst demnächst entschieden." Schließlich kündigt Moll an, dass der TSV Ende Juni oder spätestens Anfang Juli seine Mitgliederversammlung abhalten werde, bei der auch der neue Vorsitzende gewählt wird.

Bei den Mitgliedern des TSV, so viel steht fest, genießt Moll, seit 1979 Vereinsmitglied und ehemaliger Fußballer, großen Respekt. Klaus Edlbauer, stellvertretender Abteilungsleiter Fußball und seit 1979 Mitglied beim TSV, sagt: "Was besseres als Moll könnte dem Verein nicht passieren. Ich hoffe, dass er das Amt übernimmt." Von der Fußballabteilung, die großes Gewicht im Verein hat, bekomme Moll "hundertprozentige Rückendeckung", sagt Edlbauer. Er ist überzeugt: "Wenn er sich zur Wahl stellt, dann wird er auch der neue Vorsitzende."

Das Herz von Stadtrat Wolfgang Moll schlägt für zwei Vereine: TSV 1865 und Soli Dachau. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Edlbauer ist nicht entgangen, dass sich Moll in den vergangenen Monaten stark ins Zeug gelegt hat für den Verein. Viele Vereinsmitglieder sehen in ihm die ideale Besetzung für den vakanten Posten des Vereinsvorsitzenden. Als Chef beim Radsportverein Soli hat er sich über Jahrzehnte bewiesen. Hinzu kommt, dass Moll in seiner Funktion als Dachauer Stadtrat seinen politischen Einfluss für den Verein geltend machen könnte. Der TSV sucht bekanntlich seit mehr als 15 Jahren ein geeignetes Grundstück für den lange geplanten Umzug von den beengten Sportstätten an der Jahnstraße auf ein größeres Vereinsgelände auf der Ostseite der Theodor-Heuss-Straße. Als kommissarisches Mitglied des Vorstands fungiert Moll in den Umzugsverhandlungen schon jetzt als "Mediator" zwischen Verein und Stadt, wie er selbst sagt. Er gilt beim TSV 1865 Dachau offensichtlich als Hoffnungsträger, was die Zukunft des Vereins betrifft.

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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