Stadtrat in Dachau:Netter Zugewinn

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In Dachau darf einmal mehr ein privates Unternehmen größer bauen als ursprünglich genehmigt - dank CSU, FDP und Freien Wählern.

Walter Gierlich

"Ich halte eine Geschossflächenmehrung von mehr als zehn Prozent gegenüber dem Vorbescheid nicht für zulässig." SPD-Stadtrat Günter Heinritz brachte seine Ablehnung deutlich zum Ausdruck.

Die Stadtratsmehrheit aus CSU, Freien Wählern und FDP erlauben einem Unternehmer, in der Hermann-Stockmann-Straße nun doch größer zu bauen als ursprünglich genehmigt. (Foto: Symbolbild: ddp)

Er war einer von sechs Mitgliedern des Bauausschusses aus den Fraktionen von SPD, Überparteiliche Bürgergemeinschaft (ÜB), Grünen und Bündnis für Dachau, die den Bauantrag für neun Häuser mit insgesamt 54 Wohneinheiten auf dem Gelände, wo derzeit noch das Amalie-Nacken-Heim steht, ablehnten.

Die neun Stadträte von CSU, Freien Wählern und FDP billigten dem Bauträger Herbert R. Ullmann ("Ihr Eigenheimprofi") die Mehrung der Wohnfläche um rund 700 Quadratmeter im zweiten Anlauf zu.

Im Juni hatte der Ausschuss eine Entscheidung über den Bauantrag noch vertagt - er wäre damals möglicherweise abgelehnt worden. Offizieller Grund für die Vertagung waren nicht ausreichende Abstandsflächen.

Nun stand das Thema also erneut auf der Tagesordnung, und Bauamtsleiter Michael holte bei seinen Erläuterungen weit aus. Weil die Stadt einst auf dem Nachbargrundstück der sogenannten Huber-Villa einen ziemlich massiven Gebäuderiegel im hinteren Bereich des Areals genehmigt hatte, müsse sie Ähnliches auch dem Bauträger für das Gelände des Amalie-Nacken-Heims zugestehen.

Nach Informationen der SZ hatte Ullmann das Grundstück im Jahr 2004 vom Verein Kinderschutz e. V. für 3,5 Millionen Euro erworben.

Statt des nüchternen Zweckbaus sollen auf dem Gelände - mit den früheren Künstlervillen in der Umgebung eine durchaus feine Adresse - Eigentumswohnungen in gehobenem Stil entstehen.

Für die Bebauung gibt es aus dem Jahr 2003 bereits einen Vorbescheid, den der Bauausschuss damals einstimmig gebilligt hatte. Wie schon im Juni gab es auch diesmal erheblichen Unmut darüber, dass man dem Bauträger nun eine erheblichen Zusatzgewinn durch die vergrößerte Wohnfläche zubilligen sollte.

Mit der Begründung für die Baurechtsmehrung, die Stadtbaurat Simon gegeben hatte, war Bündnis-Fraktionschef Kai Kühnel ganz und gar nicht einverstanden. "Man müsste sämtliche rückwärtigen Nachbargrundstücke einbeziehen", meinte er.

Auch der ÜB-Fraktionsvorsitzende Peter Denk konnte sich mit der nachträglichen Verdichtung - einem Phänomen, das bei Bauvorhaben in Dachau fast schon an der Tagesordnung ist - nicht anfreunden: "Die Situation hat sich gegenüber dem Vorbescheid nicht verändert."

Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) gab den Altvorderen die Schuld, die dem Vorhaben auf dem Huber-Villa-Grundstück zugestimmt hatten. Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) schließlich erklärte, dass Grundstücke in dieser Lage "äußerst geeignet für Verdichtung" seien.

© SZ vom 23.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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