Sportförderung:Die Debatte um die Eissporthalle geht weiter

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Die Grünen im Stadtrat lehnen das Woodpeckers-Projekt ab, weil sie ein großes finanzielles Risiko sehen. Viele sind vom Umgang mit den Ehrenamtlichen enttäuscht

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Debatte um ein Eissportstadion wird weiterhin emotional geführt. Am Tag nach der Ablehnung des ESV-Vorhabens im Haupt- und Finanzausschuss legt Grünen-Stadtrat Thomas Kreß nach und verdächtigt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), im Bauamt Gutachten zu bestellen. SPD, Oberbürgermeister und Bündnis für Dachau unterstützen das ESV-Vorhaben. Wie die CSU lehnen die Grünen sowohl das Stadion als auch den Standort Wallbergstraße ab. In Dachau Süd Bäume zu fällen, sehen sie als vertretbar an. Es handele sich bei diesem Streifen Bannwald nicht um wertvollen Wald, er könne an anderer Stelle aufgeforstet werden. Es gehe nur um 2000 nicht um 1000 Quadratmeter Wald, so Kreß. Eine Parkplatznot sieht er nicht. Bauamtsleiter Moritz Reinhold hatte dargelegt, dass es planungsrechtlich schwierig werde, eine neue Eislaufhalle am ASV zu bauen. Weil Stellplätze fehlten. Kreß sagt dazu: "Da ist wohl die Order gekommen: Ihr habt jetzt Bedenken." "Warum sollte ich das tun?", sagt Hartmann. "Ich bin froh, wenn das Bauamt gewissenhaft arbeitet."

Der Verein ESV Woodpeckers Dachau richtet jährlich Meisterschaften im Sledge Eishockey aus. Mit seinem Vorhaben für ein Behindertensportgerechtes Stadion wird er vom Deutschen Behindertensportverband und der Aktion Mensch unterstützt. Es gibt vielfältige Finanzierungszusagen für das teure Projekt. (Foto: Toni Heigl)

Im Bau- und Planungsausschuss am 2. April wird wieder über die Eishalle beraten. Die Grünen hatten in der Diskussion am Mittwoch am meisten überrascht. Sie stimmen weder mit dem Bund Naturschutz überein, der die Wallbergstraße befürwortet und die Bannwald-Rodung scharf ablehnt, noch mit dem Jugendrat, der sich hinter den ESV gestellt und eine Demo für das Stadion organisiert hatte. Grünen-Stadträtin Luise Krispenz, zugleich Jugendreferentin und beratendes Mitglied im Jugendrat, stellte in der Sitzung das Rederecht des Jugendratssprechers Berkay Kengeroglu infrage. Kreß sagt, er habe die Diskussion im Hauptausschuss als belastend empfunden. Es komme ihm vor, als sei "eine Horde Versicherungsvertreter" unterwegs gewesen, um so viele Menschen zu überzeugen. Er sieht vor allem "ein riesiges, finanzielles Risiko". Das Projekt nütze ganz allein dem ESV, es sei nicht hinnehmbar, dass die Stadt jedes Jahr wieder die öffentliche Nutzung verhandeln müsse.

Anthony Vilano (l.) und Stefan Steurer vom ESV Woodpeckers bleiben optimistisch. "Wir halten an unserem Plan fest." Sponsor VR-Bank hält zu ihnen. (Foto: Toni Heigl)

Auch die Millioneninvestitionen in ASV und TSV kommen jedoch zu allererst den Vereinsmitgliedern zugute. Hallen dürfen zwar von Schulen genutzt werden, das wäre auch beim ESV so. Am ASV finden Veranstaltungen wie die Job-Messe oder Parteiversammlungen statt. An solchen Veranstaltungen Dritter in einem ESV-Stadion aber stört sich die CSU massiv.

Den ESV-Vorsitzenden Stefan Steurer wurmt, dass Unwahrheiten verbreitet würden. Es gehe um eine Halle mit 400 bis 500 Stehplätzen für Zuschauer. Nicht mehr. "Es werden Fakten negiert", sagt er. Erstaunt nehmen die Vertreter der Volksbank Raiffeisenbank Dachau zur Kenntnis, dass ihre schriftliche Zusage, den ESV über Jahre hinaus großzügig finanziell zu fördern, von den Kritikern angezweifelt wird. "Wir verfolgen das mit großer Aufmerksamkeit", sagt Sprecher Martin Richter. Die VR-Bank lehnt den Standort am ASV wegen des Bannwalds ab.

Der ASV-Vorsitzende Andreas Wilhelm sagt deutlich: "Ich wäre froh, wenn die Eislauffläche an die Wallbergstraße käme." Denn das bedeutet mehr Platz für den ASV. Dem größten Sportverein Dachaus mit 4500 Mitgliedern pressiert es. Für ihn hängt an der Eishallen-Planung die Planung für die neue Georg-Scherer-Halle. Die soll auf den Platz der jetzigen städtischen Eisbahn, die dafür auf die Fläche von Tennisfeldern und Bannwald rücken könnte. Wilhelm spricht von durchbrechenden Böden und einem Brandschutz, der kaum noch als solcher gelten kann. SPD-Fraktionssprecherin Christa Keimerl fürchtet, dass der ASV Mitglieder verliert, wenn er nicht bald modernisiert wird. Die Unterstützer enttäuscht vor allem der Umgang mit den Ehrenamtlichen, die viel Zeit in die Planung gesteckt hatten. Steurer sagt, die Jugendlichen, die in großer Zahl in die öffentliche Sitzung gekommen waren, "haben leider keinen guten Eindruck von der Politik gewonnen." Die Jungen Freien Wähler Dachau, von denen keiner im Stadtrat vertreten ist, melden sich mit der Idee zu Wort, die Halle auf den TSV-Flächen zu errichten. Ob in der verfahrenen Situation jemand Lust hat, darauf einzugehen, bleibt fraglich.

© SZ vom 15.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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