SPD-Politiker bezieht  Bürohaus in Olching:Diskussionspartnerinnen

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Einer von zwei Schreibtischen: Svenja Bille ist Mitarbeiterin von Michael Schrodi und Geschäftsführerin der SPD-Kommunalpolitiker. (Foto: Johannes Simon)

Svenja Bille und Nicole Oesterling unterstützen den Neu-Abgeordneten Michael Schrodi

Von Andreas Ostermeier, Olching

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi versteht sich als Linker. Doch was sein Wahlkreisbüro angeht, wählte er die Mitte. Deshalb sind er und seine Mitarbeiterinnen Svenja Bille und Nicole Oesterling in ein Bürohaus in Olching eingezogen. Der Ilzweg 1 dürfte das erste Abgeordnetenbüro in der Landkreiskommune sein. Üblicherweise bevorzugen Abgeordnete des Land- oder Bundestages Adressen in Fürstenfeldbruck oder Dachau. Schrodi sitzt genau dazwischen, gut erreichbar mit Auto und S-Bahn. Seine Wahl will er auch politisch verstanden wissen. Er wolle mit dem Sitz des Büros zeigen, dass er keinen der beiden Landkreise, die zu seinem Wahlkreis gehören, präferiere. Bestimmt schätzt er zudem den kurzen Weg, denn Schrodi und seine Familie sind in Olching zu Hause.

Weiter ist der Arbeitsweg für Svenja Bille. Die 27 Jahre alte Politologin wohnt in Fürstenfeldbruck. Sie arbeitet nur halbtags im Abgeordnetenbüro, denn Bille, die auch dem SPD-Kreisvorstand angehört, hat noch einen zweiten Job als Landesgeschäftsführerin der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) in München. Von dort aus liefert sie Informationen an Kommunalpolitiker der SPD, vermittelt Referenten und kümmert sich um die Finanzen der SGK. Die Kontakte, die sie durch diese Tätigkeit gewonnen, und das Wissen, das sie sich angeeignet hat, helfen auch Schrodi. Denn trotz all der Fachthemen, die er als Mitglied des Finanzausschusses im Bundestag zu bearbeiten hat, will er die kommunalpolitischen Probleme in seinem Wahlkreis im Blick behalten. Auch Bille kann ihre beiden beruflichen Aufgaben gut verbinden, denn in Schrodis Büro laufen kommunal- und bundespolitische Themen zusammen. Für sie passe die Arbeit in Olching deshalb "perfekt", sagt die Mitarbeiterin aus Fürstenfeldbruck.

Bille ist mehr als eine Hüterin des Terminkalenders oder Organisatorin des Abgeordnetenbüros. Freilich kümmert sie sich um die Koordination von Terminen und die Öffentlichkeitsarbeit, doch Bille ist zudem Diskussionspartnerin und regt eigenständig Themen und Veranstaltungen an. Gleiches gilt für Oesterling. Die 26 Jahre alte Volkswirtin ist jeden Tag im Büro. Sie gehört keiner Partei an, ist aber ebenso ein politischer Kopf wie Bille. Genau das habe er gesucht, sagt Schrodi, der seine Mitarbeiterinnen als "politische Mitgestalterinnen" tituliert. Zwar müsse er eine Entscheidung vertreten können, gar wenn es ans Abstimmen geht oder eine Rede zu halten ist, aber davor sollen die Mitarbeiterinnen ihre Meinung sagen, auch wenn die sich von Schrodis Ansicht unterscheidet. So gab es im Büro beispielsweise eine Debatte über das Für und Wider einer erneuten Beteiligung der Sozialdemokraten an einer großen Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel.

In Bille und Oesterling hat der neue SPD-Abgeordnete zwei junge Mitarbeiterinnen. Die beiden anderen Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis, Katrin Staffler (CSU) und Beate Walter-Rosenheimer (Grüne), haben erfahrenere Kräfte an ihrer Seite. Auch das Olchinger Büro hat noch einen jugendlichen Charme. Das eine oder andere Möbelstück soll noch dazukommen, der Eingangsbereich soll noch verändert werden. Bille gibt das zu: "Wir sind neu", und wendet es ins Positive: "Wir haben keine eingefahrenen Strukturen."

Außerdem geht das Einarbeiten recht schnell. So war das Fernsehen bereits da. Schrodi musste ein Statement zur Abgabenordnung in die Kamera sprechen. Die Kenntnis der Paragrafen der Abgabenordnung gehören zu seinen Aufgaben als Finanzpolitiker und Berichterstatter für die SPD-Fraktion. Anlass des TV-Berichts war, dass die globalisierungskritische Organisation Attac die Gemeinnützigkeit verlieren soll. Darum wird jetzt vor Gericht gestritten. Doch es geht nicht nur um Finanzpolitik. Neulich erhielt Schrodi Besuch von einem Vertreter des Vereins der Aquarien- und Terrarienfreunde. Der Besucher vom Ortsverband Karlsfeld wollte sich mal beim neuen Bundestagsabgeordneten vorstellen.

© SZ vom 09.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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