Soziale Medien:Tierschutz online

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Dachauer Facebook-Initiative sammelt nicht nur Spenden, sondern bringt auch Bewegung in die politische Diskussion

Von Benjamin Emonts, Dachau

"Spätestens Ende September sind wir pleite", sagte Silvia Gruber im August 2015. Der Dachauer Tierschutzverein, den Silvia Gruber seit vielen Jahren leitet, stand vor dem Aus. Ohne Zuschüsse, mit einer Fundtierpauschale, die nicht alle Kosten deckt, war das Defizit wieder einmal bedrohlich angewachsen. Allein bei den Fundtieren liegt es, auf den Zeitraum 2001 bis 2014 gerechnet, bei mehr als zwei Millionen Euro. Bisher hatten die Ehrenamtlichen die Lücken immer aus eigener Kraft ausgeglichen, durch Aktionen und Spenden, deren Zufluss natürlich nicht steuerbar ist.

Diesmal aber brauchte der Verein Hilfe, doch die Kommunalpolitik schenkte seinen Alarmrufen wenig Gehör. Doch Bürger in Dachau und im Landkreis gründeten quasi über Nacht eine Initiative auf Facebook, um den Tierschutzverein zu retten. Sie traten damit eine Welle der Solidarität in der Bevölkerung los und sammelten durch unzählige Aktionen Spenden im Wert von mehr als 15 000 Euro. Silvia Gruber konnte Ende Oktober erleichtert verkünden: "Bis Ende des Jahres kann der Betrieb des Tierheims auf jeden Fall aufrecht erhalten werden." Mit der bundesweiten Kampagne "Tierheime helfen, helft Tierheimen", welche der Deutsche Tierschutzbund nun ausgerufen hat, hat die Dachauer Facebook-Initiative vieles gemein. "Die Kampagne spricht genau das an, was wir seit vergangenem August bereits machen", sagt Elisabeth Kürzinger, eine der Gründerinnen der Facebook-Gruppe. Schließlich fordere die Kampagne neben mehr staatlicher Unterstützung auch Eigeninitiative, um die klammen Tierheime in ganz Deutschland zu unterstützen. "Die Aktion macht deutlich, dass man auch als Privatperson den Tierheimen helfen kann", sagt Kürzinger. "Auf den Vater Staat kann man sich nicht verlassen."

Vereinsvorsitzende Silvia Gruber machte kein Geheimnis daraus, dass die Insolvenz ohne den Einsatz der Facebook-Gruppe wohl nicht zu verhindern gewesen wäre. Auch jetzt noch ist das Tierheim weit davon entfernt, sich als gerettet bezeichnen zu dürfen. Fest steht aber, dass die Facebook-Initiative, die inzwischen 1224 Mitglieder zählt, heute ein sicherer und treuer Verbündeter des Tierschutzvereins ist. Das medienwirksame Engagement der Bürger rüttelte die Politik wach. Nicht alle aber weitere Gemeinden erhöhten die Fundtierpauschale, Stadträte und Landkreis-Bürgermeister besichtigten das Tierheim, eine Arbeitsgruppe wurde gebildet - man will offenbar die Finanzierung des Tierschutzes auf festen Boden stellen. Die Online-Community hat das unbegründet schlechte Image der Tierschützer in der Öffentlichkeit korrigiert - und hilft weiter tatenkräftig. Gerade wurde ein ganzer Kofferraum Futterspenden gebracht. Insgesamt, so Kürzinger, bisher im Wert von ungefähr 10 000 Euro

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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