Schönbrunn:Energie vom Acker

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Die Franziskanerinnen von Schönbrunn geben die ökologische Landwirtschaft auf. Jetzt wollen sie mit den Produkten von ihren Feldern in einer Biogasanlage am östlichen Ortsrand Strom und Wärme erzeugen.

Robert Stocker

Die von der geplanten Biogasanlage erzeugte Wärme soll zu hundert Prozent vom Franziskuswerk selbst genutzt werden. (Foto: DAH)

- Auch die Kirche setzt auf erneuerbare Energien: Die Franziskanerinnen von Schönbrunn wollen am Ortsrand eine Biogasanlage errichten, die das Franziskuswerk mit Strom und Wärme versorgt. Die Anlage soll 500 Kilowatt elektrische und 540 Kilowatt thermische Leistung erzeugen. Die Wärme soll zu hundert Prozent selbst genutzt werden. Voraussetzung dafür ist eine grundlegende Umstellung der Landwirtschaft. Bisher produzierten die Franziskanerinnen auch Lebensmittel und Futter für die Masttierhaltung, künftig wollen sie Ackerland und Grünflächen ausschließlich zur Energie- und Wärmeerzeugung nutzen. Am Mittwoch stellt der Orden das geplante Projekt der Öffentlichkeit vor.

Hintergrund für den Bau der Biogasanlage bei einer Sandgrube am östlichen Ortsrand von Schönbrunn sind vor allem wirtschaftliche Überlegungen. Die Franziskanerinnen betreiben seit 1999 eine ökologisch ausgerichtete Landwirtschaft, die wegen der niedrigen Preise für die Produkte nicht das erwartete Ergebnis brachte. Weil die Defizite auf längere Sicht nicht mehr tragbar waren, beschloss der Orden im vergangenen Jahr, die Landwirtschaft für die Energieproduktion umzustellen. Bisher wurden die landwirtschaftlichen Produkte nach Naturlandrichtlinien erzeugt, jetzt sollen Mais, Kleegras, Grünroggen und Hirse als Substrat für die Biogasanlage dienen. "Es war eine ökonomische Entscheidung", sagt Andreas Simnacher, der dem Lenkungsausschuss für das Projekt angehört.

Es seien auch Alternativen im Gespräch gewesen. Der Orden habe alle Argumente für und gegen die Anlage abgewogen. Entscheidend war laut Simnacher auch die Frage, ob das Projekt gegen ethische Grundsätze der Kirche verstoße. Die Prämisse des Ordens sei eine ausgewogene Bodennutzung. "Wir wollen keine Mais-Monokultur, um die Gefahr einer Bodenerosion auszuschließen", stellt Simnacher in Richtung möglicher Kritiker fest. Zwar sei der Orden aus dem Verband Naturland ausgetreten, der einen ökologischen Anbau vorschreibt, doch werde er künftig auch keinen Raubbau betreiben. Auch für die Energieproduktion wollen die Franziskanerinnen eine ökologische Fruchtfolge einhalten. Die Restprodukte sollen als Dünger für die Äcker dienen. "Das franziskanische Verständnis bezüglich des Umgangs mit der Schöpfung ist durch den Kreislauf Frucht - Biogas - Energie - Dünger gewährleistet", heißt es in einer Pressemitteilung des Ordens. Lebensmittel werden künftig aber nicht mehr produziert.

Überschüssigen Strom, den die 500-Kilowatt-Anlage erzeugt, wollen die Franziskanerinnen ins Netz einspeisen. Die Abwärme soll zu hundert Prozent selbst genutzt werden. "Nichts von der Wärme soll verpuffen, wir wollen die gesamte thermische Leistung nutzen", betont Andreas Simnacher vom Lenkungsausschuss. Der Standort der Anlage, der relativ weit vom Ortskern entfernt liegt, wurde bewusst gewählt, um die Menschen im Ort so wenig wie möglich mit etwaigen Emissionen zu belasten. Andererseits liegt die Anlage noch nahe genug, um die Wärmeverluste beim Transport gering zu halten.

Noch ist das Projekt in der Planungsphase. Pläne wurden bisher weder dem Röhrmooser Gemeinderat noch dem Landratsamt präsentiert. "Die Gemeinderäte kennen noch nicht die Details, wurden aber über das Vorhaben informiert", stellt Simnacher fest. Erst müsse die Planung abgeschlossen werden. Wie die Biogasanlage auch technisch aussehen soll, erfahren Interessierte an diesem Mittwoch. Die Franziskanerinnen stellen das Projekt von 15 bis 17 Uhr im Schönbrunner Theatersaal vor. Auch ein Vertreter des zuständigen Ingenieurbüros wird anwesend sein.

© SZ vom 09.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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