Schlosskonzert Dachau:Berückend schöne Töne

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Die Münchner Residenz-Solisten verwöhnen das Publikum im Dachauer Schloss mit einer gelungenen Mischung aus Populärem und Kostbarkeiten des Barock und der Wiener Klassik.

Adolf Karl Gottwald

Das Februar-Konzert der Münchner Residenz-Solisten im Dachauer Schloss erfüllte sehr hohe Ansprüche. (Foto: joergensen.com)

Der Holzdecke im Festsaal verdankt es das Dachauer Schloss, dass es von "Bavaria Klassik" neben Nymphenburg und Schleißheim für die "Münchner Schlosskonzerte" ausersehen wurde. Für die Konzertbesucher aber ist wohl das Programm und seine Ausführung wichtiger als der prachtvolle Rahmen, der freilich auch Qualitätsansprüche stellt. Das Februar-Konzert der Münchner Residenz-Solisten im Dachauer Schloss erfüllte jedenfalls sehr hohe Ansprüche.

Zunächst ein "Hoch" auf das Programm. Das war die ideale Mischung aus Populärem wie das beliebte Harfenkonzert von Händel, das für volle Säle bürgt, und weniger bekannten Köstlichkeiten und Kostbarkeiten aus dem Bereich des Barock und der (Wiener) Klassik. Dafür standen an diesem Konzert die Namen Vivaldi, Mozart und - die Entdeckung des Abends - Dittersdorf. Eine Aufzählung der "ersten Virtuosen, die sich damals (1786) in Wien befanden", und der "ersten Kompositeurs" nennt allen voran Joseph Haydn, Mozart und Dittersdorf. Ein Harfenkonzert A-Dur des heute kaum noch gespielten Wiener Komponisten Karl Ditters von Dittersdorf war eine willkommene Ausgrabung, zumal die Harfenistin Veronica Ponzer als Solistin dieses gefällige, in der Art von Joseph Haydn geschriebene Konzert in sehr ansprechender Weise vorstellte und somit zu großem Erfolg verhalf. Zu Beginn des Konzertabends brillierte sie in gewohnter Weise beim Harfenkonzert von Händel. Dieses Konzert spielt sie ja sehr oft. Die wohl größte musikalische Kostbarkeit des Abends war "Adagio und Rondo KV 617", eines der letzten Stücke von Mozart - geschrieben für Glasharmonika, Flöte, Oboe, Viola und Violoncello. In der Fassung für Harfe an Stelle der Glasharmonika erreicht es freilich nicht die berückende Klangwirkung der von feuchten Fingern gestrichenen Gläser, aber die Empfindsamkeit und die kompositorische Meisterschaft des späten Mozart im durchsichtigen Satz entzückten Kenner und Liebhaber von Mozarts Musik gleichermaßen. Zum großen Erfolg dieses Abends der Bavaria Klassik im Dachauer Schloss trug vor allem der Flötist Christoph Bachhuber bei.

Schon beim Harfenkonzert von Händel verlieh er als der führende Musiker den Residenz-Solisten in Streichquintett-Besetzung Glanz und Frische. Als er in Mozarts Rondo das Thema von der Harfe übernahm, brachte er es im Kontrast zu den dunkleren Harfentönen herrlich zum Leuchten. Sein großer Auftritt aber war das Flötenkonzert "Il gardiello" von Antonio Vivaldi. Vivaldis Distelfink war bei Bachhuber ein sehr virtuoser Vogel, dem aber auch berückend schöne Flötentöne gelangen. Der tragende gefühlvolle Gesang blieb dem langsamen Satz vorbehalten. Gewiss, es ist Vivaldi, dem diese seelenvolle Musik zu verdanken ist, aber erst in der Art und Weise, wie sie Christoph Bachhuber hinreißend schön gestaltete, kam sie voll zur Wirkung. Am Ende dieses sehr schönen Abends kamen noch Rossini (mit der Figaro-Arie aus dem "Barbier von Sevilla") und die Brüder Johann und Joseph Strauß (mit der gemeinsam geschriebenen Pizzicato-Polka) zu Wort. Die anmutige Serenade, die das Publikum zu guter Letzt beglückte, wurde sehr gern gespielt und gehört, als sie noch Joseph Haydn zugeschrieben wurde. Heute ist es eine "Bavaria Klassik"-Rarität.

© SZ vom 19.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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