Röhrmoos:Zu Gast bei Freunden

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Röhrmoos und Taradeau in der Provence haben durch gemeinsames Feiern zueinander gefunden. Das dazu passende Geschenk der Franzosen steht nun im Rathaus.

Judith Schlumberger-Steger

Die Trikolore wehte am Röhrmooser Rathaus in den vergangenen Tagen. Ein untrügliches Zeichen, dass in Röhrmoos wieder Freundschaftspflege auf der Tagesordnung stand: Vom 20. bis 25. Juni war die Partnergemeinde Taradeau aus dem südfranzösischen Department Var zu Gast im östlichen Landkreis Dachau. Dem einen oder anderen Passanten, der unlängst am Röhrmooser Rathaus die Szenerie beobachtete, huschte ein Lächeln übers Gesicht: Die Schönbrunner Blaskapelle spielte zum Empfang auf, deutsche und französische Fähnchen wurden geschwungen, ein großes Hallo zur Begrüßung der Freunde aus Taradeau.

Herzlicher Empfang am Rathaus in Röhrmoos: Gilbert Galliano, Bürgermeister von Taradeau, Albert David, Vorsitzender des Comité de Jumelage Taradeau, Jubiläumsradler Jean-Paul Dehan, der Röhrmooser Altbürgermeister Josef Westermayr und sein Nachfolger Hans Lingl. (Foto: N/A)

Seit 20 Jahren pflegen die Röhrmooser mit dem Winzerort Taradeau in der Provence eine Partnerschaft, so wie knapp 400 andere Gemeinden in Bayern mit französischen Orten. Im vergangenen Jahr, dem Jahr als sich zum 20. Mal die Urkundenunterzeichnung jährte, hatte man das Jubiläum in Taradeau bereits gefeiert: mit Maibaum und der Einweihung eines Parc de Jumelage. Nun also waren die Taradeauer zu ihrem Gegenbesuch angereist, um auch hier in Bayern ein Fest der Freundschaft zu feiern - im Gepäck hatten sie als Gastgeschenk eine historische Weinpresse, die demnächst im Röhrmooser Rathaus an die Verbundenheit der beiden Gemeinden erinnern soll.

Zwanzig Jahre nach Beginn der Freundschaft hat die Partnerschaft der beiden Gemeinden in den vergangenen fünf Jahren wieder deutlich mehr Fahrt aufgenommen. Harald Neumann, seit 2009 Partnerschaftsbeauftragter der Gemeinde Röhrmoos: "Wir sind schon bei unseren beiden letzten Besuchen mit einer großen Gruppe nach Taradeau gereist. Auch wenn nicht jeder immer dabei sein kann - unser Freundeskreis für die Partnerschaft wächst. Es war schön, dass zu unserem Festabend auch viele Gäste aus Röhrmoos und Umgebung gekommen waren, die in diesem Jahr zwar nicht Gastgeber sein konnten, aber uns doch sehr verbunden sind."

So groß wie schon lange nicht mehr war in diesem Jahr auch die Delegation aus Taradeau - neue Gastfamilien waren daher sehr willkommen. Neumann: "Das hat bestens geklappt. Wir konnten alle Gäste in Familien unterbringen. Eine Reihe von Bürgern aus unserer Gemeinde war dem Aufruf auf unserer Website, Gastfamilie zu werden, gefolgt." Die Bürgermeister der beiden Gemeinden, Hans Lingl und Gilbert Galliano, werteten dies ebenfalls als Beweis dafür, dass beide Gemeinden die Idee der Partnerschaft nicht nur auf dem Papier festgeschrieben haben, sondern tatsächlich leben. Hans Lingl brachte das mit Blick auf die politische Großwetterlage in Europa so auf den Punkt: "Europa ist zwar in einer Krise, aber die Freundschaft, die lebt", und erntete für diesen Satz viel Applaus von Gästen und Gastgebern.

Für die Röhrmooser ist der "Französische Markt" mit Weinen aus Taradeau und allerlei anderen provenzalischen Leckereien beliebter Treffpunkt und eigentlich das Ereignis, das für die Partnerschaft der Gemeinden steht. Schnell waren an den beiden Markttagen annähernd 2500 Flaschen Wein verkauft. Der Markt ist zwar immer ein großer Erfolg. Er ist auch Ausdruck der Kultur der beiden Partnergemeinden. Aber darauf möchten sie ihren Kontakt nicht reduziert wissen.

Das zentrale Element ist die Begegnung der Menschen in den Familien", sagt Harald Neumann. Darum sieht das Programm neben Markt, Festabend und Ausflug - in diesem Jahr eine Stadtrundfahrt per Trambahn in München - stets viel Zeit und Raum vor, um im kleinen Kreis der Gastgeberfamilien eigene Unternehmungen zu starten: "Die Tage in den Familien eröffnen die Möglichkeit, ein Stück Alltagskultur zu erfahren. Über die Begegnungen entstünden "unvergessliche, außergewöhnliche Erlebnisse und die machen das Besondere aus". Dazu zählen Besuche in München, in den umliegenden Schlössern und auch in der KZ-Gedenkstätte, aus der heraus erst die Idee einer Partnerstadt entstand und mit den Namen Henri Dussart aus dem Kreis der ehemaligen Deportierten eng verknüpft ist (siehe Kasten). Außergewöhnliches gelang in diesem Jahr Jean-Paul Dehan. Er hatte nicht wie die anderen die Reise aus Südfrankreich per Bus angetreten, sondern reiste per Rennrad über die Alpen: 1100 Kilometer durch fünf Länder bei Wind und Wetter - der ganz persönliche Beitrag des Mannes aus Taradeau zum 20. Jubiläum.

© SZ vom 28.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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