Riesenbärenklau in Karlsfeld:Gefährliche Schönheit

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Baden am Waldschwaigsee in Karlsfeld kann gefährlich sein. Dort breitet sich der Riesenbärenklau aus, dessen Gift schwere Hautverbrennungen verursachen kann. Doch die Bekämpfung der Pflanze ist schwieriger, als die Behörden dachten.

Omar El-Nahry

Der Arnbacher Dieter Hoffmeister ist wütend: "Die Ämter verhalten sich absolut hirnrissig", sagt er. Im Mittelpunkt seiner Wut steht dabei eine Pflanze, die sich im Landkreis Dachau immer weiter ausbreitet: Der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt.

Der Riesenbärenklau breitet sich am Waldschwaigsee in Karlsfeld nahezu ungehindert aus - seine Bekämpfung dauert oft Jahre. (Foto: www.joergensen.com)

Das ist eine Zierpflanze, die Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland eingeführt wurde - sie ist ein sogenannter Neophyt, eine ursprünglich fremde Pflanze. Auf Grund ihrer enormen Größe von bis zu vier Metern und ihrer dekorativen Blütenstände ist sie seit langer Zeit sehr beliebt. Außerdem wird sie von Imkern und Jägern als Nutzpflanze angebaut.

Einen gewaltigen Nachteil hat die schöne, exotische Pflanze jedoch: Ihr Saft enthält Gifte, sogenannte Furanocumarine, die im Zusammenspiel mit dem Licht der Sonne phototoxisch wirken - konkret bedeutet das, dass Sonneneinstrahlung schwere Verbrennungen herbeiführen kann, die gerade für Kinder sehr gefährlich sind. Mittlerweile wächst sie auch am Ufer des Waldschwaigsees, wo Leute sich zum Sonnen und Baden auf die Liegewiesen begeben.

"Das ist einfach unverantwortlich", findet Hoffmeister. Einige Fälle von schweren Hautverletzungen hat es in den vergangenen Jahren schon gegeben. Seit 2002 versuche er die Behörden auf die Problematik aufmerksam zu machen und die Bekämpfung der Pflanze zu forcieren - vergebens, wie er findet. Dabei würde schon ein regelmäßiges Mähen der betroffenen Flächen vor der Samenreife der Pflanzen Abhilfe schaffen und zumindest verhindern, dass die Pflanze sich massenhaft ausbreitet.

Sybille Hein vom Landratsamt Dachau ist das Problem bekannt. Allerdings verweist sie auf die Schwierigkeiten, die sich bei der Bekämpfung des Neophyten ergeben. Vor allem fehle es der Behörde an kompetentem Personal, das für die Rodung und Vernichtung vonnöten sei. Man müsse wissen, wie und wo die Pflanze zu schneiden sei, zusätzlich ist Schutzkleidung nötig. Nur Mähen reiche da nicht - die Pflanze wachse einfach zu schnell nach. "Da müsste man schon alle drei Wochen mähen, um das Wachstum zu verhindern", denn der Riesenbärenklau kann innerhalb weniger Wochen fast zwei Meter hoch werden.

Außerdem würde die sonst zweijährige Pflanze so mehrjährig, da sie versucht, Blüten hervorzubringen, um sich fortzupflanzen. Erst danach stirbt sie ab. Die komplette Ausrottung dauert oftmals viele Jahre, weil die Samen im Boden liegen und lange fruchtbar bleiben - eine Langzeitstrategie sei also nötig, um die Pflanze wirksam zu bekämpfen. Und hier sieht Hein vor allem die Gemeinde Karlsfeld in der Verantwortung, auf deren Gebiet der See liege.

"Langfristig müssen wir uns mit der Pflanze arrangieren und versuchen, ihre Ausbreitung zu verhindern", sagt sie. Außerdem müssten die Leute aufgeklärt werden und vernünftig mit der Bedrohung umgehen. Das Problem bei der Bekämpfung ergebe sich für die öffentlichen Stellen oftmals vor allem daraus, dass Privateigentum für sie tabu sind - wächst die Pflanze auf einem nichtöffentlichen Gelände, können die Ämter nur an die Besitzer appellieren, gegen die Giftpflanze vorzugehen, was oftmals wirksam sei - aber eben nicht immer.

© SZ vom 31.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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