Prozessauftakt:Raubzüge in Dachauer Schulen

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Sechs junge Männer müssen sich vor dem Münchner Landgericht wegen des Diebstahls teurer Tablets verantworten

Von Andreas Salch, Dachau

Die Angeklagten hatten es den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge auf "hochwertige und stehlenswerte Gegenstände" abgesehen. Deshalb brachen sie in wechselnder Besetzung vor allem in Dachauer Schulen ein. In eine private Wirtschaftsschule sollen die sechs mutmaßlichen Täter, die sich seit Mittwoch vor der 1. Jugendstrafkammer am Landgericht München II verantworten müssen, zwischen Ende Dezember 2016 und Anfang Februar 2017 sogar zweimal eingestiegen sein. Dabei sollen sie unter anderem 79 Tablets von Apple im Wert von knapp 36 000 Euro erbeutet haben.

Mitte Dezember 2016 sollen fünf der Angeklagten im Alter zwischen 19 und 26 Jahren in die staatlich anerkannte Schule eingebrochen sein. Laut den Ermittlungen war es den Tätern gelungen, über ein vermutlich unverschlossenes Toilettenfenster in das Gebäude einzudringen. Verschlossene Türen wurden mit einer Brechstange geöffnet. Im EDV-Raum wurde ein Beamer und zwei Monitore im Wert von mindestens 1200 Euro gestohlen. Die Geräte sollte einer der Angeklagten über eine Onlineplattform verkaufen.

Kurz vor Heilig Abend 2016 sollen vier der sechs jungen Männer erneut zugeschlagen haben. Diesmal soll die Mittelschule Dachau-Süd ihr Ziel gewesen sein. Auch in diesem Fall fanden die Täter ein unverschlossenes Fenster, durch das sie in ein Klassenzimmer gelangten. Die Bewegungsmelder besprühten sie mit Sprühlack, damit diese keinen Alarm auslösen. Bei dieser Tat erbeuteten sie unter anderem drei Tablets. Vielleicht aus Frust darüber, dass es ihnen nicht gelang, weitere Zimmer aufzubrechen, sprühten die Täter mit schwarzer Lackfarbe auf eine Wand in einem Gang "fuck you" und "ACAB". An die Außenfassade der Schule sprühten sie unter anderem: "Anonymus", "Ebbe & Flut" sowie "GZUZ". Der entstandene Schaden beträgt knapp 7000 Euro.

Ende Dezember 2016 sollen zwei der sechs jungen Männer in das Vereinsheim des ASV Dachau eingedrungen sein. Die Beute war eher gering. Zwei volle Getränkekisten, zwei Kisten Leergut sowie zehn Euro Bargeld und ein Rucksack in Tarnfarben. Der Versuch im Januar 2017, nachts die Filiale eines Supermarktes in Oberschleißheim auszurauben, scheiterte. Ihren letzten Coup mit der höchsten Beute sollen die Angeklagten in den frühen Morgenstunden des 4. Februar 2017 gelandet haben, als sie laut Staatsanwaltschaft zum zweiten Mal in die private Wirtschaftsschule in Dachau eingebrochen sind. Dass diese ein lohnendes Ziel sei, wussten sie angeblich von einem ihrer Mittäter. Er war früher auf diese Schule gegangen.

Nach dem ersten Einbruch, in der Zeit zwischen dem 23. und 26. Dezember 2016, hatte die Schulleitung im Januar 2017 52 neue Tablets von Apple zum Preis von rund 22 500 Euro angeschafft. Kurze Zeit nach der Tat gelang es der Polizei die Täter festzunehmen. 46 der insgesamt 52 Laptops konnten die Ermittler sicherstellen.

Drei der sechs jungen Männer legt die Staatsanwaltschaft in einer weiteren Anklage zudem einen bewaffneten Raubüberfall auf einen Imbiss in der Münchner Straße Anfang August 2016 zur Last. Einer der Angeklagten hatte sich bei der Tat mit einer täuschend echt aussehenden Schreckschusspistole und Pfefferspray bewaffnet. Während ein Komplize in einem Auto wartete, sollen die beiden anderen zwei Angestellte in dem Imbiss ausgeraubt haben. Die Beute: 531 Euro Bargeld aus dem Tresor des Lokals. Einer der sechs Angeklagten, ein 20-Jähriger aus Dachau, räumte zum Auftakt der Verhandlung ein, bei dem Überfall dabei gewesen zu sein. Er ist bislang nicht vorbestraft. Auf die Frage von Richterin Regina Holstein, warum er sich gleich an einem Raubüberfall beteilige, antwortete er: "Zu viel Fernsehen geschaut." Der Prozess dauert an.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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