Prozess:Staatsanwaltschaft klagt Fischzüchter an

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Der mutmaßliche Verursacher des Freisinger Fischskandals kommt aus dem Landkreis Dachau. Nun muss sich der Pächter einer Teichanlage vor Gericht verantworten. Ihm droht eine Gefängnisstrafe

Von Alexandra Vettori, Freising/Dachau

Die Staatsanwaltschaft Landshut hat Anklage gegen einen Fischzüchter aus dem Landkreis Dachau erhoben, der im September 2018 mutmaßlich das verbotene Fischarzneimittel Malachitgrün in einer Teichanlage im Landkreis Freising ausgebracht hat. Das als krebserregend eingestufte Mittel breitete sich daraufhin über die Bäche im Freisinger Moos aus und wurde auch in Fischen zweier weiterer Fischzuchten bei Pulling und in Freising nachgewiesen.

Im September 2018 verhängte das zuständige Landratsamt Freising ein Verkaufsverbot über die drei Fischzuchten, in deren Fische erhöhte Malachitgrün-Werte gefunden worden waren, machte den Vorfall aber nicht öffentlich bekannt. Dazu habe keine Veranlassung bestanden, betonte die Behörde später, der Verzehr belasteter Fische sei nicht gesundheitsgefährdend. Zahlreiche Fischer angelten und verzehrten die verseuchten Lebendfische ein halbes Jahr lang, bis die Sache öffentlich wurde. Von der Selbstanzeige des Inhabers einer der Fischzuchten erfuhr man nichts.

Die nun nach monatelangen Ermittlungen vorliegende Anklage richtet sich gegen einen Verstoß gegen das Lebensmittel- und Arzneirecht und liegt beim Amtsgericht Freising vor. Dass es sich bei dem Angeklagten tatsächlich um den Fischzüchter handelt, der sich im September 2018 selbst anzeigte, ist derzeit noch nicht offiziell bestätigt. Auf jeden Fall drohen dem Angeklagten und seinem Mitarbeiter bis zu drei Jahre Gefängnis oder eine Geldstrafe. Die Ermittlungen gegen die beiden anderen Fischzuchten im Landkreis, deren Betriebe wegen des Verdachts über ein halbes Jahr lang in Teilen gesperrt waren, wurden eingestellt.

Peter Baumgartner, der Freisinger Stadtfischer, ist einer der Betroffenen, für ihn ist das ein schwacher Trost. Noch immer sind einige seiner Teiche gesperrt, weil diese direkt von der Moosach gespeist werden, wo das Abbauprodukt von Malachitgrün, Leukomalachitgrün, immer wieder mit Bachsedimenten aufgewirbelt und weiter transportiert wird. Das Wasserwirtschaftsamt spreche zwar von einer Bachsanierung, doch das wird nach Einschätzung Baumgartners Jahre dauern. So bleibt ihm nichts, als in regelmäßigen Abständen um behördliche Beprobung der noch gesperrten Teiche zu bitten und dann einige Wochen auf das Ergebnis zu warten. "Ganz abgesehen von dem Geld, das mich das jedes Mal kostet", so Baumgartner. E hat jetzt eine Petition im bayerischen Landtag eingereicht. Er sieht seine Existenz gefährdet und hofft, dass wenigstens die Versicherung des Angeklagten die Verdienstausfälle bezahlt. Immerhin, einen Lichtblick gibt es, auf dem Freisinger Volksfest im Spätsommer wird auch heuer der Stadtfischer vertreten sein. Dafür müsse er, wenn nötig, eben zukaufen.

Was Peter Baumgartner ärgert, ist, dass der Angeklagte noch immer bei seiner Version des Lebensmittelskandals bleibt. Der Fischzüchter aus dem Landkreis Dachau, der in der Neufahrner Moosmühle Teiche gepachtet hat, hatte sich im Herbst selbst angezeigt. Schon damals gab er an, dass es sich um das Versehen eines Angestellten gehandelt habe. "Dabei gibt es auch die Anzeige von einigen Reiterinnen dort, die Unterschriften gesammelt haben, weil ihnen mehrfach die giftgrünen Teiche aufgefallen sind," sagt Baumgartner.

Auch die Staatsanwaltschaft hat veröffentlicht, dass der angeklagte Fischzüchter angebe, einer seiner Mitarbeiter habe das Malachitgrün versehentlich in den Teich ausgebracht. Dieser betont, er habe in einer Scheune eine alte Milchkanne gefunden und diese in dem Teich ausgewaschen, dabei sei das Malachitgrün ins Wasser gelangt.

Die Staatsanwaltschaft folgt dem nicht, sondern geht von einer vorsätzlichen Handlung aus. Dafür spreche schon die Tatsache, dass in mehreren Teichen der fraglichen Anlage Malachitgrün sowie das Abbauprodukt Leukomalachitgrün gefunden worden seien.

© SZ vom 07.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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