Amtsgericht Dachau:Checkpoint Carola

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Carola Götz, 32, hat im Mai vergangenen Jahres mit der Ausbildung zur Justizwachtmeisterin begonnen. (Foto: Niels P. Joergensen)

Nach dem Mord an einem Staatsanwalt in Dachau vor drei Jahren wurden die Kontrollen am Amtsgericht Dachau verschärft. An Justizhelferin Götz kommt man nicht einfach so vorbei.

Von Daniela Gorgs

Wer das Amtsgericht Dachau betritt, kommt an Carola Götz nicht einfach so vorbei. Öffnet ein Besucher die schwere Holztüre, eilt die junge Frau ihm entgegen, bittet den Eintretenden Manteltaschen auszuleeren. Schlüssel, Stifte, Geldbeutel, Armbanduhr kommen in eine Kiste. Handtaschen durchsucht Carola Götz nach verborgenen Gegenständen, Taschenmessern, Pfefferspray oder Nagelfeilen. Dann schickt sie den Besucher durch den Metalldetektor. Ein Moment angespannter Stille: Die Elektronik piepst warnend. Handelt es sich bei dem Besucher um eine Frau, greift Carola Götz zur Handsonde und filzt die Eintretende. Männliche Besucher übernimmt der Kollege.

Carola Götz, 32, hat im Mai vergangenen Jahres mit der Ausbildung zur Justizwachtmeisterin begonnen. Gemeinsam mit ihren Kollegen und Kolleginnen ist sie verantwortlich für die Sicherheit im Amtsgericht. Besucher müssen sich an der Pforte melden, der Zutritt wird nur nach einer Personenkontrolle gewährt. Nach dem Mord an einem Staatsanwalt in Dachau vor drei Jahren wurden die Kontrollen verschärft. Rasch beschloss die Bayerische Regierung, neben privatem Sicherheitspersonal auch den Wachtmeisterdienst aufzustocken und Nachwuchs auszubilden.

Carola Götz hat sich für diese Ausbildung aus zwei Gründen begeistern lassen: Ihr Mann, erzählt sie, ist Polizist. "Sicherheitsaufgaben sind mir vertraut." Ausschlaggebend allerdings sei ihre 16-jährige Tochter gewesen. Ausbildung sei daheim gerade Thema. Und weil Carola Götz zwölf Jahre lang im Einzelhandel ohne Ausbildung gearbeitet hat, wollte sie ihrer Tochter jetzt ein Vorbild sein: Sie begann zu lernen. Es kam schon mal vor, dass die Familie an den Wochenenden nicht viel unternehmen konnte, weil die Mama sich auf die Prüfungen vorbereiten musste. Carola Götz erzählt dies schmunzelnd. Mächtig stolz sei ihre Familie gewesen, als sie das Prüfungsergebnis erfuhr. Den dreimonatigen Lehrgang an der Bayerischen Justizakademie in Pegnitz im vergangenen Sommer schloss die zweifache Mutter nach sechs schriftlichen und zwei praktischen Prüfungen als Beste von 28 Teilnehmern ab. Justizminister Winfried Bausback beglückwünschte sie persönlich.

18 Monate dauert die Ausbildung, die Carola Götz an der Justizfachschule in Pegnitz, am Amtsgericht Dachau, bei der Polizei und in einer Justizvollzugsanstalt absolviert. Sie hatte sich an mehreren Gerichten beworben und sich natürlich riesig gefreut, dass sie in Dachau angestellt wurde. Carola Götz wohnt mit ihrer Familie in Bergkirchen. Als Justizhelferin ist sie von Ausbildungsbeginn an am Amtsgericht eingesetzt und erledigt die gleichen Arbeiten wie die Wachtmeister. Dazu gehört auch, die Aktenberge zu sortieren. Carola Götz und ihre Kollegen sind Posteinlaufstelle und dafür zuständig, die einkommenden Akten zu registrieren und weiterzuleiten. Ein abwechslungsreicher Beruf, findet die 32-Jährige. Und eine verantwortungsvolle Aufgabe. In Pegnitz, berichtet sie, sei sie gut vorbereitet worden. Ein Großteil der Zeit war dem Thema Sicherheit gewidmet. Es ging um Dinge wie Deeskalation, Selbstverteidigung und Fesselung. Ausgerüstet mit Pfefferspray und Schlagstock darf sie wie ein Polizist unmittelbaren Zwang ausüben. Dank eines Kommunikationstrainings kann Carola Götz auch Leute beruhigen, die sich darüber beschweren, dass sie in ihre Geldbeutel hineinschaut. Dabei hilft ihr natürlicher Charme selbstverständlich auch.

© SZ vom 16.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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