Pflegenotstand:Helios-Beschäftigte in gespannter Erwartung

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Unterstützer der Bürgerinitiative solidarisieren sich vor dem Helios-Klinikum in Dachau mit dem Pflegepersonal. (Foto: Niels P. Jørgensen)

An diesem Mittwoch gibt die Klinikleitung ihr Angebot bekannt. Bürgerinitiative stärkt mit einer Aktion den Pflegern den Rücken

Von Felix Wendler, Dachau

Die Bürgerinitiative für eine bessere Pflege an den Helios Amper-Kliniken in Dachau und Markt Indersdorf hat ihre angekündigte "Solidaritätsaktion" umgesetzt. Beim Schichtwechsel am Dienstag überreichten ungefähr 20 Unterstützer den Pflegekräften am Amperklinikum in Dachau Socken. Die symbolische Geste ist angelehnt an den scheidenden Helios-Geschäftsführer Thomas Eberl, der der Bürgerinitiative zufolge gesagt haben soll, die Beschäftigten mögen sich beim Streik die Füße blau frieren.

Ungeachtet aktueller Annäherungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und Helios setzt die Initiative ihr Engagement fort. Den Zeitpunkt für die Aktion legte man bewusst vor die am Mittwoch stattfindende Betriebsversammlung, auf der ein Angebot der Klinikleitung öffentlich gemacht werden soll. Mehr als 50 Paar Socken hatte die Initiative in den vergangenen Tagen gesammelt. Zudem übergaben die Unterstützer Flyer und machten sich mit Transparenten, Sprechchören und musikalischer Untermalung bemerkbar. Die Pflegekräfte zeigten sich erfreut. "Alles was den Pflegern zugutekommt, ist auch gut für die Patienten", sagte eine Beschäftigte der SZ. Andere wollen sich jedoch erst nach der Betriebsversammlung äußern, die mit Spannung erwartet wird.

Am Montag hatte die Amper Kliniken AG eine Pressemitteilung herausgegeben, die eine mögliche Einigung im Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft in Aussicht stellt. Vorstandssprecher Marcus Sommer zieht darin ein positives Resümee der bisher letzten Verhandlungsrunde - soweit enthielt die Mitteilung allerdings nichts Neues. Bereits vor zwei Wochen hatte Helios ein Angebot vorgelegt, von dem Verdi-Gewerkschaftssekretär Christian Reischl sich "positiv überrascht" zeigte. Über die genauen Konditionen wurde allerdings Stillschweigen bis zum 20. Dezember vereinbart - was wiederum die Bürgerinitiative massiv kritisierte und zur Planung der Solidaritätsaktion veranlasste.

Während Christian Reischl beim Treffen der Bürgerinitiative Nachfragen zu den Gründen der langen Schweigepflicht noch abwehren musste, legt Helios jetzt zumindest teilweise die Karten auf den Tisch. Bei dem ominösen Unbekannten, von dem als dritter Gesprächspartner in den Verhandlungen die Rede war, handelt es sich offenbar um den Kommunalen Arbeitgeberverband Bayern (KAV). Die Gewerkschaft habe sich für einen Wechsel vom bisherigen Haustarifvertrag zum Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) ausgesprochen, heißt es in der Mitteilung der Amper-Kliniken. Daraufhin sei zugesagt worden, "entsprechende Gespräche mit dem KAV Bayern aufzunehmen". Man wolle Zeitpunkt und Rahmenbedingungen einer möglichen Eingliederung des nicht-ärztlichen Dienstes zusammen mit dem KAV Bayern erörtern, hieß es weiter.

Bei der Solidaritätsaktion am Dienstag äußerten sich allerdings nicht nur die Unterstützer der Bürgerinitiative skeptisch. Der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst sei nicht grundsätzlich besser als der Haustarifvertrag, sagte Therapeutin Christrude Obergfell. Nicht alle internen Betriebsvereinbarungen ließen sich einfach darauf übertragen, eine sorgfältige Anpassung sei nötig. Anders als für die Pflegekräfte, würde sich für die Therapie durch eine Eingliederung nicht viel verbessern. Mögliche interne Spaltungen innerhalb des Klinikpersonals, wie sie einige Mitglieder der Bürgerinitiative befürchten, sieht Obergfell allerdings nicht. Man zeige sich solidarisch mit den Pflegekräften und unterstütze deren Forderung nach mehr Personal. Lohnerhöhungen, so der allgemeine Tenor, seien nicht das Hauptziel - weder vom Pflegepersonal noch von der Bürgerinitiative.

© SZ vom 20.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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