Karlsfeld:"3000 Katholiken würden ihre Heimat verlieren"

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Wenn es nach dem Erzbischöflichen Ordinariat geht, könnte das Pfarrzentrum St. Josef in fünf Jahren Geschichte sein. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Vor rund zehn Jahren hatte das Erzbischöfliche Ordinariat noch zugesagt, dass das Pfarrzentrum St. Josef in Karlsfeld saniert werden soll - nun ist aus Kostengründen von ganz anderen Plänen die Rede.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Für den Kirchenpfleger der Gemeinde St. Josef in Karlsfeld, Franz Koppold, war es ein großer Schock - schließlich war es einmal ganz anders abgesprochen gewesen. Bereits im Frühjahr hatte das Erzbischöfliche Ordinariat den Kirchenpfleger nach München eingeladen. Dort wurde ihm mitgeteilt, dass das Pfarrzentrum seiner Gemeinde ab 2028 "zurückgebaut" werden soll, wie man es formulierte, also abgerissen. "Dadurch würden über 3000 Katholiken ihre Heimat verlieren", schreibt Koppold in der Einladung zur Pfarrversammlung an diesem Mittwoch um 19.45 Uhr in der Kirche St. Josef. Dort soll über die "Zukunft des Pfarrzentrums St. Josef" diskutiert werden, es kommen auch Vertreter des Ordinariats.

Ordinariat hat die Zusage für die Sanierung wieder zurückgezogen

Vor rund 55 Jahren wurde das ebenerdige Pfarrzentrum gebaut und sei nun eben in die Jahre gekommen, Elektroleitungen und Sanitäranlagen müssten unbedingt erneuert werden, so Koppold. Dass das Gebäude sanierungsbedürftig ist, sei dem Ordinariat schon lange bekannt, sagt der Kirchenpfleger: "2012 hatten wir schon das Ja zur Sanierung vom Ordinariat."

Ist verärgert über die Entscheidung des Ordinariats: Kirchenpfleger Franz Koppold. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Rund 3,4 Millionen Euro genehmigte die Verwaltungsbehörde der Diözese damals für das marode Pfarrhaus und Pfarrzentrum, die kaputte Heizung und das undichte Dach der Pfarrkirche. Mittlerweile sind zwar Dach und Heizung repariert, doch beim Pfarrhaus und Pfarrzentrum ist der baufällige Zustand in den vergangenen zehn Jahren gleich geblieben, Besserung nicht in Sicht - im Gegenteil, sagt Franz Koppold: "Vor drei Jahren hat das Ordinariat mitgeteilt, dass das ganze Sanierungsprojekt eingefroren wird."

Seitdem ist das Pfarrhaus eine Baustelle. Weil dort kein Pfarrer mehr wohnt, sollte das Haus eigentlich in drei bis vier Mietwohnungen umgebaut werden. Vor rund vier Jahren begannen die Vorbereitungen für die anstehende Sanierung: Damit sich der Architekt ein erstes Bild machen konnte, wurden Böden und Decken aufgerissen - und blieben es: "Seit Jahren ist das Haus nicht vermietbar. Das hat uns auch das Ordinariat eingebrockt", sagt Koppold.

Wenn ab 2028 auch noch das Pfarrzentrum abgerissen würde, "wäre das schon ein großer Verlust", sagt Koppold. Denn in dem Gebäude treffen sich viele Gruppen: von der Baby-Spielgruppe bis zum "Treffpunkt 60". Außerdem finden dort Vorträge statt, und viele Vereine nutzen den Pfarrsaal für ihre Versammlungen, rund 130 Menschen haben darin Platz. Dies müsse man vor allem im Hinblick auf die Lage des Karlsfelder Bürgerhauses bedenken, sagt Koppold: Denn für das Bürgerhaus werde aktuell ein Pächter gesucht. Zwischenzeitlich könnte das Pfarrzentrum als Alternative für Veranstaltungen genutzt werden.

Ordinariat möchte zum Abriss des Pfarrzentrums nicht Stellung beziehen

Aus diesen Gründen möchte Koppold für das Pfarrzentrum kämpfen, sein Ziel für die Versammlung: "Ich wünsche mir zumindest eine Minimalrenovierung, damit wir uns die nächsten 20 bis 30 Jahre dort treffen können." Bei der Versammlung will das Ordinariat seine Absichten zum Pfarrzentrum St. Josef vorstellen, zu diesen Plänen werden die Kirchenverwaltung und der Pfarrgemeinderat dann Stellung nehmen. Beim nächsten Tagesordnungspunkt geht es um die Frage "Was sind die nächsten Schritte?" und "Welche Alternativen gibt es?" Danach folgt eine Diskussion mit den Interessierten.

Beim Ordinariat gibt es auf Anfrage keine Antwort darauf, warum das Sanierungsprojekt in Karlsfeld auf Eis gelegt wurde und aus welchen Gründen das Pfarrzentrum abgerissen werden soll. Dies vorab in der in der Zeitung zu erklären, wäre "eine Missachtung der Interessen von Pfarrmitgliedern", sie müssten schließlich zuerst und vor Ort informiert werden, sagt ein Sprecher des Ordinariats.

"Das Geld der Kirche wird immer weniger."

Bernhard Rümmler, Pfarrer von Sankt Anna und Sankt Josef, wird da schon konkreter. Der geplante Abriss des Pfarrzentrums habe wohl auch finanzielle Gründe. "Das Geld der Kirche wird immer weniger", so Rümmler, schließlich werden auch die Einnahmen aus der Kirchensteuer weniger. Gleichzeitig verstehe er die "Aufregung bei den Alteingesessenen", die ihr Pfarrzentrum nicht verlieren möchten. Doch bislang gebe es noch Hoffnung, sagt der Pfarrer: "Ich habe schon gehört, dass ein Investor Interesse an dem Pfarrzentrum gezeigt hat." Außerdem habe die Gemeinde in den kommenden fünf Jahren noch Zeit, um ihr Pfarrzentrum zu retten: Möglich wäre etwa, das Gebäude aufzustocken. Unten bliebe der Pfarrsaal, oben würden Mietwohnungen gebaut werden - damit Geld für die Sanierung reinkommt.

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