Dachau:Friedenskonzert in der Kirche

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Jürgen Rothaug, der Leiter des Ensembles Cantori, konnte sich am Sonntag über ein gut besuchtes Konzert in der Pfarrkirche Heilig Kreuz freuen. (Foto: Toni Heigl)

"Cantori" und "Musici Cantori" musizieren unter der Leitung von Jürgen Rothaug.

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Das ist vielleicht die schlimmste Entwicklung des Kriegs in der Ukraine: dass jetzt von keiner Seite mehr von Frieden und Versöhnung nach dem hoffentlich bald beendeten Krieg geredet wird, ja selbst das Wort "Waffenstillstand" vermieden wird, und es nur mehr um Waffenlieferungen und kriegsverlängernde Milliarden mit dem Endsieg als Ziel geht. Jürgen Rothaug, Leiter des Ensembles Cantori, widersetzt sich diesem Trend, der heute die öffentliche Diskussion beherrscht. Er hat sein Konzert in der Dachauer Pfarrkirche Heilig Kreuz nicht etwa als Benefizkonzert (für die Ukraine-Hilfe), sondern viel größer als Friedenskonzert veranstaltet und dabei zu Frieden und Versöhnung aufgerufen. Die zweite höchst erfreuliche Nachricht: Dieses Konzert war trotz des strahlenden Frühlingssonntags erstaunlich gut besucht. Oberbürgermeister Florian Hartmann hatte nicht nur die Schirmherrschaft übernommen, er nahm persönlich als Konzertbesucher daran teil. Da hat Dachau ein leuchtendes Beispiel abgegeben; vielleicht findet es bald ebenso hochgesinnte Nachfolger.

Das Programm begann mit der Komposition "Da pacem" von Arvo Pärt. Hier wird der (erhoffte) Frieden unserer Tage als ein Zustand der Stille, der Ausgeglichenheit, der Dankbarkeit dargestellt. Früher war das anders. Georg Friedrich Händel etwa feierte mit seinem "Utrechter Tedeum" nicht in erster Linie den Frieden von Utrecht, sondern einen englischen Sieg. Beispiele für derartige "Friedenskundgebungen" lassen sich bis in die Gegenwart aufzählen. Arvo Pärt und mit ihm Jürgen Rothaug mit seinen trefflich singenden und musizierenden Ensembles "Cantori" und "Musici Cantori" sehen das anders. So standen im Mittelpunkt des Programms das schlicht einstimmig gesungene Kirchenlied "Verleih uns Frieden gnädiglich" und das von Jürgen Rothaug gelesene "Friedensgebet der Vereinten Nationen" von 1942. Vertonungen der Psalmen 42, 47 und 100 von Felix Mendelssohn Bartholdy und John Rutter umrahmen diese Friedensgebete inhaltlich und musikalisch sinnvoll. Ein besonders erfreulicher, rein instrumentaler Beitrag war ein Konzert für Trompete einer ukrainischen Komponistin, das Michi Nauderer, an der Orgel begleitet von Thomas Kudernatsch, hervorragend blies und musikalisch gestaltete. Unter den Vokalsolistinnen ragte Hannah Rabl mit leuchtendem Sopran hervor.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie Jürgen Rothaug junge Sänger und Musikerinnen für seine Ideen begeistern kann. Seine Idee, in einer Zeit, in der fast nur von Waffen und Krieg geredet wird, ein Friedenskonzert zu veranstalten, kann gar nicht hoch genug gerühmt werden.

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