Petershausen:Integration funktioniert auch auf dem Land

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Unter Sonnenschirmen und mit reichhaltigem Buffet genießen die Bewohner der Asylunterkunft und ihre Gäste den sommerlichen Tag. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Wie die Gemeinde Petershausen 110 Asylsuchende integriert und enge Kontakte pflegt.

Von Petra Schafflik, Petershausen

Grün und träge fließt die Glonn vorbei an der Asylunterkunft in Petershausen. Dort im kühlen Schatten des Flussufers sitzen Bewohner und Gäste zusammen beim Sommerfest des Helferkreises. Rund um die Wohncontainer genießen Einheimische und Flüchtlinge gemeinsam unter Sonnenschirmen den sommerlichen Tag, es wird gelacht und geratscht. So entspannt wie das Fest läuft meist auch der Alltag in der Unterkunft, sagt Joachim Werner, Sprecher des Petershausener Helferkreises. 110 junge Männer aus zehn Ländern leben seit August vergangenen Jahres in drei Container-Anlagen am Heimweg. "Alle besuchen Sprachkurse, es gibt viele Sportangebote, einige haben Jobs, das ist eine stabile Gesellschaft", sagt Werner. Gerne möchte der Helferkreis noch mehr Asylbewerber aus der Unterkunft heraus in Wohnungen vermitteln. "Einige wenige haben wir untergebracht. Sie sind leuchtende Beispiele, dass es gut klappen kann."

Integration gelinge einfacher in Großstädten, heißt es oft. Doch das 6000-Seelen-Dorf Petershausen zeigt, dass ein gutes Miteinander auch auf dem Land funktionieren kann. Vielleicht manchmal gerade dort. So liegt die Asylunterkunft hier am Ortsrand, zum Dorf führt ein Pfad durch Kleingärten. Über den Gartenzaun oder am Weg grüßen sich dort Einheimische und Asylbewerber, so wie es auf dem Land üblich ist. Eine Geste, die alle schätzen, sagt Werner. "Ein kurzes Hallo, schon kommen die Flüchtlinge raus aus der Anonymität, jeder hat ein Gesicht." Auch die Jugendlichen pflegen rege Kontakte zu Flüchtlingen. "Einige kommen regelmäßig ins Jugendzentrum", sagt Gemeindejugendpfleger Olaf Schräder.

Die Schaffung von Wohnraum wird noch eine Herausforderung

Willkommen in Petershausen fühlt sich auch Baire Neamn aus Eritrea. Der 25-Jährige kann sich auf Deutsch bereits gut verständigen, seit drei Wochen ist er als Flüchtling anerkannt. Im Ort hat er Freundschaften geschlossen, berichtet er aufgeschlossen. "Zusammen haben wir Fußball geschaut." Viele Kontakte pflegt auch Francis Katuka, der sich als Sprecher in seiner Container-Anlage um die Anliegen der Mitbewohner kümmert. Als gelernter Schweißer hat er schon einen Aushilfsjob in einem Weichser Betrieb ergattert. "Gerade kleine Betriebe unterstützen uns", sagt der Helferkreis-Sprecher. So wurden schon einer ganzen Reihe von Flüchtlingen Jobs vermittelt.

Als Herausforderung begreifen Helferkreis wie auch Bürgermeister Marcel Fath (FW) die künftige Unterbringung der anerkannten Asylbewerber. Einzelne konnte der engagierte Helferkreis schon in Wohnungen vermitteln. "Manche Vermieter stellen eine Unterkunft gezielt für Flüchtlinge bereit, denn auf dem freien Wohnungsmarkt hätten sie keine Chance." Noch sind dies aber wenige Einzelfälle. Genau deshalb ist die Schaffung von Wohnraum auch ganz oben auf der Agenda des Bürgermeisters. Denn nur bis 2018 dürften anerkannte Asylbewerber in den Flüchtlings-Unterkünften des Landkreises wohnen. "Danach weiß ich momentan nicht, wo wir sie unterbringen sollen." Ein Grundstück habe die Gemeinde schon erworben, noch fehlen aber die rechtlichen Voraussetzungen für eine Wohnbebauung. "Das Thema Wohnen wird eine ganz große Aufgabe."

© SZ vom 12.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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