Ois Easy:Die Aufsteiger

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Noch vor einigen Jahren tingelte die Partyband Ois Easy nur im Landkreis herum. Inzwischen tritt sie sogar im Fernsehen auf - und im Olympiastadion, wo sie beim Public Viewing auch ihren WM-Song spielt.

Von Benjamin Emonts

Das Münchner Olympiastadion bespielen Bands mit Weltformat, etwa die Rolling Stones oder ACDC. Oder wie am vergangenen Montag Ois Easy, die Partyband aus dem Landkreis Dachau. Okay, Weltformat hat Ois Easy zugegebenermaßen noch nicht erlangt. Und ja, die 10 500 Zuschauer im Stadion wollten in erster Linie das erste WM-Spiel der Deutschen verfolgen - sie sind nicht nur wegen des Auftritts von Ois Easy gekommen. Trotzdem: Die Dachauer Partyband ist national inzwischen so bekannt, dass sie am vergangenen Sonntag sogar auf der Show-Bühne von "Immer wieder Sonntags" auftreten durfte, der Sendung von Volksmusikstar Stefan Mross.

Unter freiem Himmel, mit Deutschlandtrikot und Lederhose bekleidet, spielten die sieben Musiker ihren WM-Song "Wir holen den Pokal". Das Lied, eine eingängige Mischung aus Schlager, Rock und Pop, wurde auf der Videoplattform Youtube bis Donnerstagnachmittag mittlerweile 152 000 Mal geklickt. Sucht man nach dem WM-Song 2014, so erscheint das Video auf Platz 9 von mehr als 190 000 Suchergebnissen.

Für eine Band, die eigentlich nur aus Hobbymusikern besteht, ist das durchaus beachtlich. Ebenso wie die Tatsache, dass Stefan Mross Ois Easy in seine Show eingeladen hat oder dass die Gruppe am kommenden Samstag, wenn die deutsche Elf ihr zweites WM-Spiel austrägt, insgesamt bereits zum dritten Mal zu einer Public Viewing Veranstaltung ins Olympiastadion eingeladen wird.

Vor 16 Jahren, als sich die Band gegründet hat, wagten die Musiker von Auftritten wie diesen nicht zu träumen. Helmut Straßer aus Karlsfeld, der Moderator der Band, war damals Fußballtrainer in Günding. Als die erste Herrenmannschaft den Aufstieg klar machte, gründete er mit den jugendlichen Gebrüdern Florian und Michael Fischer kurzerhand die Band, um auf der Aufstiegsfeier zu spielen. "Die hatten damals drei Lieder", erinnert sich der heutige Sänger Martin Bednarz, "trotzdem haben sie zwei Stunden quasi in der Dauerschleife gespielt. Und der Helmut Straßer hat an dem Abend den Moderator in sich entdeckt".

Was klein anfing, entwickelte sich relativ rasch zu einer Erfolgsgeschichte. Im Laufe der Jahre kamen Schlagzeuger Stephan Suske, Saxophonist Florian Winter, Bassist Markus Scheitz und Sänger Martin Bednarz hinzu. Bednarz, 32 Jahre alt und gebürtig aus Tandern, wurde 2006 zu Bayerns Stimme des Jahres gewählt, ein bekannter Radiosender hatte den Wettbewerb damals ausgeschrieben.

Ois Easy tingelte damals noch im Landkreis von Dorffest zu Hallenfest. Heute treten die sieben Musiker deutschlandweit auf. Seit die Band vor ein paar Jahren bei der Fernsehsendung "Deutschlands beste Partyband" den zweiten Platz belegt hat, ist die Nachfrage so groß, dass die Band viele Angebote sogar ablehnen muss - oder wie es Sänger Bednarz positiv formuliert: "Wir können uns die Rosinen mittlerweile rauspicken." Denn trotz des Erfolges gehen die Bandmitglieder nach wie vor einem festen Beruf nach: als Mechatroniker, Cutter beim Film, Ingenieur oder in der Werbebranche. Auch deshalb hat sich die Gruppe ein Limit von 40 Auftritten pro Jahr auferlegt. Einmal im Jahr aber reist Ois Easy sogar bis nach Singapur, wo die Cover-Band in einem Vergnügungsviertel auf einem Maifest auftritt. "Da nehmen sie uns sehr gut an", sagt Bednarz. Auf dem Fest werde auch ein Maibaum aufgestellt.

Trotzdem sind und bleiben die Höhepunkte des Jahres die Volksfeste in Indersdorf und Dachau, "hier steht das Zelt, sobald wir den ersten Akkord spielen", sagt Bednarz, "das genießt man." Das musikalische Repertoire der Gruppe reicht von Pop, Rock, Oldies und Charthits bis hin zu Schlagern. Die meisten der Coverlieder haben englische Texte, teilweise aber auch deutsche, wie der ausnahmsweise selbst geschriebene WM-Song. "Wir spielen alles, was uns Spaß macht", fasst Bednarz zusammen. Bleibt also die Frage, wo der Weg für Ois Easy noch hinführt. "Vielleicht ist das Olympiastadion in 15 Jahren mal voll", blickt Maschinenbauingenieur Bednarz augenzwinkernd in die Zukunft.

Sicher ist, dass die sieben Bandmitglieder ihrer Leidenschaft auch künftig nur in ihrer Freizeit nachgehen werden. Denn: "Wir könnten von der Musik auf keinen Fall leben. Wir müssten dafür weit mehr als 100 Mal pro Jahr auftreten", rechnet Bednarz vor. "Es ist heute sehr schwer, von Musik leben zu können".

Trotz allem werden die sieben Freunde Auftritte wie den bei Stefan Mross vor zwei Millionen Fernsehzuschauern für immer in Erinnerung behalten. Gitarrist Florian Fischer sagt: "Das war sehr spannend. Und eine riesige Gaudi."

© SZ vom 20.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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