Odelzhausen:Donnergrollen über Sittenbach

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Die Odelzhausener Gemeinderäte stoppen die Sanierung des historischen Gemeindehauses - weil sie einem Kommunalpolitiker zu teuer erscheint.

Renate Zauscher

- In diesen Tagen sollten die Vorarbeiten für die Dachsanierung des Sittenbacher Gemeindehauses beginnen. Der Auftrag ist vergeben, Kran und Gerüst sollten bereits aufgebaut sein. Doch dann stoppte das Odelzhausener Rathaus die Arbeiten: Auf Wunsch des CSU-Gemeinderats und zweiten Bürgermeisters Johann Heitmair soll das Thema der Gemeindehaussanierung erneut in der Sitzung des Gemeinderats am 6. November behandelt werden. Bei der Mitgliederversammlung des "Heimatvereins ad honorem Sittenbach" löste die Mitteilung vom Arbeitsstopp ungläubiges Staunen und handfesten Ärger aus: Die Menschen seien "wie vom Donner gerührt" gewesen, sagte der Vereinsvorsitzende Harald Edelmann im Gespräch mit der SZ.

Bereits dreimal hat der Verein, der sich für den Erhalt des hundert Jahre alten Hauses einsetzt, grünes Licht von der Gemeinde bekommen - zum Teil nur mit knappen Mehrheiten im Gemeinderat. Zuletzt stimmten allerdings sieben von zehn anwesenden Räten, unter ihnen auch Bürgermeister Konrad Brandmair (CSU), dafür, dass für die Sanierungsarbeiten noch in diesem Jahr 50 000 Euro im Haushalt angesetzt werden und im kommenden Jahr weitere 300 000 Euro. Aber es kam anders: Ein mittlerweile von der Gemeinde eingeholtes Gutachten nahm Johann Heitmair zum Anlass, eine erneute Diskussion über das Thema zu fordern. Die geschätzten Gesamtkosten von 471 000 Euro erscheinen Heitmair zu hoch. Harald Edelmann sagt dazu, dass vieles von dem, was Eingang in die Schätzung gefunden habe, gar nicht umgesetzt werden solle. So wolle man beispielsweise keine Zentralheizung einbauen, sondern billigere Pelletsöfen, die nach Bedarf gesteuert würden. Außerdem wollten die Vereinsmitglieder viele Arbeiten selber ausführen, und mancher Handwerker sei bereit, seine Arbeit günstig anzubieten, erklärt Edelmann. Er rechnet deshalb mit Kosten von unter 400 000 Euro.

Dies alles sei mit Bürgermeister Brandmair besprochen worden und hätte dessen Zustimmung gefunden. Dass die Sanierung des Hauses jetzt erneut in Frage gestellt werde, nachdem die Gemeindeverwaltung selbst die Entscheidung für die Auftragsvergabe an einen Handwerksbetrieb in der Nähe von Pöttmes getroffen hatte, kann Edelmann ebenso wenig verstehen wie offenbar auch die anderen Mitglieder des Heimatvereins. Es könne ganz einfach nicht sein, "dass im Gemeinderat solange abgestimmt wird, bis das Ergebnis raus kommt, das sich Einzelne vorstellen", sagt Edelmann: "So kann man mit uns nicht umgehen und so kann man auch mit den Handwerkern nicht umgehen". Vorgänge wie dieser ließen einen massiv am "Demokratieverständnis" mancher Volksvertreter zweifeln und beförderten die um sich greifende Politikverdrossenheit.

Auch wenn der Beginn der Sanierungsarbeiten vorläufig gestoppt wurde, planen die Sittenbacher Vereinsmitglieder weiter in die Zukunft. Nach dem Rechenschaftsbericht von Harald Edelmann über das erste Jahr seit der Gründung des Heimatvereins diskutierten die rund zwei Dutzend Anwesenden im Gasthof Harner über weitere Details der geplanten Sanierung: über Wärmeschutzmaßnahmen, die Renovierung der Fenster oder auch darüber, wie Spenden für das Projekt generiert werden könnten - ein Thema, zu dem viele kreative Ideen geäußert worden seien, sagt Edelmann.

Nicht nur um das Gemeindehaus als künftiges Zentrum örtlicher Aktivitäten geht es dem Sittenbacher Heimatverein. Er will das Verhältnis der Menschen zu ihrer Heimat in einem weiteren Sinn stärken. So wird Hans Blank künftig Exkursionen zu interessanten Punkten in der Umgebung anbieten; er ist dabei, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten. "Wir wollen, dass sich die Menschen mit ihrem Ort und ihrer Gegend identifizieren und dass die Leute aktiv mitmachen", sagt Edelmann. Und man hoffe, dass sich das Haus zur 1200-Jahrfeier der Gemeinde 2014 zumindest von außen in neuem Gewand präsentieren könne.

© SZ vom 17.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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