OB gratuliert:Dachaus ältester Mann feiert 103. Geburtstag

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Als Hermann Knöpfle auf die Welt kam, war elektrisches Licht noch ein Novum.

Von Franziska Hofmann, Dachau

Im Jahr 1912 Jahren sank die Titanic und Hermann Knöpfle erblickte das Licht der Welt. Mit seiner Familie feierte der Rentner am Dienstag seinen 103. Geburtstag. Er ist der älteste Mann in Dachau, die älteste Frau ist nur zehn Tage älter. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) kam persönlich vorbei, um Knöpfle zu gratulieren und Präsente zu übergeben. Geboren wurde der Jubilar am 22. Dezember 1912 in Karlskron, einer Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. An seine frühe Kindheit dort hat er noch einige Erinnerungen. "Damals hatten wir noch Petroleumlampen, erst kurz vor unserem Umzug nach Lindau kam das elektrische Licht", erzählt er. Auch der Erste Weltkrieg hat sich tief in sein Gedächtnis eingeprägt: "Jeden Tag ist ein Offizier an unserem Haus vorbeigelaufen. Ich bin immer aufgestanden und habe ihn gegrüßt", erzählt Knöpfle.

Er erinnert sich auch, wie er am Ende des Ersten Weltkrieges unter einer Brücke auf einem Stein saß und die zurückkehrenden Soldaten beobachtete. Auch sein Vater diente als Gendarmerieobermeister bei der Armee. In den 1920er Jahren siedelte seine Familie ins Allgäu über. Dort kamen auch seine Kinder zur Welt, 1939 seine erste Tochter Hannelore und drei Jahre später sein erster Sohn Franz. Im selben Jahr, 1942, musste Knöpfle als Soldat in den Krieg, die meiste Zeit war er in Russland eingesetzt. Nach seiner Rückkehr arbeitete er bis 1978 in Leutkirch im Allgäu als Zahnarzt. Doch als seine Frau intensive Pflegebetreuung brauchte, "haben wir unsere Zelte in Leutkirch abgebrochen", erzählt er. Seit mittlerweile zehn Jahren lebt er nun im Pflegeheim Friedrich-Meinzolt-Haus in Dachau. Denn zwei seiner Söhne wohnen in der Umgebung. Knöpfle hat insgesamt fünf Kinder, zwölf Enkel und zwölf Urenkel.

Das wird sich allerdings bald ändern: Urenkel Nummer 13 soll in drei Wochen geboren werden. Die Familie war immer das Schönste in Knöpfles Leben, besonders das Zusammensein mit seiner Frau. "Wenn ich es datieren müsste, wäre der Hochzeitstag mein schönstes Erlebnis", sagt er. 68 Jahre waren die beiden verheiratet, bis seine Frau 2009 starb. Früh hat Knöpfle angefangen, Radios zu basteln und sich immer für die neueste Technik interessiert. Bis vor Kurzem hat er auch gerne Hörbücher oder politische Biografien gehört, doch mittlerweile bringt er die einzelnen Sätze nicht mehr so leicht in Zusammenhang. Deshalb hört er nun gern Radio: Da die Nachrichten sich oft wiederholen, kann er sich das Geschehen einfacher verbildlichen. Auch bei Familienbesuchen lässt sich der Rentner über die aktuellen Ereignisse informieren. Bis auf sein schlechtes Gehör und die nachlassende Mobilität will Hermann Knöpfle sich nicht beklagen:"Ich habe das Glück, keine Krankheit zu haben", sagt der 103-Jährige.

© SZ vom 23.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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