Dachau:Hochbetrieb am Recyclinghof

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Am Wochenende ist besonders viel los an den Recyclinghöfen des Landkreises. Vor allem die Mengen an Sperrmüll und Grüngut sind enorm gestiegen. Deshalb soll ein neues Recyclingzentrum in Augustenfeld entstehen. Hans Hechendorfer befürchtet, dass damit nicht nur eine positive Entwicklung verbunden ist.

Von Anna Schwarz, Dachau

Die Müllberge im Landkreis wachsen: Im Zeitraum von 2010 bis 2020 wurden an den Recyclinghöfen in Dachau-Süd und -Ost etwa 44 Prozent mehr Sperrmüll und 32 Prozent mehr Grüngut entsorgt, teilt das Landratsamt mit. Vor allem freitags und samstags herrsche Hochbetrieb und es komme immer wieder zu Staus an den Abgabestationen. Deshalb plant der Landkreis neue Recyclinghöfe in Markt Indersdorf und Erdweg - und auch in Augustenfeld soll ein neues Recyclingzentrum entstehen. Doch für das Vorhaben gab es auch Kritik im Dachauer Bauausschuss.

Der Landkreis plant, für den Bau Flächen des Entsorgungsfachbetriebes Fink in der Theodor-Heuss-Straße kaufen: Dort soll unter anderem eine dauerhafte Abgabemöglichkeit für Problemabfälle entstehen, bisher hält ein Giftmobil nur zwei Mal im Jahr auf den Recyclinghöfen des Landkreises. Außerdem soll dort eine Rampe errichtet werden, so dass Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer ihren Müll von oben in die Container werfen können.

"Durch den Recyclinghof steht die Unterstützung für das Waisenhaus auf der Kippe"

Doch Kai Kühnel (Bündnis für Dachau) kritisierte den Standort in Augustenfeld aus mehreren Gründen: Unter anderem weil dafür ein Grünzug im Außenbereich bebaut wird. Darüberhinaus sah Kühnel den Recyclinghof als "Konkurrenzbetrieb". Denn nur wenige hunderte Meter davon entfernt ist die Sammelstelle des Vereins "Umweltschutz und Entwicklungshilfe" in der Augustenfelder Straße. Dort können Bürger etwa Altpapier, Kartons, Kleidung und Schuhe abgeben, um ein polnisches Kinderheim, das 70 Kilometer südlich von Krakau liegt, finanziell zu unterstützen.

Der Koordinator der Sammelstelle Hans Hechendorfer fürchtet, dass mit dem Bau des Recylcingzentrums weniger Spenden bei ihm abgegeben werden. (Foto: Toni Heigl)

Koordinator der Sammelstelle ist Rentner Hans Hechendorfer. Er befürchtet, dass weniger Spender und Spenderinnen kommen werden, wenn der Recyclinghof in direkter Nachbarschaft aufmacht: "Wir haben Angst, dass unser Hilfsprojekt darunter leiden wird." Denn er vermutet: "Wer zum Beispiel seinen Rasenschnitt oder Elektroschrott wegbringen muss, wird sein Altpapier - das er sonst zu uns bringt - auch gleich zum neuen Recyclinghof bringen. Das wird uns sicher schaden." Auch Kai Kühnel kritisiert: "Mit der Entscheidung für den neuen Recyclinghof steht die finanzielle Unterstützung für das Waisenhaus auf der Kippe."

Gebrauchtwarenhalle ist vorerst nicht geplant

Peter Kistler von der Kommunalen Abfallwirtschaft des Landkreises versuchte die Stadträte zu überzeugen: "Wer Herrn Hechendorfer unterstützen möchte, wird weiterhin dort abliefern." Auch Anke Drexler (SPD) betonte: "Uns ist es wichtig, dass dieses Sozialprojekt erhalten bleibt." Außerdem erkundigte sie sich bei Kistler, ob es ein Konzept gebe, um noch funktionstüchtige Sperrmüllartikel zu sammeln - zum Beispiel wie in einem Gebrauchtwarenkaufhaus der Stadt München.

Dies sei aktuell nicht geplant, da die vorhandene Fläche in Augustenfeld dafür zu klein sei, sagte Kistler: "Aber wir versuchen schon jetzt gebrauchsfähige Artikel aus den Recyclinghöfen herauszuschleusen und an soziale Einrichtungen zu geben."

Auch Stadtrat Horst Ullmann (Bürger für Dachau) betonte, dass ein Sozialkaufhaus mehr Platz benötige, deshalb müsse weiter nach einem Standort gesucht werden. Außerdem lobte er, dass ein neuer Recyclinghof in Dachau entsteht: "Am Freitag und Samstag ist an den Recyclinghöfen so ein Betrieb, dass man Angst haben muss, dass man zusammengefahren wird." Schließlich waren 14 Stadträte für den Neubau des Recyclinghofs, Kai Kühnel stimmte dagegen.

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