Dem früheren Kreisheimatpfleger Norbert Göttler ist am Ende der Dachauer Zeit klar gewesen, dass seine Arbeit im Landkreis vor einer Zäsur steht. Denn es reicht seiner Ansicht nach nicht mehr aus, Veranstaltungen zu organisieren oder Synergien in der Zusammenarbeit von Vereinen und Museen für Kultur oder auch Brauchtum zu schaffen.
Ein Kreisheimatpfleger oder auch ein Bezirksheimatpfleger - seine neue Funktion in Oberbayern - muss sich um die Qualität kümmern, er muss Maßstäbe setzen, und er muss sich für die Gestaltung der Kulturlandschaft einsetzen. Seit Mittwoch ist klar, dass seine Nachfolgerin Birgitta Unger-Richter diese Herausforderung annehmen will. Sie darf dabei auf die Unterstützung der Politik, zumindest von Landrat Hansjörg Christmann (CSU) rechnen.
Die neue Kreisheimatpflegerin muss mit einer völlig neuen Konstellation zurecht kommen und sie zu prägen versuchen: Auf der einen Seite stehen Vereine wie der neugegründete für Volksmusik oder der etablierte für Archäologie, für die sie nur noch beratend tätig werden muss. Auf der anderen Seite ist es den Museen, einschließlich des kommunalen Zweckverbands für die Neue Galerie, die Gemäldegalerie und Bezirksmuseum immer noch nicht gelungen, eine gemeinsame Plattform zu schaffen, damit wenigsten die formalen Angelegenheiten wie abgestimmte Öffnungszeiten, vielleicht auch eine gemeinsame Werbung möglich werden.
Zudem muss sie mit dem Regionalentwicklungsverein von Dachau Agil eine Form der Kooperation finden, der in Dachau selbst ein Büro für Tourismus, Naherholung und Kultur im Auftrag des Landkreises aufbaut.
Man stelle sich nur vor, dieses Büro käme auf die Idee eines bayerischen Touristenabends mit Herzerln und Lederhosn, vielleicht noch mit Laptops. Jahrzehnte einer selbstbewussten Pflege der Tradition wären dahin. Auf diese Problematik verwiesen Landrat Christmann und Pressesprecher Gerhard Weber gemeinsam mit Kreisheimatpflegerin Unger-Richter. Deshalb sagte sie: "Ich möchte beraten und gestalten." Weber definierte Unger-Richters Tätigkeit als Antwort auf die Frage: "Wo liegt aus Sicht der Heimatpflege die Qualität."
Promotion über Walter von Ruckteschell
Egal ob es sich nun um ein Baudenkmal handelt, um Fragen des Denkmalschutzes oder eben um ein Tourismusangebot von Dachau Agil. Die Qualitätsfrage muss vor allem sie stellen und auch beantworten, am besten gemeinsam mit den Organisationen und Kulturvereinen. Mit anderen Worten: Die Kreisheimatpflegerin fungiert als Qualitätsmanagerin, die auch eigene Projekte anstreben soll.
Aus dem Kreistag war zu erfahren, dass die 51-jährige Birgitta Unger-Richter den Zuschlag für das Amt der Kreisheimatpflege auch wegen ihrer engen Bindung an die Kultur im Landkreis erhalten hat. "Sie ist bereits gut vernetzt", hieß es. "Das ist wichtig." Birgitta Unger-Richter stammt aus Baden-Württemberg, hat in München Kunstgeschichte studiert und über den Dachauer Jugendstilkünstler Walter von Ruckteschell promoviert.
Seit 1986 lebt sie mit ihrer Familie in Kleinberghofen im Landkreis Dachau und war maßgeblich am Aufbau der Museumspädagogik für den Zweckverband Dachauer Museen und Galerien beteiligt. Sie gilt wegen ihrer Promotion und ihrer Publikationen als maßgebliche Kunstexpertin für die Zeit der Dachauer Künstlerkolonien und Ausläufer.
In der Vorstellungsrunde am Mittwoch am neuen Arbeitsplatz, dem Landratsamt Dachau , präsentierte sich Birgitta Unger-Richter als "Netzwerkerin" und "Teamplayerin". Sie will an die Erfolge von Vorgänger Norbert Göttler anknüpfen, wozu sie auch die Fortführung des Poetischen Herbsts zählt. Für 2012 hat noch Göttler die Organisation übernommen.