Nachwuchsarbeit bei der Feuerwehr:Die Löschzwerge

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Carina Auracher, Nina Preßmar und Nathalie Piller leiten die Kinderfeuerwehr in Lauterbach. Die Resonanz ist erstaunlich.

Von Benjamin Emonts, Bergkirchen

Im 800-Seelen-Ort Lauterbach in der Gemeinde Bergkirchen beschreitet die Feuerwehr seit nunmehr sechs Jahren ganz neue Wege, um Nachwuchs zu gewinnen. Die Freiwillige Feuerwehr hat die erste und bislang einzige Kinderfeuerwehr im gesamten Landkreis Dachau gegründet. Wenn anderswo die Kinder erst mit zwölf Jahren der Jugendfeuerwehr beitreten dürfen, sind die kleinen Feuerwehrmädchen- und buben aus Lauterbach zwischen sechs und zwölf Jahren jung. Was man so hört, haben sie richtig Spaß an ihrer Amtsausübung.

Das erzählt jedenfalls der Vorsitzende der Feuerwehr, Norbert Schmid. Er ist begeistert von der Lauterbacher Kinderfeuerwehr und bezeichnet sie als großen Erfolg. Die Zahlen geben ihm recht. Insgesamt zählt die Lauterbacher Feuerwehr 35 aktive Erwachsene und vier Jugendliche. Die Kinderfeuerwehr mit ihren acht Buben und acht Mädchen macht damit fast die Hälfte aller Aktiven aus. Die Zahl der Kinder steigt von Jahr zu Jahr, wie die 19-jährige Betreuerin und Feuerwehrfrau Nathalie Piller stolz erzählt. "Das wird sehr gut angenommen. Viele Kinder nehmen auch wieder Freunde mit." Auch in Lauterbach kamen lange Zeit kaum junge Kräfte nach. "Wir mussten feststellen, dass Kinder, die mit zwölf Jahren alt genug für die Jugendfeuerwehr sind, schon in vielen anderen Vereinen eingebunden sind und dann nicht noch etwas neues beginnen", sagt Schmid. Mit der Kinderfeuerwehr ist es dem Verein nun offenbar gelungen, zumindest einige Kinder aus dem Dorf frühzeitig abzufangen und für die Feuerwehr zu begeistern.

Die drei Betreuerinnen aus Lauterbach Carina Auracher, 20, Nina Preßmar, 19, und Nathalie Piller, 19, die selbst aktiv im Feuerwehrdienst sind, legen sich dafür mächtig ins Zeug. An jedem zweiten Samstag im Monat treffen sie sich mit den Feuerwehr-Kids und gestalten ein eineinhalbstündiges Programm. Dafür denken sie sich jedes Mal neue lustige Spiele und Übungen aus, um die Begeisterung der Kinder zu wecken. Wichtig ist den drei jungen Frauen vor allem, dass die Kinder viel Abwechslung geboten bekommen. Nicht alle Aktivitäten müssen zwingend mit dem Thema Feuerwehr zu tun haben. So unternehmen die Frauen einmal pro Jahr mit den Kids einen Ausflug in einen Fun-Park wie beispielsweise das Legoland im vergangenen Jahr. Zu Ostern bemalen sie mit den Kindern Ostereier, an Weihnachten backen sie Plätzchen und an Fasching feiert die Gruppe selbstverständlich eine Party. Nathalie Piller sagt: "Die Kinder sollen sich kennenlernen und ihr Teamgeist soll dabei gestärkt werden. Der ist bei der Feuerwehr auch ganz wichtig."

Hütchen umspritzen macht Spaß

Mit so richtigen Feuerwehrsachen beschäftigt sich die Kinderfeuerwehr natürlich auch. Der Renner bei den Kindern ist, wenn sie mit einem echten Feuerwehrschlauch Gegenstände wie Eimer oder Hütchen umspritzen dürfen. Dazu wird ganz professionell ein Unterflurhydrant geöffnet, ein Standrohr eingesetzt und anschließend ein kleiner leichter Schlauch angeschlossen. "Das macht ihnen richtig Spaß. Da fühlen sich die Kinder auch ganz cool", sagt Betreuerin Piller. Ein anderes Mal durften die Kinder eine Schnitzeljagd durch Lauterbach mit Funkgeräten machen. Sie rannten dabei in drei Teams durch die Straßen und gaben sich gegenseitig per Funk Hinweise, wo die versteckten Botschaften zu finden seien.

Nicht fehlen im Lehrplan darf die Erste Hilfe. Die Feuerwehr-Kids bekommen auch gezeigt, wie man Verletzte verbindet, ihre Atmung überprüft, ihren Puls fühlt und wie man sie in die stabile Seitenlage bringt. Wenn man so will, bekommen die Kleinen vorab einen kleinen Erste-Hilfe-Kurs, der ihnen zeigt, wie wichtig es ist, für andere Menschen Verantwortung zu übernehmen. Eine Schule fürs Leben.

Für den Umgang geschweige denn das Löschen von Feuer seien die Kinder noch zu jung, sagt Piller, damit müssen sie sich bis zur Jugendfeuerwehr gedulden. An einer Kerze geben die Frauen ihren Schülern zumindest eine erste Ahnung, wie Feuer funktioniert. Stülpt man ein Glas darüber, geht die Kerze aus, weil Feuer Sauerstoff braucht. Nimmt man den Docht ab, brennt die Kerze auch nicht, weil das brennbare Material fehlt. Vier Mitglieder der Kinderfeuerwehr sind in den vergangenen Jahren bereits in die Jugendfeuerwehr übergetreten. Und die Zahl wird noch steigen, ist Piller überzeugt. Denn die Kinder kommen regelmäßig und mit großer Zuverlässigkeit zu den Treffen und zeigen große Freude, so erzählt die junge Frau. "Das zeigt, dass den Kindern die Feuerwehr wichtig ist und sie am Ball bleiben wollen." Ihre ersten richtigen Einsätze fahren sie dann mit 18 Jahren, wenn sie volljährig sind.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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