Nachbarschaftsstreit um Kater:"Das ist pure Bösartigkeit"

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Verzweifelt suchte eine Dachauer Familie mit Zetteln nach ihrem verschwundenen Kater. Einem Nachbarn passte das nicht, er entfernte die Flyer. Nun wird kräftig gestritten.

Omar El-Nahry

Wenn ein Haustier plötzlich verschwindet, dann ist dies für viele Menschen eine Katastrophe - die Vierbeiner gehören für die meisten so gut wie zur Familie. Und dass man alles tut, um das Tier zurück zu bekommen, liegt auf der Hand: Man läuft durch die Nachbarschaft, sucht und fragt nach dem Tier. Eines der beliebtesten Mittel der Suchenden sind Zettel, die an Laternenmasten gut sichtbar angebracht werden.

Eine Dachauer Familie suchte nach ihrem entlaufenen Kater, doch der Nachbar riss die Suchzettel immer wieder ab. (Foto: Archivbild: Joergensen)

Dass solche Zettel aber nicht nur Mitleid und Hilfsbereitschaft, sondern auch ausgesprochen negative Reaktionen auslösen können, musste jüngst die Dachauer Familie Kopperger erfahren. Auch ihr Kater verschwand, Suchbilder mit dem Bild des Tieres und Kontaktdaten wurden aufgehängt. "Mir ist dann aufgefallen, dass die Zettel, die wir aufgehängt hatten, immer wieder abgerissen wurden. Stellenweise haben wir viermal neu plakatiert", erzählt Daniela Kopperger. Trotzdem verschwanden die Poster immer wieder. Schließlich habe sie gesehen, wie ein älterer, ihr zunächst unbekannter Mann die Zettel entfernt habe. Darauf angesprochen, habe dieser nur mit "Das ist verboten" geantwortet - mehr nicht.

Auch als ihr Mann ihn zur Rede stellte, war nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Zwar hat der Mann insofern Recht, als das Plakatieren an vielen Stellen tatsächlich nicht erlaubt ist. In Fällen wie einer verschwundenen Katze wird es jedoch, im Gegensatz zu kommerziellen Angeboten, von Ordnungsamt und Polizei geduldet - schließlich besteht ein Interesse, den Betroffenen zu helfen. Vor allem aber dürfen Zettel, die im öffentlichem Raum hängen, nur von Personen mit entsprechendem Mandat entfernt werden: Selbstjustiz ist auch hier nicht erlaubt. Es muss Anzeige erstattet werden, damit die Ordnungshüter tätig werden. Das bestätigt auch die Polizei.

Der Mann in der Nachbarschaft der Koppergers ist übrigens kein Unbekannter. Mit vielen seiner Nachbarn soll er Streit haben und sogar Prozesse gegen sie führen. "Das ist pure Bösartigkeit", sagt die Familie, schließlich nähmen weder die Polizei noch die Stadt Anstoß an solchen Plakataktionen. "Und natürlich hätten wir die Plakate entfernt, wenn wir unseren Kater gefunden hätten."

Gefunden wurde das Tier mittlerweile - allerdings tot. Es wurde überfahren und auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei begraben. Vielleicht wäre der Kater mit Hilfe der Suchplakate früher gefunden worden, hätten Passanten die Möglichkeit gehabt, sie sich auch anzusehen.

© SZ vom 02.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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