Nach Klagen :Das Helios-Amper-Klinikum bekommt Druck von unten

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Eine neue Bürgerinitiative will für bessere Pflege in der medizinischen Einrichtung kämpfen.

Von Christiane Bracht, Dachau

Die Stimmen der Patienten, die mit der Amper-Klinik Dachau unzufrieden sind, mehren sich - zumindest wenn man ins Internet schaut. Lange Wartezeiten werden häufig angeprangert, sowie Schmutz in den Zimmern. "Die Situation in Dachau ist ein echtes Dilemma", klagt der Leiter der Nothilfe, Thomas Günnel. "Wir haben exzellente Mitarbeiter, aber sie sind überlastet." Bei den Streiks vor etwa drei Wochen zeigten sich viele Bürger solidarisch mit den Pflegern. Mehrere wollten sich in die Streiklisten eintragen, weil sie dachten, es seien Unterschriftenlisten, sagt Heinz Neff, der Diözesansekretär der katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). Andere fragten bei dem Protestmarsch durch die Dachauer Altstadt, wie sie die Pfleger mit ihrer Forderung nach Entlastung unterstützen könnten. Jetzt hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die für bessere Pflege in der Amper-Klinik kämpfen will. Am Dienstag, 28. November, sollen ein Sprecher gekürt und erste Aktionen geplant werden.

"Die Situation in Dachau ist jetzt noch krasser geworden als im Frühjahr", berichtete Christian Reischl von der Gewerkschaft Verdi bei der Gründungsversammlung am Donnerstag. Statt 70 Stellen fehlten nun mehr als 100. "Außerdem sind seit mehreren Wochen über 80 Betten gesperrt", so Reischl. Und die Stimmung bei den Kreispolitikern habe sich langsam zugunsten der Beschäftigten gewendet. Bislang hätten die Politiker eher der Geschäftsführung von Helios geglaubt. Der Verdi-Sprecher freute sich, dass bei der Gründung der Bürgerinitiative mehrere Politiker anwesend waren, vor allem aus den Reihen von SPD und ÖDP. Die CSU vermisste man. "Aber auch dort ist die Situation keineswegs unumstritten. Viele sagen inzwischen, dass die Privatisierung ein Fehler war. Ich habe den Eindruck, dass die Botschaft angekommen ist", sagte Neff später zur SZ. Begeistert waren die Initiatoren der Bürgerinitiative darüber, dass Oberbürgermeister Florian Hartmann nicht nur gekommen war, sondern auch zugesagt hatte, im Hintergrund mitwirken zu wollen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi beklagte "das süße Gift des Neoliberalismus, das alles durchdrungen" habe und rief dazu auf, dass man "öffentlichen Druck organisieren muss, damit die Krankenhaus-Gesellschaft handeln muss". Er stellte sich als Ansprechpartner für die neue Bürgerinitiative zur Verfügung und sah seine Aufgabe darin, Dinge "weiterzutragen".

Die Hauptleidtragenden sind die älteren Patienten

Manch einer beklagte, dass nur 25 Personen zur Gründung der Bürgerinitiative erschienen waren. Neff und Reischl indes zeigten sich zufrieden angesichts der kurzen Einladungsfrist von einer Woche. Im übrigen seien unter den acht Initiatoren, die sich auf einer Liste eingetragen haben, auch Vereine, Verbände und Gewerkschaften, wie Verdi und die KAB, die viele Mitglieder haben. "Wir hoffen, dass noch viele andere Vereine und Verbände beitreten", sagte Neff. Man wolle sich auch an VdK und Seniorenbeiräte wenden, denn die älteren Leute seien wohl die Hauptleidtragenden, wenn die Pflege schlecht ist. "Die Jungen bekommen oft bessere Angebote, sie sind lohnenswertere Patienten."

Die neue Initiative will aber auch möglichst viele Bürger aus dem Landkreis für sich gewinnen. Wer Interesse hat, kann sich unter Telefon 089/55251640 melden oder informieren. Nur so könne man Helios klar machen, dass die Firma die Menschen im Landkreis versorgen müsse.

Unterdessen sind die Tarifverhandlungen zwischen Verdi und Helios eskaliert. Die Positionen sind laut Reischl so festgefahren, dass nächste Woche wohl eine Urabstimmung stattfinden wird, in der die Gewerkschaft ihre Mitglieder fragt, ob ein Streik stattfinden soll.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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