Nach dem Dauerregen:Land unter

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Im ganzen Landkreis kämpfen 1600 Einsatzkräfte der Feuerwehren, des THW und des Roten Kreuzes gegen die Wassermassen. In Haimhausen, Petershausen und Günding spitzt sich die Lage dramatisch zu.

Von Walter Gierlich und Niels P. Jørgensen

In einen Fluss hat sich die Bulachstraße in Günding verwandelt. Das gesamte Gebiet zwischen Maisach und der Staatsstraße 2339 ist betroffen. Foto: Jørgensen (Foto: © joergensen.com)

65 Feuerwehren, dazu Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW), des Roten Kreuzes sowie der kommunalen Bauhöfe sind seit Sonntagnachmittag fast pausenlos im Einsatz, um gegen die Wassermassen zu kämpfen, die in nahezu allen Orten des Landkreises Straßen überflutet und Keller haben volllaufen lassen. Wenn auch die Feuerwehren fast flächendeckend zu Einsätzen im gesamten Landkreis ausrücken mussten, haben sich doch drei Schwerpunkte herauskristallisiert, an denen die Situation besonders bedrohlich ist: Haimhausen, Petershausen und Günding. Der Zugverkehr auf der Linie A zwischen Dachau und Altomünster läuft nach mehreren Sperrungen am Sonntag seit Montagfrüh wieder planmäßig.

Viel Schlaf hatten die rund 1600 Einsatzkräfte seit Sonntag nicht, nachdem sich die Lage in der Nacht zuvor zunächst ein wenig beruhigt zu haben schien. Doch die ununterbrochenen Regengüsse, die den ganzen Sonntag und die folgende Nacht hindurch fielen, verschärften die Lage dramatisch: Von Sonntagmittag bis Montagnachmittag registrierte der Einsatzstab nicht weniger als 420 Einsätze, wie Wolfgang Reichelt von der Feuerwehr Dachau mitteilte. Zusätzlich arbeiteten die Einsatzkräfte mit Hochdruck daran, im Stadtbauhof 36 000 Sandsäcke zu füllen. Alle dreieinhalb bis vier Stunden war dort Schichtwechsel. Verpflegt wurden die vielen Helfer vom Rotkreuz-Kreisverband aus dessen mobiler Küche.

Kurz vor Haimhausen hat die Feuerwehr am Montagvormittag den Deich der Amper kontrolliert geöffnet, um einem möglichen Dammbruch und einer Überflutung des Ortsteils zuvorzukommen. Sorge bereitete hier vor allem das Amperwehr am Hirschgangweg, an dem Unterspülung drohte weil sich hier immer wieder im Fluss treibende Baumstämme stauten. "Das Wasser fließt jetzt durch die Amperauen um die Ortschaft", berichtete Feuerwehrsprecher Reichelt.

In Petershausen staut sich die Glonn massiv an der Brücke der Staatsstraße nach Kollbach. Die Kinder aus den Ortsteilen jenseits der Glonn wurden am Montag vorzeitig aus der Schule nach Hause geschickt, so lange der Übergang über den Fluss für den Schulbus noch passierbar war. Um die angrenzenden Häuser zu schützen, bauten die Einsatzkräfte Dämme aus Sandsäcken. Wer von Petershausen nach Dachau wollte, musste über Weichs fahren, die Straßen über Kollbach oder Asbach waren unpassierbar. Die Glonn hat auch weite Flächen in Oberlauf unter Wasser gesetzt, etwa das Gebiet zwischen Kloster und Markt Indersdorf.

Ganz besonders schlimm erwischte das Hochwasser den Bergkirchener Ortsteil Günding. Hier hatte die Maisach ihr Bett verlassen und strömte über das Sportgelände und quer durch Häuser und Gärten. Im Wohngebiet rund um die Bulachstraße standen ganze Straßenzüge komplett unter Wasser, waren zahlreiche Keller regelrecht abgesoffen. Aus fast allen Grundstücken liefen Schlauchleitungen, aber oft konnte das Wasser gar nicht mehr abgeleitet werden. Teilweise deutlicher Ölgeruch und farbig schillernde Ölspuren zeugten davon, dass mehrere Öltanks übergelaufen waren. Feuerwehrleute aus dem ganzen Landkreis und aus München waren hier im Einsatz, um wenigstens die schwersten Schäden abzumildern.

Gegen Mittag konnten sich die örtlichen Feuerwehr-Einsatzleiter Sepp Grain und Andreas Bigelmeier mit dem Polizeihubschrauber einen Überblick von der Lage im Ort verschaffen. Da ging der Pegel der Maisach zwar schon langsam zurück, Sorgen bereitete aber noch der hohe Grundwasserstand und eine mögliche zweite Flutwelle durch einen eventuellen Anstieg des Amperpegels. Den Scheitelpunkt der Flutwelle auf der Amper erwartet das Wasserwirtschaftsamt laut Reichelt in der Nacht zum Dienstag. "Bei den kleineren Flüssen und Bächen erwarten wir eine zeitnahe Entspannung, wenn es aufhört zu regnen", sagt Reichelt.

Ein Riesenproblem bleibt vorerst der hohe Grundwasserstand in Dachau-Süd und in Karlsfeld, der es der Feuerwehr oft unmöglich macht, Keller auszupumpen. Der Pegel in der Rothschwaige zeigte nur noch 23 Zentimeter unter Gelände, normal sind 90 bis 100. Reichelt zeigte sich jedenfalls erleichtert, dass bis Montag keine Verletzten zu beklagen waren.

© SZ vom 04.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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