Moorenweis:Feuer auf dem Acker

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Mitglieder des Historischen Vereins wollen Bier wie in der Steinzeit brauen

Von Manfred Amann, Moorenweis

War es möglich, dass die Menschen der Mittelsteinzeit, die zumindest zeitweise am Rande des Haspelmoors sesshaft waren, schon Bier brauen konnten? Dieser Frage geht die Gruppe "Steinzeitbier" des Historischen Vereins für Fürstenfeldbruck und den Landkreis auf Anregung von Mitglied Ulrich Bähr in einem Projekt der experimentellen Archäologie nach. Und weil man zum Bierbrauen nun Mal Getreide braucht, wollen die zehn Steinzeitforscher herausfinden, auf welche Weise die Menschen damals Ackerbau betrieben, um gute Erträge zu erzielen.

Eine alte "Ackerbaumethode", die im Wanderfeldbau mit Brandrodung spätestens ab der Jungsteinzeit angewendet wurde und bis ins Mittelalter Bedeutung hatte, war das Abbrennen einer Feuerwalze. Das hat die Gruppe Steinzeitbier nun auch vor, um ein Feld östlich von Brandenberg, einem Ortsteil von Moorenweis, für den Anbau von alten Getreidesorten vorzubereiten. Wenn bis dahin die Erlaubnis vorliegt und die Witterung mitspielt, soll die Feuerwalze an diesem Samstag entfacht werden. Auf einer Fläche von 150 Quadratmetern, die brach liegt und mit Gras, Kräutern und Sträuchern bewachsen ist, soll die Feuerwalze alles Gestrüpp niederbrennen. Gleichzeitig wird mit der zurückbleibenden Asche der Boden gedüngt. Später werden dann mit geeigneten, pflugähnlichen Astgabeln Rillen gezogen und alte Getreidesorten angesät. Als solche nennt Rudolf Ende Emmer, Dinkel, Einkorn, Johannis- und Waldstaudenroggen. Diese Getreidesorten gab es bereits im Mesolithikum.

"Es ist sicher ein ambitioniertes Vorhaben", sagt Fritz Aneder, der für den Historischen Verein die archäologische Abteilung des Museums betreut. Die Gruppe, die Verstärkung brauchen kann, werde im Herbst Ergebnisse präsentieren, sagt Aneder. Aus Erfahrungen von anderen Experimentiergruppen wisse man, dass diese Ackerbaumethode ansehnliche Erträge hervorbringen kann. Das Getreide soll gemälzt werden, um möglichst ohne Zusatz von Hilfsmitteln daraus Bier zu brauen.

Der deutsche Evolutionsbiologe Josef Helmut Reichholf hat die Gruppe auf die Idee für das Vorhaben gebracht. In seinem Buch "Am Anfang war das Bier" vertritt er die Ansicht, dass der Anbau von Getreide zuerst der Herstellung eines bierähnlichen Getränks diente und nicht dem Backen von Brot. Das ist seinen Forschungen nach erst etwa 1000 Jahre nach dem ersten Getreideanbau geschehen. Wurde Getreide also zuerst zum Brauen verwendet? Diese Idee hat den Hobbyarchäologen Bähr fasziniert, auch deswegen, weil bei einer Torfschichtanalyse im Haspelmoor Weizenpollen aus der Zeit um 6000 vor Christus gefunden worden sind.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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