Der Zug rattert dampfend durch die Landschaft. "Bitte Vorsicht auf Gleis eins", tönt es schnarrend aus den Lautsprechern. Mit dem obligatorischen Quietschen beim Bremsen hält der Trans-Europ-Express (TEE) am Bahnhof Rumeltshausen. Richtig, Rumeltshausen hat einen Bahnhof, wenn auch nur in Miniaturform. Der Modellbahnstammtisch Dachauer Land hat in dem kleinen Ortsteil von Schwabhausen Schienen verlegt - 290 Meter Gleise reihen sich in einem großen Kellerraum des Gasthauses Göttler aneinander. Während der Modellbahntage an diesem und am nächsten Wochenende ist der Raum noch für Besucher geöffnet. Etwa 40 Lokomotiven drehen ihre Runden auf der sogenannten Spur 1, das ist die größte unter den kleinen Bahnen. Die machen richtig Dampf", sagt Walter Domaczyk und seine Augen leuchten wie die eines kleinen Kindes. Die Begeisterung hat der 54-Jährige aus seiner Jugend mitgenommen, von klein auf sammelt er schon Modelleisenbahnen. Normalerweise verstauben die detaillierten Nachbauten in Vitrinen. Doch die etwa zehn Teilnehmer des Modellbahnstammtisches Dachauer Land lassen die kleinen Züge regelmäßig fahren. Am Rumeltshausener Bahnhof warten schon jede Menge Reisende auf den Zug. Das Licht im Raum ist kurz aus. Nur die Laternen und die Scheinwerfer der Lokomotiven leuchten in Richtung der wartenden Figuren. Die sind im Stil der 50er Jahre gekleidet. Mit Hut, Anzug und Koffer oder in Kleidern von damals tummeln sie sich am Bahnsteig. Passend zu den vielen Modellbahnen, wie den TEE. Die schwere Diesellok rollte von 1957 bis 1987 über das europäische Schienennetz. Mit echtem Dampf lässt Walter Domaczyk den Zug vom Bahnhof starten. Im ganzen Raum breitet sich der Duft des Zitronendestillats aus. Damit entsteht die typische Rauchsäule. "Vorsicht bei der Abfahrt des Zuges", warnt die kratzige Ansage. Domaczyk dreht ein paar Knöpfe an seinem Steuermodul, stellt die Weichen elektrisch ein - und der TEE geht mit Passagieren auf eine große Rundfahrt durch die Miniaturlandschaft. Ich mag keine Geisterzüge", sagt Walter Domaczyk. Deshalb sind überall Menschen in der stetig wachsenden Landschaft. Die Miniaturwelt sieht aus, als hätte jemand auf eine Stoppuhr gedrückt und die Zeit angehalten. Nur, dass sich die Züge bewegen. Die Geschichte des Modellbahnstammtisches begann vor neun Jahren. Damals gab es lediglich ein Gleis und das stand anfangs nur auf Biertischen. Um die neue Strecke aufzubauen, waren die zehn Mann aus dem Landkreis Dachau und aus München jeden Tag für mehrere Stunden im Keller des Gasthofes. Das Hobby nimmt viel Zeit in Anspruch. Im echten Leben ist Walter Domaczyk Fahrlehrer, auch das kostet Zeit. "Dank meiner lieben Frau darf ich viel Zeit mit meinem Hobby verbringen." Sonst würde es auch nicht funktionieren. Seit drei Jahren dürfen sie den Keller bei Josef Göttler nutzen. Der Wirt sei selbst von den Modellbahnen begeistert, "so konnten wir eine Heimat finden". Eine Heimat für die Spur 1, oder auch Normalspur 1 genannt. Die Modelle sind im Maßstab 1:32 gebaut und die Strecke orientiert sich am Original von 1,43 Meter Spurbreite. Der TEE fährt an einem Bekohlungsschuppen vorbei. Den hat ein Stammtischteilnehmer selbst gebastelt, natürlich maßstabsgetreu. Noch ist nicht alles fertig. Gerade erst haben die Dachauer einen Handlauf gebaut. Der war nötig, denn im vergangen Jahr gab es einen Zusammenstoß zweier Züge. Was in der Miniaturwelt einen Absturz aus einem Meter Höhe bedeutet. "Eine üble Geschichte", sagt Domaczyk. Doch die kleine Welt soll weiter wachsen. Bis es eine vollständige Landschaft ist, wie in den 50er Jahren. Und einmal im Jahr werden die Tore für große und kleine Besucher geöffnet.
