Mitten in Petershausen:Der eine und der andere

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Die Zufriedenheit der Bayern mit Markus Söders Arbeit ist laut einer Umfrage gesunken. Doch in Petershausen, da kann sich Bayerns Ministerpräsident einer breiten Unterstützung gewiss sein

Glosse von Thomas Radlmaier

Markus Söder ist ein Meister der Verwandlung. In den vergangenen Jahren bekleidete Bayerns Ministerpräsident bei der Frankenfastnacht verschiedene Rollen. Als er noch Finanzminister war, trat er auf der Prunksitzung mal als Homer Simpson oder Marylin Monroe auf. 2016 erschien Söder als Edmund Stoiber, was der stoiberimitierende Stoiberianer Söder nicht als Satire, sondern als eine "Hommage an einen der größten Bayern" verstanden wissen wollte. Unvergessen auch, als der heute Bäume-umarmende Söder einen grünen Oger namens "Shrek" spielte. Oder wie sich Söder in einen Eisbär verwandelte und mit dem Cowboy Joachim Herrmann im Armdrücken duellierte. Irgendwie verrückt, dass diese Szenen zu einer Zeit gehören, die man heute rückblickend als "normal" bezeichnet. Die Normalität ist eben relativ.

Jedenfalls fiel die Frankenfastnacht mit ihren roten Teppichen und den TöörööTöörööTööröös heuer wegen der Corona-Krise kleiner aus als sonst. Die Polit-Prominenz schaute das Spektakel zuhause vor der Glotze - ohne Faschingsverkleidung. Vielleicht ist das einer der Gründe für den "Umfrage-Schock" ( Focus) für Markus Söder. Laut einer aktuellen Umfrage ist nur die Hälfte der Bürger im Freistaat mit Söders Arbeit zufrieden. Der Wert sank von 71 Prozent auf dem Höhepunkt der ersten Pandemiewelle auf nur noch 48 Prozent. Und das ausgerechnet jetzt, da die Union die Kanzlerkandidatenfrage noch offen lässt. Helau-ejulah! Gut, dass der Fasching 2021 ausgekehrt ist und sich an diesem Aschermittwoch eine neue politische Bühne auftut, um rhetorisch sauber draufzuhauen und die Dinge gerade zu rücken.

In der Gemeinde Petershausen, da kann sich Söder einer breiten Unterstützung gewiss sein. Beim Metzger mitten im Ort weisen sie mit einem selbstgebastelten Schild auf die Maskenpflicht im Laden hin. Darauf sind zwei Bilder zu sehen. Das eine zeigt Armin Laschet, dessen Nase sich von einer Maske befreit hat. Das andere zeigt Markus Söder, bei dem die Maske - so wie es sich gehört - Mund und Nase bedeckt. Quer über den beiden Bildern steht der Spruch: "Einer hat's kapiert, der andere nicht..." Wobei klar ist, wer der eine und wer der andere ist. Da traut man einem CSU-Politiker das Kanzleramt zu, trotz bescheidener Erfahrungen aus der Vergangenheit. In Petershausen ist die Welt eben noch in Ordnung, wie man sagt. Oder wie es aus den Boxen dröhnt, die ein paar junge verkleidete Menschen am Faschingssonntag unweit der Metzgerei aufgestellt haben, um Fasching (mit Abstand und Alkohol) zu feiern: "Da, wo wir sind, ist es geil."

© SZ vom 17.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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