Mitten in Dachau:Veraltete Rollenbilder

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Wie wirbt man um Wählerinnen? Richtig, mit lauter schönen Dingen, die mit Politik rein gar nichts zu tun haben

Von Jacqueline Lang

Dass die Politik nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens umfasst, ist bekannt. Und auch dagegen, dass politische Veranstaltungen nicht nur trocken und spröde, sondern auch unterhaltsam und kurzweilig sein dürfen, ist grundsätzlich erst einmal nichts einzuwenden. Und dennoch stellt sich frau doch die Frage, welches Menschen- oder besser gesagt Frauenbild hinter einer CSU-Veranstaltung wie "Politik mit Schick" steht, die am 14. Februar, also auch noch ausgerechnet am Valentinstag, stattfindet.

"Die Frauen-Union Dachau lädt am Valentinstag mode- und politikinteressierte Damen in das Modehaus Bonita in der Münchner Straße 29 ein. Bei einer Modenschau lernen Sie nicht nur die neueste Frühjahrsmode, sondern auch unsere Kandidatinnen für die Stadtrats- und Kreistagswahl kennen", heißt es in der Veranstaltungsbeschreibung auf Facebook. Und damit nicht genug: Landrat Stefan Löwl und der Oberbürgermeisterkandidat Peter Strauch (beide CSU) werden alle anwesenden Damen "mit einem kleinen Präsent überraschen".

Frauen, das suggeriert diese Veranstaltung, interessieren sich gar nicht so sehr für Politik und wenn, dann doch bitte immerhin in Verbindung mit Mode und vielleicht einem Gläschen Sekt. Zu ernst sollte es in jedem Fall lieber nicht werden. Und die Männer? Die beschenken ihre Frauen - in dem Fall also ihre Unions-Frauen - am Valentinstag mit Blumen oder Pralinen. Ob das eine kleine Entschädigung dafür sein soll, dass man ihnen übers Jahr hinweg sonst eher wenig Beachtung schenkt? Ein Schelm, wer Böses unterstellt.

Wie sähe ein vergleichbares Event, wenn von der CSU veranstaltet, wohl für das männliche Geschlecht aus? Die Vermutung liegt nahe, dass es in einem Wirtshaus bei Schweinsbraten und Bier stattfinden würde. Dabei hatte man selbst gehofft, diese Art der Geschlechtertrennung sei längst aus der Mode gekommen. Schade, wenn im Wahlkampf scheinbar wieder alles erlaubt ist. In diesem Fall: der Rückgriff auf längst veraltet geglaubte Rollenbilder.

© SZ vom 31.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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