Mitten im Biomüll:Eine Kampagne für die Tonne

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Wer kann so einer süßen Eule schon böse sein? (Foto: Landkreis Dachau)

Die Kommunale Abfallwirtschaft will das Problem mit Plastiktüten im Biomüll in den Griff kriegen und zieht dabei alle Register. Sogar süße Tierchen sind im Spiel.

Glosse von Jacqueline Lang, Dachau

Zunächst wundert man sich, dass es ein Thema wie Mülltrennung auf die Tagesordnung im Umwelt-, Verkehrs- und Kreisausschuss schafft. Zumal, wenn man bedenkt, was gerade sonst so auf der Tagesordnung steht: steigende Spritpreise etwa, die den regionalen Busunternehmen zu schaffen machen oder die Frage, wer denn nun eigentlich in Zukunft für die geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer zuständig sein wird. Bei näherer Betrachtung stellt man dann aber fest: Alles doch gar nicht so einfach mit den Essensresten und Gartenabfällen - und offenbar alles gar nicht so selbstverständlich. Was etwa in die Biomülltonne gehört und was nicht, das wissen viele Landkreisbewohner entweder wirklich nicht oder es ist ihnen einfach piepegal.

Eine Kampagne der kommunalen Abfallwirtschaft, deren Name Programm sein soll, will nun Abhilfe schaffen nun Abhilfe schaffen: "Kein Plastik in die Biotonne". Weil aber natürlich auch die Mitarbeitenden des Dachauer Landratsamts wissen, dass ohne süße Tierchen die beste Kampagne für die, naja, Tonne ist, wurde auf die Flyer, Kärtchen und sämtliche Kommunikationsmittel, die noch so in Arbeit sind für die größtmögliche Reichweite eine süße Eule gedruckt, die ihren Kopf schief legt. "Sehe ich da etwa Plastik in deiner Biotonne? Das geht ja gar nicht!", steht in einer Sprechblase daneben. Als Mensch, der täglich nach den richtigen Worten sucht, kann man ob dieser Genialität, weil strotzend vor Simplizität, nur staunen.

Weitere Aktionen sollen für das Thema sensibilisieren

Freilich, das wissen natürlich auch die Mitarbeitenden der kommunalen Abfallwirtschaft: So süß eine Eule auch ist, reichen wird sie allein nicht, um die Mülltrennung wirklich in den Köpfen zu verankern. So ist neben dieser Kampagne auch noch ein Kurzfilm rund ums Thema Biomüll in Arbeit, die Münchner Filmhochschule kümmert sich darum. Zudem wollen Dachauer Künstlerinnen und Künstler das Thema aufarbeiten, die Ergebnisse sollen dann demnächst die Litfaßsäulen im Landkreis schmücken. In letzterem Fall würde es sich vermutlich anbieten, die sogenannten Biomüllplastiktüten, die es in Supermärkten zu kaufen gibt, die aber tatsächlich nichts im Biomüll zu suchen haben, künstlerisch einzubinden. Ansonsten sind sie nämlich nur für die Tonne gut - bloß eben nicht für den Biomüll.

Man könnte über diese umfassende Kampagne ins Staunen geraten. Kreisrätin Emmi Westermeier (CSU) und ihres Zeichens bekanntermaßen Bäuerin ist nach dem Vortrag von Landratsamtsmitarbeiterin Barbara Mühlbauer-Talbi im Umwelt-, Verkehrs- und Kreisausschuss allerdings weniger sprach- als fassungslos: "Irgendwo hört's doch auf!" Sie habe, so sagt sie, immer gedacht, im Landkreis sei man "aufgeklärt". Wer immer noch nicht wisse, dass eine Plastiktüte nichts im Biomüll oder Kompost zu suchen habe, der gehöre mal für einen Tag an die "Sortiermaschine". Recht hat sie wahrscheinlich, der Landkreis will es trotzdem erst einmal mit Aufklärung versuchen statt mit Strafarbeit: So sollen zum Beispiel im weiteren Verlauf der Kampagne auch Karten für falsch befüllte Tonnen vergeben werden. Wer eine rote kassiert, könnte auf seinem Plastik-Biomüll sitzen bleiben. Da wird sicherlich niemand wütend werden, es guckt einen ja schließlich eine süße Eule schief an.

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