Mitten in Dachau:Das ist das Haus der Fledermaus

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Wohnungsnot ist eines der großen Themen der heutigen Zeit. Doch nicht nur Menschen, auch Tiere sind davon betroffen

Kolumne von Jacqueline Lang

Wohnungsnot ist eines der großen Themen der heutigen Zeit. Auch die 17 Landkreiskommunen bräuchten dringend mehr Platz für Wohnraum, der sogenannte Speckgürtel um die Landeshauptstadt München ist beliebt. Freier Baugrund lässt sich aber nicht so einfach aus dem Ärmel zaubern, und mit einem Grundstück wäre es ja auch längst nicht getan. Mittlerweile gibt es im eigentlich reichen Landkreis Dachau sogar eine Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit, denn man hat erkannt: Keine Wohnung zu haben, ist nicht immer selbst verschuldet, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem.

Die Schwierigkeit, eine passende Wohnung zu finden, die man sich auch noch leisten kann, haben aber nicht nur Menschen. Auch immer mehr Tiere suchen verzweifelt nach einem Unterschlupf. So auch die Fledermaus, für die damit gleichzeitig der Kampf ums Überleben einhergeht. Sieben der insgesamt zwölf im Landkreis beheimateten Fledermausarten werden nämlich in unterschiedlichen Gefährdungsstufen auf der Roten Liste geführt. Der Hauptgrund für den Rückgang der Bestände sei, so heißt es auf der Homepage der Dachauer Kreisgruppe des Landesbund für Vogelschutz (LBV), der Verlust ihres Lebensraums. Sommer- wie Winterquartiere würden weniger und das Nahrungsangebot nehme ab. Da häufiger Alt- oder Totholz gefällt werde, fänden die Fledermäuse kaum noch natürliche Quartiere wie Baumhöhlen. "Ersatzlebensräume wie Spalten und Ritzen an Häusern fallen oftmals Sanierungen zum Opfer", kritisieren die Tierschützer. Wenig überraschend ist der Mensch verantwortlich für diese prekäre Lage.

Zumindest ein paar Exemplare der Spezies Mensch aus dem Landkreis wollen aber ihren Teil dazu beitragen, die Wohnungsnot der Fledermäusen zu lindern. Mitglieder des LBV Dachau bringen zu diesem Zweck sogenannte Fledermauskästen an Gebäuden und in Wäldern an. Diese sollen als Sommerquartiere und Tagesverstecke dienen. Zudem berät die Kreisgruppe Eigentümer bei der Gebäudesanierung, um verlorenen Lebensraum durch die Neuschaffung von Fledermausquartieren auszugleichen.

Und damit nicht genug: Weil die kleinen Tiere nicht selbst eine Demo oder eine Petition auf die Beine stellen können, um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen, übernehmen auch das die Tierschützer. Von Samstag auf Sonntag findet deshalb bereits zum 24. Mal die Internationale Fledermausnacht statt. Die Dachauer Kreisgruppe verzichtet zwar coronabedingt auf eine Führung, aber gegen eine nächtlichen Spaziergang auf eigene Faust dürfte nichts einzuwenden sein.

© SZ vom 29.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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