Mitten in Dachau:Bitte nicht nachmachen!

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Galgenhumor in schweren Zeiten, aber wer weiß, ob ihn nicht manch einer ernst genommen hat

Glosse Von Jacqueline Lang

Was es nun gewesen ist - ob schiere Dummheit oder auch einfach pure Verzweiflung - man wird es vielleicht nie erfahren. Es ist nicht einmal sicher, ob und wo genau das DIN A4 große, fein säuberlich laminierte Blatt Papier überhaupt hängt. Fest steht nur: Der Zettel, auf dem in der Mitte ein rotes Verbotsschild zu sehen ist, auf das vier Pfeile zeigen, über dem in fetten Buchstaben "Herdenimmunität", klein darunter "Vielleicht hilft's ja" und ganz unten "Hier lecken" steht, ist viral gegangen. Denn vor wenigen Tagen wurde ein Bild dieses Plakats mit dem Hinweis "Bitte nicht (nach)machen!" auf dem Instagram Account "Notes of Germany" gepostet, dazu die Ortsmarke Dachau. Ganz schön viel Öffentlichkeit für so einen Scherz: Der Account, der lustige und seltsame Notizen aus ganz Deutschland teilt, hat nämlich knapp 50 000 Abonnenten, 4009 von ihnen haben das Foto, das angeblich von einer gewissen Bianca in Dachau aufgenommen wurde, geliked.

Viele kommentieren unter das Bild Sprüchen wie: "Herdenimmunität wird schneller Realität sein, als die Durchimpfung bei dem Tempo", "Dabei weiß man doch, dass da stehen muss: Hier nicht lecken! Dann tut es jeder" oder auch "Jetzt weiß ich, warum die Zahlen steigen ..." Man darf es wohl als Galgenhumor verstehen.

Am erschreckendsten ist aber wohl jener Kommentar: "Der Kuseng ist dumm, der macht das." Ob der User das Wort Cousin absichtlich falsch schreibt, bleibt dabei zwar ebenso sein Geheimnis wie die Antwort auf die Frage, ob besagter Cousin tatsächlich dumm genug wäre, das Plakat abzulecken. Aber allein, dass man sich nicht sicher sein kann, wie es gemeint ist, sagt wohl mehr über dieses Land, als einem lieb sein dürfte.

© SZ vom 31.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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