Mitten in Dachau:Beschwerde in der Geisterbahn

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Es ist schwer geworden, die Leute zu beeindrucken. Auf dem Volksfest musste die Polizei einen jungen Mann in Gewahrsam nehmen, der lautstark kundtat, dass es ihm in der Geisterbahn nicht gefallen hatte

Kolumne von Viktoria Großmann

Das Schöne an Volksfesten oder - wie vielleicht mancher Zugereiste aus dem Norden noch sagt - Rummel ist das sehr einfache Vergnügen. Die Fahrgeschäfte und die Buden, die sich im Wesentlichen über die Jahrzehnte nicht ändern und auch in ganz Deutschland etwa dieselben sind. Schließlich reisen die Schausteller von Ort zu Ort. So findet eigentlich jeder die Fahrgeschäfte seiner Kindheit wieder und stellt immer aufs Neue fest: Dosenwerfen wird mit den Jahren zwar teurer, aber nicht einfacher.

Auf dem Dachauer Volksfest gibt es in diesem Jahr keine Wilde Maus, dafür andere Fahrgeschäfte, in denen einem schön schlecht werden kann. Und es gibt, ganz neu, eine Geisterbahn. Sie nennt sich Ghost Adventure, aber der Name ist vielleicht auch das Einzige, was sie von Geisterbahnen von vor dreißig Jahren unterscheidet. Es ist dies keine Geisterbahn mit lebenden Geistern wie die auf dem Oktoberfest, aber sie hat die gleichen kleinen Wagen, die ruckelnd durch ein überschaubares Gruselkabinett fahren. Aber wen gruselt es in Zeiten von Splattermovies eigentlich noch in einer Geisterbahn, wenn selbst im Vorabendprogramm Leichen seziert werden?

Irgendwie hatte wohl auch ein 20-Jähriger aus Dachau etwas anderes erwartet. Wobei die Polizei nicht mitteilt, ob sich der junge Mann, der auch schon recht viel Volksfestbier genossen hatte, lautstark beschwerte, weil er sich zuviel oder zu wenig gegruselt hatte. Die Polizisten konnten ihn jedenfalls nicht beruhigen und verwiesen ihn am Montagabend kurz nach halb acht am Abend der Festwiese. Das sah der 20-Jährige nicht ganz ein und kehrte nochmals zurück. Die Polizisten nahmen ihn daraufhin in Gewahrsam. Vielleicht sollten es auch die Geisterbahnbetreiber auf der Dachauer Wiesn mit lebenden Geistern versuchen. Markus Söder kommt zwar in diesem Jahr nicht aufs Volksfest, aber das Kabinett des Schreckens ist ja leider groß genug.

© SZ vom 16.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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