Mitten im Landkreis:Gute Reise, kleiner Piepmatz!

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Statt sich darüber zu ärgern, das man nicht an seinem sommerlichen Teint arbeiten kann, sollte man lieber denen helfen, die wirklich in ihrer Existenz bedroht sind. Mauersegler und Schwalben zum Beispiel

Glosse Von Jacqueline Lang

Zugegeben, man ist etwas spät dran mit der Schimpferei über das Wetter. Immerhin geht das ja jetzt schon seit Wochen so mit diesem Regen, dieser Kälte und wenn man ganz viel Pech hat, mischt sich ab und zu auch noch Wind dazu. Aber jetzt reicht es einfach langsam! Immerhin hat zum Wochenende das Dachauer Familienbad eröffnet und damit ist eigentlich offiziell der Frühsommer eingeläutet. Aber wer will denn schon bei Temperaturen, für die man eher einen Pullover als einen Badeanzug braucht, planschen gehen?

Es geht aber längst nicht mehr nur um einen selbst und den Frust darüber, dass man nicht an seinem sommerlichen Teint arbeiten kann. Ja,es geht auch um jene, die diesem Ekelwetter deutlich schutzloser ausgeliefert sind, als man selbst und für die es wirklich um ihre Existenz geht. Mauersegler und Schwalben zum Beispiel. Laut einer Pressemitteilung des LBV setzt diesen Vogelarten, die im Flug Nahrung jagen, das schlechte Wetter besonders zu. "Insekten wie Schwebfliegen, fliegende Blattläuse und fliegende Ameisen dienen als wichtiges Nahrungsangebot für Mauersegler und Schwalben. Erfolgreich und ausreichend jagen können die Vögel diese Fluginsekten nur, wenn es nicht dauernd regnet", erklärt die LBV-Biologin Corinna Lieberth. Entkräftete, durchnässte und flugunfähige Mauersegler oder Schwalben benötigen deshalb Unterstützung. Und hier kommt der Dachauer Mensch - noch ein wenig blass, aber sonst wohlauf und in der Regel gut genährt - ins Spiel.

Findet man einen Vogel am Boden, der sich nass und kalt anfühlt, soll man ihn laut LBV vorsichtig mit Küchen- oder Toilettenpapier abtrocknen und in einen Karton mit Luftschlitzen setzen. Oftmals reicht es den Tieren bereits, wenn sie sich ein paar Stunden im Trockenen ausruhen können. Wenn sie so schwach sind, das sie gefüttert werden müssen, sollte man zudem beachten, dass Mauersegler und Schwalben reine Insektenfresser sind und das man sie mit einer Pinzette füttern muss und das am besten stündlich. Wer im Home-Office ist, hat dann aber immerhin eine gute Ausrede, um vom Schreibtisch aufzustehen und sich womöglich auch selbst einen Snack zu gönnen. Für von der Pandemie vor allem gelangweilte Menschen also eine gute Möglichkeit, sich selbst die Zeit zu vertreiben, bis die Sonne sich blicken lässt und dabei etwas Gutes zu tun.

Allzu lieb sollte man die gefederten Gäste jedoch nicht gewinnen, denn das Ziel ist es natürlich, sie so schnell wie möglich wieder in die Freiheit zu entlassen. Auch dazu noch ein kleiner Tipp vom LBV: "Auf keinen Fall darf man den Vogel von einem Balkon oder aus einem Fenster in die Luft werfen, da bei einer weiteren Bruchlandung schwere Verletzungen drohen." Stattdessen also lieber den Vogel auf die Hand setzen, ihm Zeit geben, sich zu orientieren und ihm dann eine gute Flug zu wünschen. Gute Reise, kleiner Piepmatz!

© SZ vom 31.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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