Markt Indersdorf:Potenzial zur energieautarken Gemeinde

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"Der Energienutzungsplan ist die Basis für weitere Schritte", erläutert Franz Obesser. (Foto: Toni Heigl)

Markt Indersdorf könnte sich zu hundert Prozent selbst mit Strom und Wärme versorgen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Nutzungsplan.

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Solar- und Biogasanlagen decken den Energiebedarf in Markt Indersdorf zu 75 Prozent - und es gibt gute Voraussetzungen, diese erneuerbaren Energien weiter auszubauen. Gemeinde und Privathaushalte könnten ein Drittel der verbrauchten Energie einsparen, wenn die vorhandenen Möglichkeiten ausgeschöpft würden. Zu diesem Fazit kommt ein Energienutzungsplan, den die Kommune für das Gemeindegebiet erstellen ließ. Das Büro energie.concept.bayern aus Prien am Chiemsee untersuchte Verbrauch und Produktion, den Anteil erneuerbarer Energien und Einsparpotenziale. Die Analyse dient dazu, Maßnahmen für eine bessere Energiebilanz umzusetzen. Auch die Bürger sollen dafür Vorschläge machen.

"Der Energienutzungsplan ist die Basis für weitere Schritte", erklärte Bürgermeister Franz Obesser im Gasthaus Doll in Ried. Dort stellte Timo Wendrich vom Büro energie.concept.bayern den Energienutzungsplan für die Gemeinde vor etwa 50 Besuchern vor. Als Gründe für das Energiekonzept nannte er den Klimaschutz, die Versorgungssicherheit, die Vorteile einer regionalen Erzeugung und die angestrebte Energiewende. Der Energienutzungsplan besteht aus fünf Phasen: Bestandsaufnahme von Verbrauch und Energiequellen, Potenzialanalyse, Einsparung und Effizienz, erneuerbare Energien, Maßnahmenkatalog und Bürgerbeteiligung.

Gewerbe und Handel sind die größten Verbraucher

In der Gesamtenergiebilanz von Indersdorf hat der Strom einen Anteil von 77,4 Prozent, die Wärme 22,6 Prozent. Der jährliche Pro-Kopf- Bedarf beträgt beim Strom 11,1 Megawattstunden, bei der Wärme 3,2 Megawattstunden. Gewerbe und Handel haben mit einem Anteil von 54 Prozent den größten Verbrauch, die Privathaushalte liegen bei 44,9 Prozent. Wichtigste Energieträger sind Heizöl, Erdgas, Biomasse und Fotovoltaik. "Der hohe Anteil von Erdgas ist gut", erklärte der Vertreter des Planungsbüros. Auch Biomasse und Fotovoltaik spielen eine wichtige Rolle.

Beim Strom könnten 8,7 Prozent des Verbrauchs eingespart werden, bei der Wärme läge die Einsparquote sogar bei 23,6 Prozent. Maßnahmen dafür wären eine energetische Sanierung von Gebäudehüllen, die Erneuerung von Heizanlagen, ein besseres Nutzerverhalten, die Umrüstung von Innen- und Außenbeleuchtungen auf LED oder auch der Verleih von E-Bikes und Elektroautos. Für den Austausch energieintensiver Heizungspumpen gibt es ein staatliches Förderprogramm. Wind- und Wasserkraft spielen in Indersdorf keine Rolle. Es gibt zwei Wasserkraftwerke im Gemeindegebiet, die im Jahr 2014 381,8 Megawattstunden Strom erzeugten. Ehemalige Kraftwerksstandorte könnten aktiviert werden. Windkraftanlagen gibt es bisher nicht im Gemeindegebiet. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit liegt in 140 Metern Höhe bei sechs Metern pro Sekunde, ein mittelmäßiger Wert, wie Wendrich sagte.

Das Geld bleibt in der Region

Einen großen Anteil an der Energieproduktion haben Fotovoltaik und Biomasse. Die Stromproduktion mit Gülle und Holz deckt den Energiebedarf zu 8,8 Prozent. Landwirt Josef Götz setzt dafür täglich 35 bis 40 Tonnen Gülle ein, die er ausschließlich von umliegenden Bauern kauft. Er betreibt ein Nahwärmenetz im Gewerbegebiet, an dem das Gymnasium und eine Betriebe angeschlossen sind. Mit der Gemeinde wurde vereinbart, dass er auch das geplante Wohngebiet auf dem ehemaligen Baywa-Gelände mit Wärme versorgt. Was die erneuerbaren Energien betrifft, haben Fotovoltaik und Biogas das größte Ausbaupotenzial. Sie decken jetzt schon drei Viertel des Energiebedarfs. Wendrich: "Das Potenzial für eine hundertprozentige Versorgung ist da." Weitere Freiflächensolaranlagen könnten zusätzlich 40 000 Megawattstunden Strom pro Jahr erzeugen, Anlagen auf Dächern 30 000 Megawattstunden.

"Durch einen Energienutzungsplan bleibt Geld in der Region, die Energieversorgung ist unabhängig, Verbraucher haben mehr Sicherheit", sagte Wendrich. In der Diskussion nahm er Anregungen von Bürgern auf, um Energie einzusparen. Ein Besucher verwies darauf, dass er eine Solaranlage für den Eigenverbrauch mit Speicher habe. Das erhöhe die Rentabilität. Ein anderer Besucher regte an, die Energieversorgung der beiden Schwimmbäder zu untersuchen. Georg Weigl von den Um(welt)denkern kritisierte, dass die Stromproduktion für den Verkehr im Energienutzungsplan ausgeklammert sei. Sie müsste auch bundesweit höher liegen, um den Umstieg auf Elektroautos voranzutreiben. Er schlug vor, das Fifty-fifty-Konzept in Schulen umzusetzen. Für Schulen, die Energie sparen, lohne sich das: Das eingesparte Geld kommt der Schule und den Schülern zugute.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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