Markt Indersdorf:Die Leichtathleten laufen davon

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95 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr war den Leichtathleten des TSV Indersdorf zu teuer. Weil kein Kompromiss möglich war, gehen sie jetzt eigene Wege.

Christine Heumann

Die Leichtathleten verlassen den TSV Indersdorf und gründen einen eigenen Verein. Wie TSV-Vorsitzender Bernhard Wetzstein bestätigte, wird der Hauptverein die Abteilung zum 31. Dezember dieses Jahres auflösen. Etwa 50 Läufer waren nicht mehr bereit, den Mitgliedsbeitrag von 95 Euro für einen Erwachsenen zu bezahlen. Abteilungsleiter Michael Rauch kämpfte seit Jahren für eine Änderung der Beitragsstruktur im Sportverein. Weil die Leichtathleten weit weniger Kosten verursachten als andere, wollten sie auch weniger zahlen als andere.

Trotz des Ausstiegs der Leichtathleten aus dem TSV  Indersdorf soll der Crosslauf erhalten bleiben. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Wir haben uns in der vergangenen Woche noch einmal zusammengesetzt und das Ganze in Ruhe und einvernehmlich geregelt", erklären Rauch und Wetzstein unisono. "Ich habe gehofft, bis zum Jahresende eine andere Regelung zu finden", sagt der TSV-Vorsitzende. "Aber das war leider nicht möglich, denn die Leichtathleten wollten nicht länger warten." Offenbar sei der Druck ihrer Mitglieder zu groß geworden. Grundsätzlich bedauere er die Trennung, denn für einen Verein seien die Mitgliederzahlen ja nicht unerheblich. "Bei den Aufgaben, die wir stemmen müssen, tut es uns natürlich weh, 50 Mitglieder zu verlieren." Bisher lägen ihm 40 Kündigungen vor. Mit der Gründung einer Baseballabteilung im TSV und eventuell einer Sparte Schwimmen, hofft Wetzstein, Defizite kompensieren zu können. "Von den Mitgliederzahlen her stimmt diese Rechnung, aber die neuen Abteilungen kosten natürlich auch was."

Noch im vergangenen März hatte der TSV-Vorsitzende versucht, die Einführung eines niedrigeren Grundbeitrags von 55 Euro und eines angepassten Spartenbeitrags durchzusetzen, dafür in der Mitgliederversammlung aber keine Mehrheit gefunden. "Ich denke schon, das wäre die gerechtere Lösung gewesen, denn gerade im Fall der Leichtathleten klafft zwischen Beitrag und Nutzen tatsächlich eine große Differenz." Rauch hatte damals argumentiert, dass seine Abteilung weder Hallenzeiten beanspruche, noch Freisportanlagen und auch keine hoch bezahlten Trainer beschäftige. Doch vor allem Fußballer und Handballer hatten sich gegen die neue Beitragsstruktur gewehrt. Sie beriefen sich auf das Solidaritätsprinzip.

"Das war eine demokratische Entscheidung", sagt Rauch. "Aber wir ziehen eben unsere Konsequenzen daraus, wir müssen uns ja nicht der Mehrheit fügen." Rauch hatte bereits im August in einem Gespräch mit der Dachauer SZ angekündigt, dass die Abspaltung der Leichtathleten vom TSV kaum noch zu verhindern sei. Damals stand als Alternativlösung noch der Zusammenschluss mit einem anderen Verein zur Diskussion. "Diese Überlegungen haben sich zerschlagen", sagt Rauch, "bevor wir vielleicht wieder Probleme bekommen, wollen wir die Sache selbst in die Hand nehmen." Auch die Athleten selbst hätten eine eigenständige Lösung favorisiert.

Und die sieht nun so aus, dass am 22. Oktober, 19.30 Uhr, im Gasthaus Doll in Ried die Gründungsversammlung des neuen Vereins, der Sportgemeinschaft (SG) Indersdorf, stattfindet. Den potentiellen Mitgliedern werden die Modalitäten der Vereinsgründung inklusive der neuen Satzung vorgestellt. Ist die Gründung des neuen Vereins beschlossen, wird der neue Vorstand gewählt. Wenn es nach den Vorstellungen von Michael Rauch geht, wird die alte Führungsriege der jetzigen TSV-Leichtathleten auch die neue sein. Danach werden noch die Mitgliedsbeiträge festgelegt.

In der LG Kreis Dachau, einem Zusammenschluss der Landkreis-Leichtathleten, möchten die Indersdorfer bleiben. "Wir werden noch mit den anderen Vereinen sprechen", kündigt Rauch an. Auch an den etablierten Großveranstaltungen der Indersdorfer wird sich nichts ändern - außer dass der Ausrichter dann eben nicht mehr TSV Indersdorf sondern SG Indersdorf heißt. Fest im Terminplan eingetragen ist bereits der Crosslauf am 22. Februar, der zugleich als oberbayerische Meisterschaft ausgeschrieben ist. Und zum Indersdorfer Marktfest wird auch wieder der Straßenlauf stattfinden.

Bis dahin hat Michael Rauch aber noch einiges an Formalitäten zu erledigen.

© SZ vom 07.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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