Landkreisparteitag:Leidenschaftliche Kandidaten

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Die Spitzenkandidaten der SPD im Landkreis Dachau: Landtagsabgeordneter Martin Güll und Martina Tschirge, die sich für den Bezirkstag bewirbt. (Foto: privat/oh)

Martin Güll und Martina Tschirge schwören die Kreis-SPD auf den Wahlkampf ein und verbreiten Aufbruchsstimmung

Von Helmut Zeller, Erdweg

"Wir müssen rennen, rennen, rennen - bis zum 14. Oktober müssen wir alles geben, was möglich ist!" Mit den Worten der SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen schwor der Landtagskandidat Martin Güll gemeinsam mit der Bezirkstagskandidatin Martina Tschirge die Delegierten des Landkreisparteitags in Erdweg auf einen leidenschaftlichen Wahlkampf ein. Die SPD in Bayern hat ihre Talfahrt offenbar beendet. Sie verbesserte sich im Juli im Bayerntrend leicht um einen Prozentpunkt auf 13 Prozent und liegt damit knapp über den Umfragewert für die AfD und um zwei Prozentpunkte hinter den Grünen. Aber mehr noch als der eigene Zugewinn beflügelte die Sozialdemokraten in Erdweg das historisch schlechte Ergebnis der CSU: 38 Prozent.

"Diese Wahl ist auch eine Richtungsentscheidung für Europa. Die CSU von Seehofer, Söder und Dobrindt will Europa schwächen und den Nationalstaat wieder in den Vordergrund rücken. Das dürfen und werden wir nicht zulassen", versprach der Landtagsabgeordnete Martin Güll in seiner kämpferischen Parteitagsrede. Und in Richtung Söder und Seehofer rief er: "Kommt endlich zur Vernunft! Wie redet ihr über Menschen, die im Mittelmeer ihr Leben riskieren? Ihr sprecht über Flüchtlingskrise und Asyltourismus. Lasst uns darüber reden, wie Integration gelingen kann. Wir müssen die Gesellschaft zusammenhalten und nicht spalten."

Der Bezirkstagskandidatin Martina Tschirge reicht der politische Stil der CSU: "Da mach ich nicht mit! Unheimlich menschlich ist mir lieber als heimlich unmenschlich. Söder macht den Prinz Charming mit Überheblichkeit und süffisantem Lächeln. Das ist brandgefährlich. Ich lehne es ab, auf dem Rücken der Asylbewerber und Asylbewerberinnen billigen Wahlkampf zu machen."

Die stellvertretende Landrätin Marianne Klaffki mahnte: "Der Frieden ist kein Naturgesetz und die Demokratie auch nicht. Daher lohnt es sich, sich ständig und mit aller Kraft dafür einzusetzen." Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) kritisierte den Ministerpräsidenten Markus Söder: "Die finanziellen Zusagen, die Herr Söder in seiner Regierungserklärung großmundig angekündigt hat, sind ein Schnellschuss. Bis jetzt ist in unseren Städten und Gemeinden noch kein zusätzliches Geld angekommen."

Martin Güll, Vorsitzender des Bildungsausschusses im Landtag, stellte fest: "Die SPD-Landtagsfraktion hat jahrelang für die Rückkehr zum G 9 gekämpft. Im September diesen Jahres kommt das G 9. Das Recht auf einen Ganztagsschulplatz wird kommen, auch jahrelang von der CSU verhindert. Wir haben ein sehr gutes pädagogisches Konzept für eine Gemeinschaftsschule erarbeitet und ich bin sicher, dass die Zeit dafür bald reif ist." In Bayern gebe es viele wichtige Themen über die man reden müsse, sagte Güll. "Bezahlbarer Wohnraum, gute Bildung, Stärkung der Familien, Klimaschutz und gute Verkehrskonzepte - dafür brauchen die Menschen Lösungen". 2016 wurden mehr als 7000 Pädagogen befristet angestellt. Die SPD will befristete Arbeitsverträge abschaffen und sie nicht mehr mit Beginn der Sommerferien in die Arbeitslosigkeit zu entlassen.

Güll erinnerte an die erste Frage, die ihm 2008 bei seiner ersten Landtagskandidatur gestellt wurde: Wie stehen Sie zur dritten Startbahn? "Es hat sich nichts geändert", sagte der SPD-Politiker, "ich bin und bleibe gegen den Bau. Aber der CSU darf man bei diesem Thema nicht trauen. Sie werden die Startbahn bauen, aber nach der Wahl."

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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