Landgericht Landshut:Dreister Deal mit Kokain

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Bis zu seiner Verhaftung führte er zwei große italienische Restaurants in Dachau. Doch der Angeklagte verdiente sein Geld nicht nur mit Pasta und Pizza.

Florian Tempel

Bei der Feststellung der Personalien gab er als Beruf Kellner an. Etwas untertrieben, führte er doch bis zu seiner Verhaftung zwei große italienische Restaurants in der Dachauer Altstadt. Auch dass er im Zweitberuf Drogendealer war, gab der 43-Jährige erst nach langem Zögern zu.

Wegen seiner Beteiligung an zwei Rauschgiftgeschäften mit je einem Kilogramm Kokain verurteilte ihn das Landgericht Landshut nun zu drei Jahren und elf Monaten Gefängnis. Ein 34 Jahre alter Mittäter erhielt zwei Jahre und sechs Monate.

Im ersten Anklagepunkt ging es um ein tolldreistes Gaunerstück. Im November 2008 hatte der Gastronom zwei Männer losgeschickt, um in einem nicht näher bekannten Ort auf dem Balkan seinen dort befindlichen Luxuswagen abzuholen. In dem Auto war ein Kilo Kokain versteckt. Auf der Rückfahrt nahmen die beiden Fahrer zwei weitere Männer als Passagiere mit.

Als sie in Igoumenitsa eine Fähre nach Italien nehmen wollten, stoppte sie der griechische Zoll. Nicht wegen der Drogen, sondern nur, weil sich die zwei mitgenommenen Männer mit gefälschten Papieren auswiesen. Das Auto wurde beschlagnahmt und sichergestellt. Doch niemand dachte daran, es zu untersuchen. Es wurde in eine Zollhalle gefahren und blieb dort stehen.

Die Hoffnungen, sein Wagen werde nach einigen Wochen wieder freigegeben, erfüllten sich nicht. Nach acht Monaten hielt es der Angeklagte nicht mehr aus. Vielleicht war ihm auch klar geworden, dass der griechische Zoll sein geleastes Auto gar nicht an ihn, sondern nur an das Leasingunternehmen herausgeben würde. Er wollte jedenfalls nicht länger warten, engagierte einen Dolmetscher und machte sich Ende Juni 2009 mit diesem auf den Weg nach Igoumenitsa.

Zunächst probierten sie mit Hilfe eines lokalen Rechtsanwalts, das Auto freizubekommen. Doch das klappte nicht. Daraufhin fuhren sie direkt zur Zollhalle. Der Angeklagte versuchte unter dem Vorwand, er müsse das Auto für seine Versicherung fotografieren, in die Halle zu gelangen. Man ließ ihn nicht ein. In der folgenden Nacht brach er das Hallentor auf, öffnete mit einem Zweitschlüssel sein Auto und holte sich das Kilo Koks. Der griechische Zoll bemerkte zwar am nächsten Morgen den Einbruch, stellte aber - fälschlicherweise - fest, es sei gar nichts abhanden gekommen. Der Gastronom war da schon auf einer Fähre nach Venedig, wo er und sein Mithelfer vom Kompagnon eines Erdinger Pizzeria-Wirtes abgeholt wurden.

Mit dem Erdinger Wirt, der aus dem kalabrischen N'drangheta-Dorf San Luca stammt, verbanden ihn schon seit langem geschäftliche Verbindungen. Nach den Erkenntnissen der Kripo versorgte er den Erdinger regelmäßig mit großen Mengen Kokain. Jener verkaufte dann das Rauschgift bei seiner Nebentätigkeit als Trüffelhändler an ausgesuchte Feinschmeckerkunden weiter.

Der größten Teil des Kokains wurde wenige Tage später zum Engrosverkauf nach Süditalien gebracht. Ob der Angeklagte in Verbindung mit der kalabrischen Mafia stand, war im Prozess kein Thema. Die Vorsitzende Richterin Gisela Geppert sagte allerdings: "Ich gehe davon aus."

Im zweiten Anklagepunkt war die Tatbeteiligung des Dachauers sehr viel geringer, geradezu lapidar. Im Lokal seines Erdinger Bekannten war im November 2009 ein Kilo Koks eingetroffen. Da er als die feinste Nase galt, riefen die Erdinger ihn zum Drogentest. Er stellte fest, dass das Material minderwertig sei. Aber er wusste nicht, dass die Polizei das Lokal bereits observierte.

© SZ vom 15.7.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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