Museumsforum Altomünster:Innere Balance

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Blickfang und konzeptioneller Mittelpunkt ist die blaue Frau. (Foto: Toni Heigl)

In seiner ersten Einzelausstellung seit ungefähr 15 Jahren breitet der Bildhauer Jörg Kausch aus Arnbach die indische Lehre von den fünf Elementen aus.

Von Bärbel Schäfer, Dachau

In einem weiten Bogen umkreisen die fünf Elemente aus der vedischen Lehre Indiens eine Frau in Blau. Die Elemente bedingen sich in dieser Philosophie gegenseitig. Den Gedanken als Ursprung allen Handelns symbolisiert eine Metallscheibe mit einem geschliffenen Bergkristall im Zentrum. Das nächste Symbol aus kleinen, geschwungenen Metallstäbchen stellt die Vibrationen und Bewegungen dar, die dem Gedanken entspringen. Das Feuer, das er entfacht, wird dargestellt durch ein goldschimmerndes Flammensymbol, und der Fluss des harmonischen Handelns symbolisiert ein Wellenmotiv. Am Ende dieser schwebenden Reihe der Fünf Elemente befindet sich ein kleines, viereckiges Blöckchen für das Materielle und Dinghafte, das aus dem Zusammenwirken all dieser Bestandteile erwächst. In seiner überlebensgroßen Skulptur aus Holz und Metall stellt der Bildhauer Jörg Kausch seine Sicht auf die Grundlage unseres Tuns und Seins als eine geistige Kettenreaktion dar, in deren Zentrum die Frau steht. Der Künstler sagt: "Es ist das Weibliche, das alles trägt."

Im Museumsforum Altomünster steht die überlebensgroße Skulptur mit dem Titel "Die fünf Elemente" im Mittelpunkt der gleichnamigen Ausstellung des Bildhauers Jörg Kausch. Der in Arnbach lebende Künstler präsentiert große Skulpturen aus Holz und Metall, Kleinplastiken aus Bronze, Holzschnitte und transparente Papierreliefs. Die Werkschau ist nach vielen Jahren Kauschs erste große Einzelausstellung im Dachauer Landkreis. Vor ungefähr 15 Jahren stellte er schon einmal in Altomünster aus.

Laudatio vom Landrat

Entsprechend viele Lokalpolitiker besuchten die Vernissage. Landrat Stefan Löwl und sein Stellvertreter Edgar Forster, mehrere Bürgermeister, Bezirkstagspräsident Josef Mederer und Kreisräte. Der Altomünsterer Geschichtsprofessor und Museums-Kustos Wilhelm Liebhart hielt eine launige Laudatio auf Jörg Kausch, die er mit einem Zitat Thomas Manns über die blühende Kunst begann. Auch in Altomünster trete die Kunst die Herrschaft an, sagte Liebhart. Nach Kausch gibt es 2016 eine weitere große Kunstausstellung mit Malerei und Objekten im Museumsforum, das seit 2013 auch regionalen und überregionalen zeitgenössischen Künstlern offensteht.

Landrat Stefan Löwl lobte in einer spontanen Begrüßungsrede Altomünster als ein wichtiges kulturelles Zentrum im Landkreis, und der Bezirkstagspräsident und frühere Schwabhauser Bürgermeister Josef Mederer bekundete seine langjährige Verbindung zu Jörg Kausch, der für die Gemeinde Schwabhausen mehrere Kunstwerke geschaffen hat, unter anderem einen schwebenden Heiland für die Aussegnungshalle.

Der Mensch in seiner Ganzheitlichkeit

Vor dem Eingang zum Altomünsterer Museum steht die große Holzskulptur "Jakobs Traum von der Himmelsleiter", die Kausch vor zwei Jahren in der Schlossausstellung der KVD zeigte. Weil die Skulptur ein Thema aus dem Alten Testament darstellt, sei sie ein schöner Bezug zum Birgittenkloster, dessen Tage leider gezählt seien, bedauerte Wilhelm Liebhart. Christliche Themen stehen allerdings nicht im Fokus der Werkschau. In Jörg Kauschs Kunst kommt zum Ausdruck, was ihn in seiner Arbeit als Heilpraktiker beschäftigt: Die gegenseitige Beeinflussung von Psyche, Geist und Körper, die sowohl in der indischen und chinesischen Lehre eng mit den fünf Elementen zusammenhängt. Die fünf Elemente spielen auch in der Ernährungslehre eine Rolle. In der chinesischen Lehre gibt es neben Erde, Wasser und Feuer nicht die Luft, sondern Metall und Holz als Seinselemente. Die Inder kennen neben Feuer, Wasser, Luft und Erde den Himmel als fünften Raum.

Dass es Jörg Kausch um den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit geht, erkennt man auch in den Objekten in den Vitrinen. Die kleinen Bronzefiguren, weiblich oder männlich, befinden sich in einer schwebenden, tänzerischen Haltung. Sie balancieren auf einer Holzkugel, sitzen, stehen, liegen darauf und strecken sich in den Raum. Die Oberflächen der Bronzen sind weder poliert noch plastisch modelliert. Sie haben die Anmutung rasch modellierter Entwürfe und sind von einer Flüchtigkeit wie die vergänglichen Bilder von Innenwelten.

Ätherische Leichtigkeit

Unter den Kleinobjekten befindet sich auch der Entwurf für die lebensgroße Bronzeskulptur des stehenden Mannes mit dem Titel "Stern" an der Ludwig Thoma-Wiese in Dachau und eine kleines Bronzemodell zu "Jakobs Traum von der Himmelsleiter" mit der signifikanten viereckigen Aussparung im linken Brustkorb, etwa in Höhe des Herzens. Dieses Motiv findet sich auch unter den Holzschnitten, die mit dem größtmöglichen Gegensatz von Schwarz und Weiß spielen. Die Silhouetten weiblicher oder männlicher Figuren befinden sich in Landschaften aus Feuer und Wasser oder erscheinen dunkel und scherenschnitthaft vor einem ornamentartigen Hintergrund.

Von einer ätherischen Leichtigkeit sind die Papierreliefs. Die dargestellten Figuren und Körper treten plastisch aus dem hellen Papiergrund hervor und schmiegen sich gleichzeitig hinein wie in ein Bett. Jörg Kausch entwickelte eine Technik, die es erlaubt, Papier dauerhaft zu modellieren und die liegenden, stehenden oder kopfüber stürzenden Figuren im stabilen und gleichzeitig flexiblen Material zu fixieren und ihnen eine schwebende Anmutung zu geben. Maximal zwei Schichten Papier verarbeitet Jörg Kausch für die Reliefs, um ihnen die Transparenz nicht zu nehmen.

Ausstellung "Fünf Elemente" im Museumsforum Altomünster bis 24. April. Mittwoch bis Samstag von 13 bis 16 Uhr, Sonntag von 13 bis 17 Uhr.

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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