Kultur im Landkreis Dachau:Kunst unterm Hammer

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Wenn der Preis den Wert des Rahmens unterbietet: Bei der Auktion im Wasserturm wechselt manche Kunst zum Schnäppchenpreis den Besitzer. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bei der Auktion im Wasserturm finden nur 90 von 163 zu versteigernden Werken neue Besitzer. Der Rest steht noch zum Verkauf

Von Petra Neumaier, Dachau

Die Wände im ersten Stock der des Wasserturms sind wieder nackt. Obwohl beileibe nicht alle der 163 Kunstwerke, die am Sonntagmorgen bei der Versteigerung unter den Hammer kamen, einen neuen Besitzer fanden. Nur knapp 90 Exponate bekannter und unbekannter Künstler aus Dachau und Umgebung wurden bei dieser 13. Kunstauktion verkauft - manche unter dem Mindestgebot, andere für Preise weit darüber hinaus. Die Bilanz des kurzweiligen Vormittags: 9905 Euro für die Kasse des Vereins. Die Freude darüber war groß - und wird vielleicht noch größer: Denn am Folgetag können noch die "Reste" zu Schnäppchenpreisen erstanden werden.

Kurz vor 10 Uhr am Sonntag im Wasserturm: Nur wenige Bieter haben sich eingefunden. Gudrun Ullrich und ihr fleißiges Team sind ein wenig besorgt. "Da muss ja jeder zehn Bilder ersteigern", rechnet die Vorstandsfrau etwas nervös. Aber dann füllt sich der Raum doch - und mit wirklich Kunstinteressierten und weniger Neugierigen.

Die Helfer halten die Bilder über ihre Köpfe

Kunstkenner und Galerist Josef Lochner legt denn auch gleich und professionell los: Wer bietet mehr als das Mindestgebot? 20, 25, 50 Euro - Zum Ersten, zum Zweiten, zuuuum Dritten! Wumms macht sein Hammer und schon ist das nächste Kunstwerk dran. Zack, zack, geht das. Und seine Helfer kommen kaum zu Atem. Ein Bild nach dem anderen hängen sie von den Wänden, tragen es vor und präsentieren die meist schweren Werke hoch über ihren Köpfen. Das gibt morgen Muskelkater.

Manche Darstellungen mag niemand - trotz der Dumping-Mindestgebote, die Josef Lochner zuweilen noch runtersetzt. "Da ist ja allein der Rahmen um ein Vielfaches mehr wert", sagt er dann. Andere Darstellungen wollen viele. Wie den Farbholzschnitt "Venedig Rio Priuli" von Carl Thiemann, der für 1200 Euro ersteigert wird. Dafür, wie auch für andere Höchstgebote über 200 Euro, gibt es Applaus von allen.

Gefragt sind eindeutig Dachauer Motive

Ein besonderer Anreiz für die Bieter scheint es zu sein, wenn bereits Angebote vorliegen. Schon am Freitag, bei der langen Nacht, konnten sich Interessenten mit ihrem Gebot vormerken. Nur zum Teil setzen sie sich gegen die Anwesenden durch - treiben aber die Preise ordentlich in die Höhe. Die Einnahmen in der Halbzeit-Pause höchst erfreulich: 4390 Euro.

Gefragt sind eindeutig Dachauer Motive - und das, was gefällt. Egal, ob der Künstler einen Namen hat oder nicht. Hajo Mück, renommierter Glaskünstler aus Dachau und Bieter, schüttelt nicht selten den Kopf. "Wenn ich Galerist wäre, würde ich diese Auktion besuchen", bemerkt er und leidet mit den Künstlern, deren Werke viel zu günstig erstanden werden.

Die neuen Eigentümer indes strahlen. "Ich bin soooo glücklich", ruft eine Frau, die gerade den Zuschlag erhalten hat. Und auch Veronika Kohl und ihre Mutter Inge schweben auf Wolke Sieben. Schon mehrmals waren sie auf dieser Auktion, diesmal ersteigerten sie allein neun Bilder. "Wir haben ein großes Haus", erzählen sie. "Außerdem ist es ja für einen guten Zweck."

Der Nachverkauf der übriggebliebenen Auktionsbilder findet am Montag, 18. September von 15 bis 17 Uhr im Dachauer Wasserturm statt.

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