Denkmäler in Dachau:Hereinspaziert!

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Mehr als 20 Denkmäler, Kirchen und historische Stätten im Landkreis können die Gäste beim diesjährigen Tag des offenen Denkmals besuchen.

Von Manuel Kronenberg, Dachau

Zugegeben, mit dem Satz "Hey, lass uns doch mal ein Denkmal besichtigen" kann man unter seinen Mitmenschen wohl kaum Begeisterung auslösen. Bei einigen wecken die Gedenksteine wohl eher unangenehme Erinnerungen an den Geschichtsunterricht. Die Aktion "Tag des offenen Denkmals" arbeitet wohl auch deshalb seit Jahren stark am Image der Monumente. Mittlerweile nehmen jedes Jahr im September zwischen vier und fünf Millionen Besucher am dem bundesweiten Besuchertag teil. Auch in Dachau gibt es jährlich weit mehr als 1000 Kulturbegeisterte, die sich die Denkmäler des Landkreises näher ansehen. Nicht sexy? Von wegen. Um Schätze handelt es sich hier.

Dieses Jahr findet der Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 13. September, statt. Das Motto lautet "Handwerk, Technik, Industrie". Es reiht sich ein in Themen aus den letzten Jahren wie "Farbe" oder "Reisen, Handel und Verkehr". Die Vorgabe ist sinnvoll, findet Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter. Das Thema sei kein Muss, sondern eher eine lockere Leitlinie. Es hilft, Schwerpunkte zu setzen, bei der Auswahl der Denkmäler und bei der Gestaltung der Vorträge. Es werden aber auch einige Orte am Sonntag öffnen, die keinen Bezug zum Motto haben - es sind jene, die jedes Jahr Teil des Aktionstages sind.

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(Foto: Jørgensen)

Im Hutter-Museum in Erdweg gibt es Taufbecken zu sehen.

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(Foto: Toni Heigl)

Im Lesen alter Schriften können sich die Besucher des Augustiner-Chorherrenmuseums üben.

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(Foto: Toni Heigl)

Auch die Weichser Mühle hat geöffnet.

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(Foto: Toni Heigl)

Das Bauernhofmuseum in Weichs sind Relikte aus früheren Zeiten ausgestellt.

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(Foto: Toni Heigl)

Die Kirche Sankt Vitalis in Sigmertshausen bieten am Sonntag für interessierte Besucher Führungen an.

Das Besondere am Tag des offenen Denkmals ist, dass viele historische Orte zugänglich werden, die der Öffentlichkeit sonst verschlossen bleiben. Allein im Landkreis Dachau öffnen mehr als 20 Denkmäler, Kirchen und andere Orte und Bauwerke für die Besucher ihre Pforten. Zum Thema "Handwerk, Technik, Industrie" hat der Landkreis einiges zu bieten. In Altomünster hat beispielsweise das Kapplerbräu-Museum geöffnet, das die Geschichte der kleinen Privatbrauerei erzählt, in der 1561 erstmals Bier gebraut wurde. In Bergkirchen können Besucher das Alte Kraftwerk besichtigen. Auch die ehemalige MD-Papierfabrik in Dachau ist Teil des Programms. Außerdem können in den Gemeinden Erdweg, Haimhausen, Markt Indersdorf, Petershausen, Röhrmoos, Schwabhausen, Vierkirchen und Weichs Denkmäler bestaunt werden. Auch zahlreiche Kirchen haben am Sonntag außerhalb der Gottesdienstzeiten geöffnet und bieten Führungen an.

Unger-Richter selbst wird auch am Denkmaltag teilnehmen. Die Kreisheimatpflegerin bietet eine Busrundfahrt durch den Landkreis an. Dabei werden verschiedene Ziele angesteuert, die alle Bezug zum Jahresmotto haben: die MD-Papierfabrik, die Kirche in Rudelzhofen, der Bahnhof in Petershausen, der wegen von Restaurierungsarbeiten jedoch nur von außen zu besichtigen ist, und die Klosterkirche in Markt Indersdorf, in der es eine Orgelführung geben wird - passend zum Schwerpunkt "Technik". Zum vierten Mal bietet Unger-Richter diese Busexkursion an. Bei der Auswahl der Ziele habe sie sich schwer getan, denn sie findet alle Orte interessant, sagt sie. "Ich habe dieses Jahr eigentlich keine Favoriten." Deshalb gestaltet sie die Tour einfach so abwechslungsreich wie möglich: mit sakralen wie profanen Bauwerken, wie dem Petershausener Bahnhof.

Mit dabei ist auch der Verein "Zum Beispiel Dachau", der die Zeitgeschichte der Stadt erforscht. Seit 2012 führt der Verein jedes Jahr am Denkmaltag in den Kräutergarten neben dem Gelände der KZ-Gedenkstätte. Der früher auch "Plantage" genannte Ort, an dem Häftlinge des Konzentrationslagers von den Nationalsozialisten auf brutale Weise zum Arbeiten gezwungen wurden, verfällt seit Jahren. Seine Zukunft ist weiter ungewiss. Der Verein klärt über die Vergangenheit der Versuchsfelder auf, auf denen Hunderte Menschen vor Erschöpfung starben oder erschossen wurden. Die SS ließ auf dem Gelände Gemüse, Obst, Kartoffeln und andere Nahrungsmittel anbauen. Auch Vitamine und Gewürze wurden dort hergestellt, mit dem Ziel, das Deutsche Reich unabhängig zu machen von Importen ausländischer Produkte.

Das ehemalige Bienenhaus, das ebenfalls zur Plantage gehörte, dient seit mehr als zwei Jahren als Vereinsheim für "Zum Beispiel Dachau". Dort haben einmal 30 bis 40 Bienenvölker gelebt. "Wir überlegen, ob wir in der Ecke des Gartens wieder ein Bienenvolk ansiedeln", sagt Davida Düring aus dem Vereinsvorstand. Auch das Bienenhaus ist Teil der Führung durch den Kräutergarten. Dabei soll auf das Handwerk Imkerei näher eingegangen werden. Düring hat dafür zwei Mitglieder des Imkervereins gebeten, die Funktion des Bienenhauses vorzustellen.

Um beim Denkmaltag ein paar wertvolle Eindrücke mitzunehmen, müsse man schon etwas Zeit mitbringen, sagt Unger-Richter. Alle Programmpunkte abzuklappern, ist an einem Tag natürlich nicht zu schaffen. "Es bleibt immer nur ein kleiner Einblick", sagt die Kreisheimatpflegerin. Das reiche aber, um den Denkmälern eine größere Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen. "Es ist wichtig, dass die Denkmäler als Kulturschätze wieder ins Bewusstsein der Leute rücken. Dass man die Wertigkeit der Bauwerke und Orte kennenlernt und auch hilft, sie zu erhalten." Eins steht zumindest fest: Bei dem abwechslungsreichen Programm und den vielen informativen Führungen ist es am Sonntag auf jeden Fall angesagt, vorzuschlagen: "Lass uns doch mal ein Denkmal besichtigen".

© SZ vom 10.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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