Kulturfest:"Hier haben alle einen Platz"

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Auf dem Kosmos-Kulturfestival am Bruno-Danzer-Platz in Karlsfeld tanzt eine Tanzgruppe aus München zu kroatischer Folklore-Musik. (Foto: Toni Heigl)

Beim Kosmos-Kulturfestival präsentiert Karlsfeld sein buntes Miteinander. Allerdings ist auch die Multi-Kulti-Gemeinde nicht frei von Diskriminierung.

Von Marie Kermer, Karlsfeld

Es hat 30 Grad am Bruno-Danzer Platz in Karlsfeld. Im Schatten der schwarzen Zeltpavillons tummeln sich die Gäste auf den Bierbänken. Zur kalten Maß gibt es diesmal auch Ćevapčići im Brot oder einen Teller indisches Curry. Unter freiem Himmel können Besucherinnen und Besucher italienische Weine aus Karlsfelds Partnerstadt Muro Lucano verköstigen. Auch für Liebhaberinnen und Liebhaber der türkischen und griechischen Küche gibt es einen passenden Food Truck. Dazu ertönt kroatische Tanzmusik.

Dieses Wochenenden fand das zweite Kosmos-Kulturfestival in Karlsfeld statt. Mit einem Mix aus Konzerten, Ausstellungen, Lesungen und Mitmach-Aktionen präsentiert die Gemeine ihre kulturelle Vielfalt.

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Verglichen mit dem restlichen Landkreis habe Karlsfeld einen hohen Migrantenanteil, sagt der zweite Oberbürgermeister Stefan Handl und äußert sich positiv zur Diversität der Gemeinde, die beim Kosmos-Kulturfestival besonders zum Glänzen kommt. "Hier haben alle einen Platz" , sagt Handl und betont, das Festival sei mit seinen hohen Besucherzahlen wieder ein voller Erfolg.

Die Tänzerinnen der kroatischen Tanzgruppe aus München hüpfen im Wechselschritt vor und zurück. Manche wirken konzentriert, einige gelassen, als die Schritte schneller werden. Beim hohen Tempo bilden sich die ersten Schweißtropfen auf den Stirnen - in den traditionellen kroatischen Kostümen aus der Stadt Vrlika scheint es ganz schön heiß zu sein. Von Festbänken mit Sonnensegel aus klatschen und pfeifen die Zuschauer und Zuschauerinnen. Die Stimmung wirkt fröhlich und gelassen.

Für ernstere Töne sorgt die Jugend

Etwas ernster sieht es beim Treffen des Jugendrats im Karlsfelder Bürgertreff aus. Hier präsentieren vier Mitglieder die Ergebnisse einer Umfrage über Diskriminierung. Der zwölfköpfige Rat vertritt knapp 1900 Jugendliche der Gemeinde im Alter von zwölf bis 21 Jahren. Ziel ist es, Jugendlichen in Politik und Gesellschaft eine Stimme zu geben und für ihre Anliegen aktiv zu werden.

Mit der Umfrage möchte der Jugendrat die Schwierigkeiten im Alltag aufzeigen. "Wir wollen der Wahrheit ins Auge schauen und bei einem interkulturellen Festival nicht nur auf Friede, Freude, Eierkuchen machen", sagt Jiyan Göcer, 19-jähriges Ratsmitglied. Auch ein Ort wie Karlsfeld, an dem das bunte Zusammenleben gut funktioniere, sei kein diskriminierungsfreier Ort, so etwas gäbe es nämlich nicht. Die kulturelle Vielfalt bringe auch verschiedene Formen von Diskriminierung mit sich.

Beim Kulturfestival gab es auch Weine aus Venosa in der Basilicata, mitgebracht von Vertretern der Karlsfelder Partnergemeinde Muro Lucano. (Foto: Toni Heigl)
Der Karlsfelder Jugendrat präsentiert auf dem Kosmos-Kulturfestival die Ergebnisse seiner Antidiskriminierungsworkshops. (Foto: Toni Heigl)

Die Ergebnisse der Umfrage des Jugendrates an der Mittelschule und Fachoberschule in Karlsfeld zeigen, dass sich 146 Schülerinnen und Schüler hinsichtlich Geschlecht, sexueller Orientierung oder Hautfarbe diskriminiert fühlen. Diese Resultate möchte der Jugendrat an die Schule und die Gemeinde weitergeben. "Unser Wunsch wäre, dass die Schulen über Diskriminierung aufklären", sagt Sana Tawaf, Mitglied des Jugendrates. Tawaf ist 20 Jahre alt und hat selbst bereits Diskriminierung in unterschiedlichen Formen erlebt. Sie findet, dass vor allem Alltagsrassismus ein Problem sei, wenn beispielsweise Sätze fallen wie: "Du sprichst aber gut Deutsch."

Auf dem Kosmos-Festival führt der Jugendrat ebenfalls eine Umfrage über Diskriminierung durch. Alle Besucherinnen und Besucher können bunte Tennisbälle in zwei unterschiedliche beschriftete Gläser werfen und damit angeben, ob sie schon einmal Diskriminierung erlebt haben. Am Ende ist das Ja-Glas voller als das Nein-Glas. Auch eine Multi-Kulti-Gemeinde ist nicht frei von Ausgrenzung.

Am Sonntag, 15. Oktober um 13 Uhr feiert Karlsfelds Partnerstadt Muro Lucano den Feiertag ihres Schutzpatrons mit italienischen Spezialitäten im Bürgertreff in Karlsfeld.

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