Konzertkritik:Es funkt immer

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Volles Haus haben "Orange Fizz" bei ihrem Auftritt in Haimhausen nicht, ihrer Spielfreude tut das aber keinen Abbruch. (Foto: Toni Heigl)

Neun Musiker, 20 Besucher: "Orange Fizz" gibt in der Kulturkneipe Haimhausen ein sehr kleines, aber auch sehr schönes Konzert

Von Magdalena Hinterbrandner, Haimhausen

Sie spielen Funk. "Aber solchen, den man sich noch gut anhören kann" sagt Simon Männlein, der Keyboarder und Mitbegründer der Dachauer Band Orange Fizz. Die junge Truppe, bestehend aus neun Bandmitgliedern, hat es an diesem Samstagabend in der Kulturkneipe Haimhausen bewiesen: Man kann Musik leben. Die Leidenschaft der Musiker bekommt der Besucher schon bei den ersten Takten zu spüren. Zwar ist das Konzert an diesem lauen Sommerabend sehr mager besucht, doch "Orange Fizz" sind nicht da, um möglichst viele Leute zu unterhalten. Sie sind da um der Freude an der Musik willen und um diese an die Zuhörer weiterzugeben. Durch den Bläsersatz mit Posaune, Trompete und Saxofon erlangen die jungen Musiker ihren ganz eigenen Sound. Vom ersten Takt an harmonieren die Bläser in Intonation und Zusammenspiel den gesamten Abend über miteinander.

Die für Funk üblichen akzentuierten Einwürfe des Bläsersatzes verlangen im Zusammenspiel Präzision und harte Probenarbeit. Die Bläser Peter, Chris und Julius können das bieten. Auch der Bass mit seinen synkopischen Linien, die E-Gitarre und das Keyboard sind präsent und bringen mit Soli-Passagen, dreistimmigen Gesangseinlagen und freudigen Tanz auf der Bühne den Sommer, Freiheitsgefühl und Leidenschaft für Musik und Tanz in den Saal. Verantwortlich für den individuellen Charakter von "Orange Fizz" sind die Percussion-Elemente. Zusammen mit dem Schlagzeug entstehen Rhythmen, die zum Mitgehen auffordern. Selbst wenn es an diesem Abend nur etwa zwanzig Besucher waren: "Orange Fizz" hat mit genauso viel Feuer und Leidenschaft gespielt, als hätten sie unzählige Gäste. Mit ihrer rockigen Stimme konnte Hauptsängerin Matthäa Gerner das Publikum für sich gewinnen und den müden Alltag aus den Knochen der Leute singen. "Orange Fizz" hat mitgerissen, mit ihren Choreografien auf der Bühne, der Freude an der Musik und den mitreisenden Beats laden sie ein, mit dem Rhythmus mitzugehen. Sie machen Lust aufs Loslassen.

Beeindruckend ist der Teamgeist der neun Musiker. Hier stehen nicht neun Unterhalter auf der Bühne, sondern neun Freunde, die einander ohne Worte verstehen und die ihre ganze Leidenshaft in die Musik stecken. Umso erstaunlicher ist es, dass "Orange Fizz" keine feste Besetzung hat. Am vergangenen Samstagabend spielte die Band zum ersten mal in genau dieser Konstellation zusammen. Beim nächsten Auftritt wird sie wieder anders sein. "Mittlerweile sind wir viele Freunde, und wenn jemand an einem Auftritt nicht kann, springt eben der andere für ihn ein", erklärt der Keyboarder Simon Männlein. Seit 2004 steht "Orange Fizz" auf der Bühne, von der damaligen Besetzung steht immer noch der harte Kern mit Simon Männlein und seinem Bruder Anton Männlein an den Percussions. Trotz dieser Wechsel sind die guten Musiker Freunde und garantieren so das harmonische Zusammenspiel.

2004 hat die Band ihr erstes Live-Album aufgenommen, jetzt sind sie dabei, im Studio Songs für ihren Youtube-Kanal aufzunehmen. In ihren Anfängen haben die Musiker noch viele Cover-Songs auf den Bühnen präsentiert, mittlerweile schreiben sie ihre eigenen Songs und spielten auch schon auf Veranstaltungen wie "Jazz in allen Gassen", im Münchner Parkcafé oder auf dem "Streetlife-Festival" in München. Und obwohl mehrere Mitglieder der Dachauer Band jetzt in anderen Städten studieren oder arbeiten: Für "Orange Fizz" ist das kein Hinderungsgrund, weiterhin zusammen Musik zu machen.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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