Teure Mieten:Staatliche Kontrolle ist nötig

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Warum mit Wohnungsbau allein der Wohnungsnot nicht abzuhelfen ist

Von Viktoria Großmann

Der Landkreis Dachau hat, wie die gesamte Metropolregion, ein Wohlstandsproblem. Kein Luxusproblem, dafür ist es zu ernst. Die Region ist auf dem Weg, ihren Reichtum, auch ihren relativen Kinderreichtum, zu verspielen. Weil die Mieten und die Gehälter der Normalverdiener nicht zusammenpassen. Dabei geht es vielen im Landkreis sehr gut. Die Arbeitslosigkeit liegt stetig bei etwa drei Prozent. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung gehört Dachau zu den zehn reichsten Landkreisen Deutschlands. Den Menschen bleibt von ihrem Einkommen besonders viel übrig: wie die GfK schreibt, für Konsumausgaben, Freizeit, Sparen - und Wohnen. Doch Münchner geben bis zu 26 Prozent ihres Einkommens allein für die Kaltmiete aus, inklusive Nebenkosten sind es schnell ein Drittel. In kleineren Haushalten oft noch mehr. Das besagt eine Studie des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts und der Berenberg Bank und man darf getrost davon ausgehen, dass das auf den gesamten Großraum zutrifft.

So paradox es klingt: Mit Wohnungsbau allein ist der Wohnungsnot nicht abzuhelfen. Es kommt auf die Art des Wohnungsbaus an. Die Stadt Dachau geht vorbildlich voran beim städtischen Wohnungsbau und hat mit der sozialgerechten Bodennutzung ein sinnvolles Instrument zur Schaffung bezahlbarer Wohnungen geschaffen. Hilfreich können auch die Förderung von genossenschaftlichem Bauen sein sowie vernünftige Mietspiegel. Doch warum sollten Kommunen und Staat allein den durchdrehenden Immobilienmarkt abfedern? Betriebe klagen über fehlende Fachkräfte, wollen sich aber selbst im Wohnungsbau nicht engagieren. Fühlen sich zu klein für solche Aufgaben oder schlicht nicht zuständig. Alle aber haben einen Nachteil, wenn Fachkräfte fehlen, Krankenschwestern, Kinder, Rentner. Es wäre eine traurige und schlecht funktionierende Gesellschaft. Das Problem der zu hohen Mieten betrifft alle, deshalb sollten auch alle daran arbeiten. So wenig wie Bauen ohne staatliche Förderung auskommt, so wenig kann es aber auch ohne staatliche Regulierung auskommen. Wohnen ist schließlich ein Grundbedürfnis.

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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