Knabenkapelle Dachau:Der Festakt - ein einziger Tusch

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Die Knabenkapelle Dachau feiert ihr 60-jähriges Bestehen mit Ehrengästen, politischer Prominenz, vielen Freunden und einem besonderen Auftritt ehemaliger Musiker.

Von Philip Kammerl

60 Jahre Knabenkapelle Dachau: Wie alles anfing, zeigte eine kleine Ausstellung am Rande des Festakts. Foto: Heigl (Foto: Toni Heigl)

Als das große Blasorchester der Knabenkapelle loslegt, zeigen sich die 300 Festgäste noch sichtlich konzentriert. Immerhin spielt das Orchester konzertante Musik. Doch schon bei der ersten rhythmisch mitreißenden Passage des "Klezmer-Karneval" von Philip Sparke löst sich die Ernsthaftigkeit von den Gesichtern, und das Publikum feuert das Blasorchester eifrig an. Kapellensprecher Benedikt Feller hat also nicht zu viel versprochen, als er eben dieses Stück als "sehr abwechslungsreich und stimmungsvoll" angekündigt hat.

Besonders begeistert der erst zwölf Jahre alte Tubist Michael Fritz, der für das Stück "Der fidele Bassist" von Hans Rückauer alleine vor dem großen Blasorchester mit seiner Tuba steht und verstärkt mit einem Mikrofon ein herausragend gespieltes Tubasolo abliefert. Nach dem Schlussakkord des Orchesters mischen sich erstmals Begeisterungspfiffe in den Applaus. Als sich der junge Tubist bescheiden zurückhaltend mit den Worten "Ich bin der Michi und spiele gern Tuba" vorstellt, erntet er heftigen Beifall.

Der Auftakt zur Feier zum 60-jährigen Bestehen der Knabenkapelle Dachau war also genau so vielversprechend musikalisch wie erwartet. Und der Festakt wurde zu einem einzigen Tusch. Schon zu Beginn intonierte am Samstagnachmittag im ASV-Theatersaal ein Fanfarenspiel für vier Trompeten den Auftritt des Vorsitzenden Tilo Ederer; er führt seit drei Monaten die Knabenkapelle. In seinen Grußworten an die zahlreich erschienenen Gäste und Prominenz führte er seine Genugtuung darüber aus, "dass so viele Menschen sich zu dem Festakt eingefunden haben", obwohl das schöne Wetter sicherlich nicht in einen geschlossenen Raum lockt. Großes Lob und Anerkennung zollte er den vielen ehemaligen Mitgliedern der Knabenkapellen, die ihre Orchester durch ihren Fleiß dorthin gebracht hätten, wo sie jetzt stünden. Ederer ist selbst Vater von zwei Kindern, die in der Kapelle spielen, und zeigte sich beeindruckt vom ehrenamtlichen Engagement der Eltern.

Nach dem beschwingt konzertanten Auftakt fielen den Fest- und Gastrednern ihre Lobreden sehr leicht. CSU-Bundestagabgeordnete Gerda Hasselfeldt betonte, wie wertvoll die Weitergabe und Pflege der bairischen Tradition ist. Der CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath freute sich besonders darüber, dass der Landkreis diese Kapelle als "wunderbare Visitenkarte" habe. Auch wenn es ein Widerspruch in sich selbst sei, dass eine Knabenkapelle 60 wird, so sehe man gerade hier das Geheimnis der Musik: "Sie hält jung." Ein Dachau ohne Knabenkapelle ist für die dritte Bürgermeisterin Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) nicht vorstellbar. Sie vertrat den Schirmherrn der Veranstaltung, Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU): "Die Knabenkapelle Dachau kommt aus der Gesellschaft und ist ein Stück Gesellschaft." Sie sichert ihm Zuschüsse der Stadt zu.

Dass die Knabenkapelle herausragende Jugendarbeit leistet, verdeutlichte der musikalische Leiter und Dirigent Peter Weber deutlich, indem er die acht jüngsten Musiker vorstellte. Besonders starken Beifall bekamen Nico und Kilian, deren Trompetenspiel eindringlich demonstrierte, weshalb die beiden Ausnahmetalente schon mit acht Jahren in das Nachwuchsorchester aufgenommen wurden. Nach Webers Ansicht ist die Jugendarbeit sehr wichtig, um das Zusammenspiel so früh als möglich zu erlernen: "Die Bläserklasse an der Grundschule Dachau Ost ist da der beste Weg, um junge Menschen an das gemeinsame Musizieren heranzuführen." Ein weiterer Höhepunkt des Nachmittags war der Auftritt des Ehemaligen-Orchester der Knabenkapelle, das sich generationsübergreifend aus früheren Mitgliedern der Kapelle zusammensetzte. Über diese einmalig zur Jubiläumsfeier zusammengekommene Formation freute sich ganz besonders Gertraud Winkler, Tochter von Peter Paul Winkler, dem Gründer der Knabenkapelle .

Mit einigen aus dem Ehemaligen Orchester stand sie selbst schon auf der Bühne. Angefangen hatte sie schon zur Gründungszeit, im zarten Alter von zehn Jahren, als erstes Mädchen der Knabenkapelle. Beim 60. Jubiläum dabei sein zu können, das sei schon eine unglaublich tolle Sache, sagt sie mit strahlendem Gesicht. "Ein so schöner Tag, mit so schöner Musik, einfach wunderbar." Dann kam Partystimmung auf: mit der Stadtkapelle Mühldorf, der Gruppe De Dachauer und der Partyband Ois Easy; auch letztere ein Gewächs der Knabenkapelle. Vorstand Ederer sagte: "Mit dem Festwochenende wollten wir einen weiten Bogen spannen, in musikalischer Hinsicht - und was die angesprochenen Altersgruppen anbelangt." Er darf sich auch durch das zahlreich erschienene Partypublikum bestätigt fühlen.

© SZ vom 17.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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