Kirche:Alleluja

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Ein Schmuckstück, nicht nur in optischer Hinsicht: die neue Orgel in der Dachauer Kirche Mariä Himmelfahrt. (Foto: Toni Heigl)

Ein bewegender Moment für die Pfarrgemeinde: Der bayerische Altmeister Karl Maureen präsentiert bei einem Konzert den prächtigen Klang der neuen Orgel in Mariä Himmelfahrt

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Mit Marsch, Meditation, Introduction und Toccata über "Lasst uns erfreuen sehr" eines völlig unbekannten und wohl auch unbedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts namens Nicholas Choveaux begann Karl Maureen, der bayerische Altmeister unter den Organisten, sein Konzert zur Einweihung der neuen Kaps-Orgel in der Dachauer Kirche Mariä Himmelfahrt. Hier ging es nicht um einen mehr oder weniger bedeutenden Komponisten und dessen Werk, sondern einzig und allein um das zugrunde liegende, heute schon fast vergessene katholische Marienlied "Lasst uns erfreuen herzlich sehr. Alleluja! Maria seufzt und weint nicht mehr. Alleluja!" Das konnte man im Zusammenhang mit der Einweihung der neuen Orgel in der Kirche Mariä Himmelfahrt nur auf diese Kirche beziehen, und dazu passt auch die Fortsetzung des Liedes: "Verschwunden sind die Nebel all. Alleluja! Jetzt glänzt der lieben Sonne Strahl. Alleluja!"

"Der lieben Sonne Strahl", der da glänzt, das ist die neue Orgel, um die in der Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt jahrelang geseufzt und geweint, aber auch gekämpft wurde. Es hat sich gelohnt. Die neue Orgel übertrifft die kühnsten Erwartungen, sie wird die Orgelbauer Christoph und Matthias Kaps in die allererste Reihe der europäischen Orgelbauer aufrücken lassen. Karl Maureen, der als Orgelsachverständiger wesentlichen Anteil an der Planung und Gestaltung der neuen Orgel hatte, stand es zu, nun auch das erste Konzert auf der neuen Orgel zu gestalten.

Der Kirche Mariä Himmelfahrt zuliebe stellte er sein ganzes Konzertprogramm unter das Motto "Maria". Neben dem genannten Marienlied, das zuletzt auch noch variiert wurde, standen Magnificat-Vertonungen von Pachelbel und Bach, ein "Salve regina" von Arthur Piechler aus Augsburg und "Priere a Notre Dame" von Leon Boellmann auf dem Programm. Nur für das Choralvorspiel von Johann Sebastian Bach stand natürlich kein Marienchoral zur Verfügung. Maureen wählte Bachs in Fachkreisen geradezu legendär berühmtes Choralvorspiel zu "Schmücke dich, o liebe Seele, lass' die dunkle Sündenhöhle". Diesen Choral findet man nur im evangelischen Gesangsbuch. Dass aber gerade Bachs Choralvorspiel das größte und ergreifendste Stück des ganzen Konzertprogramms sein wird, war vorauszusehen. "Fange herrlich an zu prangen!", heißt es in diesem Choral auch. Das tat nun die Kaps-Orgel in idealer Weise.

Im Konzert zur Einweihung einer neuen Orgel hat der Organist auch die Aufgabe, die Orgel vorzuführen, ihren Klang und ihre Farben aufzuzeigen. Natürlich kann er in einem einstündigen Konzert nur einige Aspekte der Orgel zeigen, das "volle Werk" aller Register, einige Soloregister und einige der bei einer Orgel von mehr als 40 Registern schier unergründlich vielen Klangkombinationen. Alles, was man zu hören bekam, war absolut erstklassig. Der Klang des vollen Werks ist prächtig, aber nicht laut oder gar brutal, wie das leider bei vielen der in letzter Zeit gebauten Orgeln der Fall ist. Die Kaps-Orgel bleibt wohl in allen Registern und Registerkombinationen und nicht zuletzt in der prachtvollen Fülle des Plenums elegant.

Schöne Soloregister ließen aufhorchen, aber diese Orgel kann auch recht kitschig säuseln. Das zeigte Maureen beim "Priere a Notre Dame" von Boellmann. Überhaupt bewegte sich Karl Maureen bei diesem Konzert nicht nur auf den hehren Pfaden vorwiegend barocker Orgelmusik von Pachelbel bis Bach, er vermied auch Abstecher in musikalisch recht seichte Gefilde nicht. Sein Orgelspiel wurde per Video auf eine vor den sehr gut besetzten Kirchenbänken aufgestellte Leinwand übertragen, war also genau zu beobachten. Die Besucher konnten bestaunen, wie der Organist alle drei Manuale benutzt, um abwechslungsreiche Klangwirkungen zu erzielen, und wie sicher er sich auf dem Orgelpedal bewegt.

Karl Maureens Orgelstunde war wunderbar. Alleluja! Sie hat aber auch gezeigt, dass Orgelmusik nicht nur schwere Kost sein muss, sondern auch populär sein kann. Vielleicht hat er gerade damit Appetit auf mehr Konzerte mit der neuen Orgel in der Kirche Mariä Himmelfahrt gemacht.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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