Karlsfeld:Biber nagt an Karlsfelds Infrastruktur

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Biber, aber auch andere Nagetiere wie dieses schwarze Eichhörnchen (rechts am Baumstamm) fühlen sich am Moosgraben in Karlsfeld wohl. (Foto: Toni Heigl)

Die Nagetiere unterhöhlen in der Handwerkersiedlung rund 350 Meter des Straßenbanketts. Die arg verschuldete Gemeinde muss nun 300 000 Euro ausgeben, um die Schäden zu beheben. Immer wieder kommen sich Kommunen und Biber ins Gehege.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Der Biber gräbt gerne. Und besonders gerne gräbt er unter dem Wiesenweg in Karlsfeld, in der Handwerkersiedlung direkt am Moosgraben. Rund 350 Meter des Straßenbanketts hat er dort schon unterhöhlt. Wie sich das auf die Straße auswirkt, ist noch nicht sicher.

Aktuell ist der Abschnitt des Banketts abgesperrt, später soll die Straße geöffnet werden, um die Biberschäden zu begutachten. Nicht nur an dieser Stelle sind die Nagetiere ein Problem, sagt Christina Bosch vom Tiefbauamt Karlsfeld. "Grundsätzlich fühlt sich der Biber hier im ehemaligen Moosgebiet recht heimisch" - und verursacht leider auch Straßenschäden.

Um diese zu beseitigen, hat der Finanzausschuss Karlsfeld vor kurzem rund 300 000 Euro im Haushalt eingeplant. Damit die Biber am Moosgraben nicht weiterpflügen, könnte die Gemeinde etwa mit Steinen arbeiten oder senkrechte Baustahlmatten unter der Erde einsetzen, so Bosch.

Auf den ganzen Landkreis gesehen unterhöhlen Biber immer wieder Böschungen an Straßen oder Feldwegen, die neben Gewässern verlaufen, sagt der Biberbeauftragte des Landkreises Alexander Wolfseder: "Größere Schäden und Gefahrensituationen, die eine Entnahme von Bibern erforderlich machten, gab es in den letzten Jahren im Gemeindebereich von Haimhausen, Hebertshausen, Bergkirchen und Karlsfeld. Die Einbrüche in Feldwegen mussten wieder aufgefüllt und verdichtet werden."

Die Karlsfelder Biber sind wohl ins Schwarzhölzl weitergezogen

Wie teuer die Umpflügungen des Bibers sind, kann Wolfseder nicht einschätzen: "Es handelt sich bei den bisherigen Schadens- beziehungsweise Sanierungsfällen an Straßen und Wegen um Einzelfälle. Eine Schadenshöhe pro Jahr kann daher nicht angegeben werden."

Was die Biber in der Handwerkersiedlung in Karlsfeld vollbracht haben, sei aber besonders auffällig: "Bisher kann an asphaltierten Straßen nur der Wiesenweg in Karlsfeld genannt werden, bei dem es zu Setzungen am Straßenrand gekommen ist" - unter Setzung ist die langsame Senkung eines Baukörpers zu verstehen. Dagegen gebe es bauliche Schutzmaßnahmen, diese seien sehr kostenintensiv - "werden aber aktuell in Karlsfeld zum Schutz des Wiesenweges in Erwägung gezogen".

Außerdem wurde der Gemeinde in diesem Bereich eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung zur Entnahme von Bibern erteilt, so Wolfseder. Der Biber ist EU-rechtlich streng geschützt und darf nur bei Vorliegen besonderer Ausnahmevoraussetzungen wie ernster land- oder forstwirtschaftlicher oder sonstiger wirtschaftlicher Schäden oder aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses getötet werden.

Zu diesem Fall erklärt Wolfseder weiter: "Allerdings konnten bislang keine Biber entnommen werden. Es hat aktuell eher den Anschein, dass diese ihren Aktionsradius von der Handwerkersiedlung bachabwärts in das Naturschutzgebiet Schwarzhölzl verlagert haben."

Seit 15 Jahren ist Dachau ein "Biberlandkreis"

Die ersten Biberspuren im Landkreis Dachau wurden Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger an der Glonn und der Amper gesichtet. Über Amper, Glonn und Ilm hat der Biber den Landkreis besiedelt, schreibt Wolfseder: "Seit rund 15 Jahren ist der Landkreis Dachau Biberlandkreis, das heißt, alle größeren Flussläufe sowie viele Seitenbäche sind besetzt."

Der Europäische Biber (Castor fiber Linnaeus) erreicht eine Körperlänge von bis zu 1,30 Meter. Sein Gewicht beträgt bei ausgewachsenen Tieren bis zu 30 Kilogramm. Die Biberfamilie besteht aus dem Elternpaar und zwei Generationen von Jungtieren.

Bei einer Erhebung im Winter 2004/2005 zählte der Landkreis rund 50 Biberreviere und einen Biberstand von circa 200 Exemplaren, erklärt der Biberbeauftragte Wolfseder: "Mittlerweile dürften sich die Zahlen gemäß grober Schätzung um den Faktor drei bis vier erhöht haben, aktuelle Erhebungen gibt es allerdings nicht."

Darüber hinaus führe die "flächige Ausbreitung der Biber" im Landkreis dazu, dass sich die Nagetiere seit rund elf Jahren auch an Flächen ansiedeln, die eigentlich nicht für sie geeignet sind, zum Beispiel an Entwässerungsgräben oder in Siedlungsbereichen: "Davon sind alle Gemeinden im Landkreis betroffen", sagt Wolfseder.

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